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  • oxybenzol

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Re: Auf den Punkt

rocketeer_87 schrieb am 09.05.2017 10:36:

Richtig, die Wissenschaft bzw. der pervertierte Technizismus ist letztlich das "Innovationsvehikel" kapitalistischer Wirtschaftsweise. Es wird ja nicht um des Menschen Willen bzw. zu seiner tatsächlichen Bedürfnisbefriedigung "innoviert und erforscht", sondern (wie Buchsbaum absolut treffend schreibt) zum Ziele der Vermehrung abstrakten Wertes ("Geld").

Klingt so, als wäre es toll, wenn sich die Menschheit wieder als Jäger und Sammler durchschlagen soll. Von daher mal die Frage, welche Innovationen für dich verzichbar und welche unverzichtbar sind. Und dann die Frage, ob diese unverzichbaren Innovationen ohne Kapitalismus möglich wären.

Was die Vermehrung des abstrakten Wertes betrifft, folgt für mich daraus die Frage vom Sinn des Lebens. Ob das nun das Gründen einer Familie, das Sehen der ganzen Welt oder das Besitzen eines Weinberges ist, ist egal. In alles 3 Fällen braucht man Geld. Ich kann nun mal nicht nach 20 Jahren in der chemischen Industrie dem Landbesitzer nen Tankwagen voll mit Schwefelsäure vor die Tür stellen und sagen "Hier ist meine Anzahlung. Der Rest kommt in 2 Wochen." Ich kann dem Landbesitzer aber Geld in die Hand drücken, denn davon kann er sich problemlos das kaufen, was er will.

Das schlägt sich ja auch in der akademischen Ausbildung nieder: Studiengänge, die nicht "verwertbar" sind oder deren "Rentabilität" nicht direkt quantifizierbar oder ersichtlich ist, werden gemieden bzw. vom System als unnütz deklariert. Daher der Run auf die MINT-Studiengänge, daher das Gebashe der Kultur- und Geisteswissenschaften.

Die meisten Menschen studieren das, womit sie Geld verdienen können. Ob man nun mit MINT oder Kultur Geld verdienen kann, hängt davon ab, ob diese Dinge aus Sicht der Gesellschaft einen Zweck erfüllen. Also sollte man fragen, was braucht es damit Kultur- und Geisteswissenschaften einen größeren Zweck erfüllen, so dass damit auch mher Menschen Geld verdienen können.

Die Schumpeter'sche "Kreative Zerstörung" ist aus ethischer Sicht ein absolut verwerflicher Akt, allein schon diese Wortklauberei ist ein Widerspruch in sich: Wie kann Kreativität und Zerstörung in einem Kontext gebracht werden?!

Kreative Zerstörung ist nichts anderes als eine disruptive Technologie. Die Erfindung des Verbrennungsmotors war eine kreative Tat, aus welcher dann die Zerstörung der Kutschen- und Pferdeindustrie folgte.

Als ob die Evolution jemals durch gezielte (Selbst-) Zerstörung etwas Besseres, Neueres hervorgebracht hätte. Ein evolutionärer Prozess zeichnet sich ja gerade durch ein unglaublich langsames, aber dafür umso umsichtigeres Vorgehen aus. "Leid" hat in diesem Kontext nur den Zweck, negative Entwicklungen von positiven zu seperieren und sich immer den akutellen Umweltbedinungen anzupassen. "Survival of the Smartest" und eben NICHT "Survival of the Fittest".

In der Evolution gibts kein gut oder schlecht. In der Evolution gibt es auch nicht nur langsam sondern auch schnell, z.B. das Aussterben der Dinosaurier. Umsichtig ist die Natur keineswegs. Es gilt ja wie du richtig sagt, das Überleben des am besten angepassten. "Survival of the Fittest" drückt genau das aus. Das Zitat stammt nur aus einer anderen Zeit und Kultur und dadurch hat das Wort "fittest" eine andere Bedeutung. Ein behindert zur Welt gekommenes Lebewesen hat in der Natur keinen Platz. Aus diesem Umstand hat man dann die Euthanasie abgeleitet. Ist sicherlich nicht das was dir vorschwebt.
Warum ist das Leid in der Evolution besser als das Leid im Kapitalismus? Was schlechteres als Aussterben kann ich mir da nicht vorstellen.

Gäbe es wirklich die umweltverstrahlende Atomenergie, wenn unser Weltsystem nicht einer betriebswirtschaftlichen Ratio unterliegen würde?! Sicherlich nicht. Dann gäbe es nämlich auch keine PKW/LKW/Jets/Züge und Straßennetzen, die unsere Umwelt zerstören und vernichten. Zumindest nicht in diesem krankhaften Ausmaß.

So lange saubere Luft und Wasser nichts kostet, ist ein Auto oder ein Straßennetz betriebswirtschaftlich richtig.

Warum gibt es sie denn, diese unsägliche Form der Infrastruktur? Damit wir - die Träger der Ware Arbeitskraft - doch bitte noch schneller und effizienter zum Ort der Verwertschöpfung (Arbeitsplatz) gelangen, um uns noch effizienter zu verausgaben und vernutzen zu lassen. Noch mehr Straßen, noch mehr PKW und LKW und Züge und Jets bitte, noch mehr, noch schneller, noch höher, noch weiter, ohne Sinn, ohne Verstand - damit endlich dieses autodestruktive System in seinen finalen Kollaps gerät.

PKW, Züge und Straßen gibt es um das Transportproblem zu lösen. Überlege doch mal aus welchen Elementen dein Computer besteht und wo diese Elemente her kommen.

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