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  • Raumflieger

388 Beiträge seit 12.08.2024

Re: Warum jetzt nur Auto?

Man kennt halt hauptsächlich die großen Marken. Die ganzen "hidden Champions" kennt keiner, auch wenn die Weltmarktführer sind und irgendwo in Deutschland ihre Zentrale stehen haben.

Wenn man mal 'nen Außenstehenden fragt, welche "typisch deutschen Marken" er so kennt, landet er sicherlich erstmal bei den deutschen Autobauern. Audi, BMW, Mercedes-Benz. Vielleicht kommen dann noch Liebherr, AEG und Hecker-und-Koch dazu. Adidas und Puma könnten auch noch ggf. einfallen, oder auch einfach Bosch & Siemens.
Aber sonst? Da wird's schwierig für jemanden, der von außen auf das Land blickt.

Innerhalb Deutschlands kommts eigentlich auf das gefühlte und reale Geschäftsklima an. Da hast du recht: da wird auf der einen Seite viel zu viel Politik gemacht und überreguliert. Auf der anderen Seite ist die Basis unseres Wohlstands eben NICHT die Wiederkehr des Manchester-Kapitalismus, sondern die soziale Marktwirtschaft. Es ging den Unternehmen besser, als der Sozialstaat gesund und leistungsfähig war, weil er allen, die gewillt waren, was zu leisten, auch Teilhabe am volkswirtschaftlichen Wohlstand ermöglichte. Dazu gehörte eben auch eine solide Kaufkraft, um sich all die schönen Produkte "made in Germany" leisten zu können.

Inzwischen ist "made in Germany" aber untrennbar verbunden mit Lieferanten in aller Welt, die einstmalige Qualität ist nicht mehr unbedingt gegeben. Aber der Preis, der stieg immer weiter. Zugleich sanken die Reallöhne: die Inflation lag IMMER vor der Einkommensentwicklung, nicht nur die letzten zwei, drei Jahre. Immer weniger Menschen können und wollen sich teure Produkte deutscher Markenhersteller leisten, weil Preis und Qualität nicht mehr übereinstimmen oder die Kaufkraft aufgrund von Mindestlöhnen bzw. prekärer finanzieller Gesamtsituation geschwunden ist.

Nun sind es oft KLEINE Gesten, welche die Stimmung im Lande erheblich verbessern würden, die das Gefühl geben, die Regierung hat unsere Nöte verstanden. Und das sind vor allen Dingen Senkungen bei den Abgaben. Die CO2-Abgabe merkt man zwar "kaum", die belastet aber trotzdem jeden Bürger mit durchschnittlichen knapp 500,- Euro im Jahr gegenwärtig (mittlere 11t CO2 x 45 Euro/t). Die Abgabe ist aber überall mit eingepreist und trieb die ohnehin schon hohe Inflation mit an. Auch bei der Mehrwertsteuer könnte man drehen und beispielsweise Hygiene- und Babyartikel ermäßigen sowie die Gastronomie dauerhaft zu entlasten. Auch bei Pflichtversicherungen könnte man die Steuern senken. Und bei den kommunalen Abgaben hätte man eben auf Preisrunden und Reformen verzichten können: jüngst wurde bei mir umgestellt von Nachzahlung bei der Abfallgebühr auf Vorauszahlung, was unmittelbar zwei Rechnungen in zwei aufeinanderfolgende Monaten einbrachte. Das war 2022, als die Inflation grad durch die Decke geschossen ist.

Statt also gezielt kleine und bezahlbare Gesten zu zeigen, haut man auch noch drauf und greift tief in die Taschen der Leute. Das verdirbt aber die Stimmung in der Bevölkerung und damit eben auch in der Wirtschaft.

Ansonsten? Hätte man keinen Wind wegen des Verbrennerverbots 2035 gemacht und auf die Quote bei den E-Fahrzeugen verzichtet, hätten die Autobauer weiter ihre Verbrenner bauen können. Wenn das E-Auto die BESSERE Alternative ist, wird ganz von allein der Verbrenner ausphasen. Das halt nicht bis 2035, aber vielleicht ist 2050 "ganz natürlich" Schluss damit. Bis dahin hätten auch deutsche Autobauer wahlweise hocheffiziente Hybriden bauen können. Denn eins ist gewiss: gerade deutsche Verbrennermotoren gehören insgesamt zu den effizientesten in der Welt. Die politischen Manöver haben hier vorsätzlich die Stimmung verdorben. Durch die ständigen Kurswechsel kommt auch keinerlei Ruhe rein. Damit der Markt aber funktionieren kann, darf die Politik nicht ständig die Regeln ändern.

Und das gilt eben überall. Nicht nur für Autobauer.

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