Geplante Obsoleszenz: "die [in seiner Herstellungsweise, seinen Materialien oder Ähnlichem angelegte] Alterung eines Produkts, das dadurch veraltet oder unbrauchbar wird"
Ein aus der öffentlichen Debatte verdrängter, aber für unnötige Umweltschäden und den Gebrauchswert vieler Produkte enorm reduzierende, zunehmend nicht unerheblicher Faktor.
Während in den 70er/80ern es noch üblich war, das ein Autoscheinwerfer selbst nach Jahrzehnten auf dem Schrott liegend als Ersatzteil genutzt werden konnte, etwas putzen, entrosten und 2 neue Leuchtmittel rein geschraubt, und weiter gings - ist ein zeitgenössisches Auto mit Scheinwerfer-Elementen gebaut, das häufig aus verklebten LED-Elementen besteht, in einem verklebten Gesamtgebilde, das sich schwer bis gar nicht reparieren lässt und daher nur komplett ausgetauscht werden kann.
Die Preis-Differenz, trotz annähernd ähnlichem Gebrauchswert, beträgt mehrere 100€, allein durch eine Produktionsart, die darauf ausgelegt ist, nicht langlebig zu sein. Das ist mittlerweile eine übliche Produktionsart bei fast allen Konsumgütern. Das Argument, es wären eben Billigprodukte, zieht heute wohl nicht mehr. Noch Vorgestern telefonierte ich mit einer Freundin, deren Constructa-Spülmaschine, jetzt nicht die billigsten, nach Ablauf der Extra-Garantie von 5 Jahren "brav" ihren Dienst pünktlich einstellte. Diese neue Unart von dubiosen Zusatz-Garantien, die man extra bezahlen muss, die sicher stellen sollen das man wenigstens die 5 Jahre durchschnittliche Nutzung überhaupt erreicht, sind ja sicher nicht nur mir aufgefallen. Das Produkt, das völlig selbstverständlich 20-30 Jahre seinen Dienst verrichtet, und bei Problemen mit einem schadhaften Bauteil sich mit einem kleinen Bruchteil der Anschaffungskosten wieder reparieren lässt, sind auslaufende Phänomene. Die bis vor wenigen Jahren üblichen 1-2 Jahre Garantie reichte aus, um Produktionsmängel festzustellen, die es immer gibt. Deswegen war eine 5-Jahresgarantie bis vor ca. 10 Jahren auch totaler Quatsch. Das Gerät war Murks perse, oder eine Montags-Produktion, oder eben nicht. Um das heraus zu finden, braucht man keine 5 Jahre. Diese 5-Jahres-Garantien haben eine andere Funktion und gehen eher in Richtung Leasing, Gebrauchswert mieten, etc.
Pro: mehr Umsatz, mehr Gewinne, mehr Arbeit - also auch gegen Arbeitslosigkeit
Contra: mehr Ressourcen, mehr Umweltschäden, mehr Arbeit, höhere Nutzer-Verluste
Jetzt ist aber hohe Arbeitslosigkeit für ein Sozialwesen die unproduktivste, und die teuerste Art zu wirtschaften. Müntefering: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!" - Scheißegal was man arbeitet. Hinzu kommt, das im heutigen Verständnis eines gelungenem Lebens eine dauerhafte, ständige Lohnarbeit tief verankert ist. Ich sprach noch neulich mit einem Freund, dessen Schwester gerade eine schwere Krebserkrankung durchgemacht hatte, und seine Corona-Bedingte Arbeitslosigkeit damit kommentierte: Das lassen wir jetzt mal so gerade noch durchgehen. Ist also die geplante Obsoleszenz eine folgerichtige Entwicklung für wohlhabende Gesellschaften, um soziale und existenzielle Fragen im bestehenden System systemlogisch zu beantworten? Würde unser System, ohne ständigen Naturverbrauch und sysiphosartiger "Roll den Stein nochmal den Berg hoch" nicht kollabieren?
Was ist der gesellschaftliche Mehrwert von Arbeit, wenn sie nur Arbeit, aber gesamt betrachtet keinen Mehrwert schafft? Viele kritisieren ja gerne die ineffiziente sozialistische oder gar kommunistische Produktion, weil ja da durch den Wegfall des Konkurrenz-Prinzip nur ineffizienter Murks bei raus kommen kann. Da ist was dran. Nur, was ist gewonnen, wenn man das austauscht, für einen enorm Ressourcen-, Umwelt- und Arbeitsintensiven Kapitalismus, dessen erklärtes Ziel es ist, Murks zu produzieren?
Ist das dann ein gesamtgesellschaftlicher Mehrwert?
Ich weiß, etwas Off-Topic, aber irgend wie hatte ich es beim Thema Mehrwert im Kopf.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.02.2021 11:19).