Die JNA war die reguläre Armee der souveränen Bundesrepublik Jugoslawien, die in allen Landesteilen stationiert war und deren Aufgabe u.a. im Worst Case die Sicherung der Außengrenzen beinhaltete. Insofern gab es weder in Slowenien noch Kroatien oder Bosnien einen ´Einmarsch´ der JNA-Streitkräfte, daran ändert auch eine Unabhängigkeitserklärung nichts. Das Völkerrecht sieht nicht per se das Recht auf Sezession vor, erst recht nicht das Recht auf Gewaltanwendung zur Durchsetzung dieses Vorhabens. Das Selbstbestimmungsrecht steht im Gegensatz zur territorialen Integrität souveräner Staaten. Hier gibt es ein Dilemma, das im Idealfall mit einer friedlichen Einigung zwischen den Konfliktparteien zu lösen ist. Leider wird in den meisten Fällen der Waffengang beschritten.
In Slowenien wurde die JNA von den slowenischen Territorialkräften, einer paramilitärischen Miliz, angegriffen, die sich auf die Seite der Sezessionisten stellte. (Das können Sie auch Ihrem Link entnehmen, aus dem i.Ü. der von Ihnen unterstellte serbische Angriffskrieg nicht zu entnehmen ist). Dabei kamen zumeist junge wehrpflichtige JNA-Soldaten zwischen 18-23 Jahren ums Leben, die durch die Angriffe überfordert waren. Es ist unumstritten, wer die gewaltsamen Auseinandersetzungen initiiert und begonnen hat, dass diese nach nationalem wie internationalem Recht illegitim waren.
Oh ja, die haben eine äußerst zwielichtige Rolle gespielt und erst mitten im Bosnienkrieg die Seiten gewechselt.
Welche zwielichtige Rolle? Haben die bosnischen Kroaten keine Existenzberechtigung in dieser Region, wo sie, wie die Serben, seit über 1000 Jahren ansässig sind? Bis zur Okkupation durch das Osmanische Reich befand sich Bosnien im Mittelalter im Spannungsfeld zwischen kroatischen und serbischen Dynastien, unterbrochen durch Machtübernahme byzantinischer, ungarischer oder bulgarischer Herrschaft. Die Bevölkerung bestand mehrheitlich aus Slawen, im Zuge der osmanischen Eroberung kam es zu dem Zuzug von Turkvölkern bzw. Muslimen sowie einer starken Konversion der christlichen Bevölkerung zum Islam. In Folge gab es dort in den vergangenen Jahrhunderten nie eine homogene Bevölkerungsstruktur, dementsprechend kann keine Gruppe das alleinige Recht auf dieses Territorium für sich beanspruchen.
Die Zukunft Bosniens hätte entweder einvernehmlich geregelt werden müssen, dazu gab es noch vor Kriegsausbruch den sog. Carrington-Cutileiro-Plan, der von allen 3 Seiten unterzeichnet wurde. 10 Tage später zog der bosnisch-muslimische Leader Izetbegovic auf Zuflüsterung der USA seine Unterschrift zurück. Der Krieg hätte auch durch eine Teilung Bosniens in 3 Entitäten vermieden werden können. Wenn die territoriale Unversehrtheit Jugoslawiens missachtet werden konnte, dann kann das Prozedere auch für die Teilrepubliken gelten, deren Unversehrtheit der territorialen Grenzen ohnehin nicht vom Völkerrecht abgedeckt ist. Doch die EU wollte einen rein islamischen Staat in Europa nach den Vorstellungen des Verfassers der ´Islamischen Deklaration´, Alija Izetbegovic, nicht akzeptieren und drängte auf einen unitaristischen Staat, die Interessen der kroatischen und serbischen Bevölkerung in Bosnien wurden dabei ignoriert. Genau hier, in der Missachtung der Belange anderer Bevölkerungsgruppen, finden Sie den Kern der Ursache der Kriege, nicht in irgendeinem fabulösen Narrativ über Großserbien.
Die außernationalen Interessen zur Zerschlagung Jugoslawiens lagen in dem Bestreben von diversen Staaten, vornehmlich USA, Deutschland und Großbritannien, ihren Machteinfluss auf dem Balken zu erweitern. Für dieses Ziel wurden selbst Kriege in Kauf genommen und tw. geschürt. Damit wurde eine Verletzung der UN-Charta sowie der Schlussakte von Helsinki begangen. Die vorzeitige Anerkennungspolitik hat nicht zu einer Befriedung der Konflikte geführt, im Gegenteil. Dieser Kampf um Einflusspären ist bis heute nicht ausgefochten, weder Deutschland möchte diese Region den US-Amis und Briten überlassen noch umgekehrt. Die führenden EU-Regierungen waren zu einer fairen Vermittlerrolle nicht fähig oder nicht willig, während sich die Deppen in Jugoslawien auf allen Seiten manipulieren und instrumentalisieren ließen, anstatt eine friedliche Lösung auf Augenhöhe anzustreben, ob in einem wie auch immer definierten Staatenbund oder als Union unabhängiger Staaten, die den Schutz der jeweiligen Minderheiten garantiert.