Ansicht umschalten
Avatar von Zahlen helfen
  • Zahlen helfen

mehr als 1000 Beiträge seit 03.05.2020

Wissenschaftsjournalismus hat genau was mit Wissenschaft zu tun?

Dass sich das recht stabile Bedrohungsgefühl negativ auf die Informationssuche auswirkte, bestätigt eine Studie der Uni Hildesheim. Ein Teil der Befragten berichtete den Forschenden von den negativen Auswirkungen des Überangebots an Information: "Die Teilnehmer berichteten, dass sie mit der Menge an Informationen überfordert waren, was nach einer Phase intensiver Mediennutzung zu einem Rückgang der Informationssuche führte."

Man kann die gezeigte Grafik auch ganz anders lesen als eine Überforderung zu postulieren. Die Zahl der Klicks ist grob über die Zeit ziemlich konstant bei um die 100 Mio, was wohl ein Maß für die Leute ist, die wirklich und/oder dauerhaft interessiert sind. NB: dauerhaft Interessierte können auch Leute sein, die eigentlich nicht wirklich interessiert sind, aber im Tages- oder Wochenrhythmus aufgrund irgendeiner Sau, die gerade durchs Dorf getrieben wird, in Panik verfallen und wie wild klicken. Zu dieser Gruppe -- in der Politik würde man sagen: Stammwählerschaft -- kommen Leuten hinzu, die aufgrund der medialen Bombardierung angelockt werden wie Schaulustige bei einem Unfall, aber ansonsten wenig bis kein Interesse und auch wenig einschlägiges Vorwissen haben. Diese "Laufkundschaft" wird nach einer gewissen Zeit auch wieder weg bleiben und es ist absehbar, dass diese Laufkundschaft diese Entwicklung damit rationalisieren wird, dass sie halt "...mit der Menge an Informationen überfordert war...". Das ist einerseits richtig, was die Fachkompetenz angeht (siehe auch hier Forumsbeiträge zu Corona), und andererseits natürlich auch nur eine einfache Ausrede, dass die Sau halt jetzt um die Ecke ist und man wieder was anderes zu tun hat.

Was die fachliche Qualität des "Wissenschaftsjournalismus" angeht, kann man als gelernter und erfahrener Naturwissenschaftler sowieso nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Ich habe bis heute keinen einzigen "wissenschaftsjournalistischen" Text über Corona gelesen, der nicht von Fehlern in Verständnis, Argumentation und Logik nur so strotzte. Gerade Zeitungen, die sich selbst für die Speerspitze des deutschen oder auch internationalen Qualitätsjournalismus halten und dies auch öffentlich kund tun (z.B. SZ, Zeit, Guardian), halten in dieser Disziplin eine unrühmliche Spitzenposition. Ein öffentlich-rechtliches Medienhaus wie der Bayerische Rundfunk ist fachlich zwar auch nicht besser, leistet sich aber immerhin dauerhaft kritische Ausflüge in die Diskussion der verheerenden sozialen Folgen der Anti-Corona-Politik.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten