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  • GP.0

549 Beiträge seit 28.01.2016

Wann berechnet das RKI die Impfeffektivität endlich statistisch sauber?

Seit dem Wochenbericht vom 27.01.2022 schreibt das RKI endlich in einer Fußnote, nach welcher Formel die Impfeffektivität berechnet wird. Über die Qualität der Datenbasis wird aber nach wie vor nichts ausgesagt. Welche wesentlichen Punkte führen zu einer Verzerrung der angegebenen Werte?
Auf S. 28 kann man lesen:
VE = 1 – (𝑃CV/(1-PCV))*((1-PPV)/PPV)
Dabei ist VE die Impfeffektivität, PCV (proportion of cases vaccinated) der Anteil der geimpften Fälle und PPV (proportion of population vaccinated) der Anteil der geimpften Bevölkerung.
Wie wirkt nun die mangelnde Datendatenqualität?
1. Es ist nur von einem Bruchteil der Patienten der aktuelle Impfstatus bekannt. Wie diese Stichprobe in Zusammenhang mit der Grundgesamtheit steht, weiß man bei RKI nicht. Der Impfstatus für die Berechnung der Impfeffektivität wird anders vorgenommen, als das für den Impfpass der Fall ist. Johnson & Johnson-Geimpfte werden immer noch als grundimmunisiert eingerechnet. Das erhöht die Zahl der Geimpften künstlich, also das PPV.
2. Wie im Jahr 2020 zu sehen war, wurde nur ein Bruchteil der Infizierten zu schweren Fällen bzw. ist gestorben. Da im vergangenen Jahr aber unterschiedslos ohne Berücksichtigung des persönlichen Risikos geimpft worden ist, wurde der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung künstlich aufgebläht, also das PPV viel zu groß gemacht.
3. Unter den Ungeimpften gibt es besonders bei den Ü80 einen hohen Anteil von Personen, die nicht geimpft werden dürfen. Im Krankheitsfall ist das Risiko für einen schweren Verlauf oder den Tod für diese Gruppe überproportional hoch. Durch das Einbeziehen dieser Fälle in die Berechnung wird die Impfeffektivität verzerrt, (1 –PCV) ist zu groß und PCV zu klein.
Alle drei Punkte führen zu einer Überschätzung der Impfeffektivität. Deren Größe ist auf Nachfrage durch Norbert Häring dem RKI nicht bekannt und in den Wochenberichten wird auch nicht darauf hingewiesen. Der Artikel "Noch mehr Datenschmu vom RKI" beschreibt das ausführlich und enthält die Antworten des RKI.
Man muss leider sagen, dass wir auch 13 Monate nach dem Beginn der Impfungen nicht wirklich wissen, wie gut eine Impfung vor Infektion, Hospitalisierung, ITS-Einweisung oder Tod schützt. Das ist für eine Industrienation wie Deutschland ein Armutszeugnis.

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