Ich selber habe seine beiden Bände schon gelesen.
Ich auch. Band 1 schon Mitte der 1970er Jahre . Und natürlich auch viel von dem allgemeiner "Wisssenschaftstheoretischen" bzw Erkenntnistheoretischen". Wenn auch nicht durchweg alles und Teile auch nur über Sekundärliteratur.
Allerdings halte ich seit ca. zwei Jahrzehnten vor allem auch aufgrund der seitherigen geschichtlichen Verläufe und Erkenntnisse im Wissenschaftsbereich , aber auch wegen der seitherigen Beobachtungen und Erfahrungen in Gesellschaft und Politik allgemein die Positionen von Paul Feyerabend Thomas Kuhn, Imre Lakatos usw. für genauso beachtenswert und inzwischen für eher noch überzeugender.
Leider musste ich auch feststellen, dass man mich (über Literatur des Popper- Fanclubs) früher auch nur oberflächlich und oft verzerrend oder nicht gerade korrekt über die wissenschafts-skeptizistischen (aber keineswegs wissenschaftsfeindlichen) Positionen Paul Feyerabends (des- ?) informiert hat. Das passiert halt, wenn man sich nur "semiprofessionell" mit diesen Dingen beschäftigen kann.
Auch deswegen meine Skepsis, ob die Neocon- Marktliberalen Popper nicht in gewisser Weise in Ihrem Sinne zu Ihrem Zweck verbiegen. Denn man kann nachlesen, dass er bereit war, antihuman- unsozialen Marktentwicklungen durch staatliche Eingriffe Grenzen zu setzen. Wenn auch "nur" "reformerisch - kleinschrittig . Also war er wohl kein genereller Gegner von Staatsinterventionismus .
Die (erfolgreiche) Strategie der Marktradikalen ist bzw, war es , seinen Antitotalitarismus und (relativen) Antimarxismus als ökonomische Freiheits-Forderung nach einem möglichst grenzenlosen Markt zu interpretieren. Ähnliches gilt wohl für das Problem der Sozialen Gerechtigkeit und der Umverteilung von Unten noch Oben.
Denn eigentlich kann man Popper auch rein sozialdemokratisch - marktreformerisch "interpretieren". Aber diese Diskussion lief schon in den 1970er Jahren zwischen "Sozis" und FDPlern. Und auch bei deren badischen (damals) dezidiert "LInksliberalen" ("Freiburger Kreis" oder so.) Gerade da spielte der "Karli" eine große Rolle. Aber eventuell begann schon in den 1960er Jahren seine groß angelegte Vereinnahmung für rein parteipolitisch- propagandistische Zwecke. Und nicht erst mit einem Milliardär östlicher Abstammung.
Ob Popper wirklich geglaubt hat, dass es "den Armen" (und zwar weltweit) umso besser geht, je besser es den Reichen geht , bezweifle ich. Ich glaube das jedenfalls nicht. Und wenn doch: Auch "große Philosophen " können irren und dem Vorurteilsdenken Verfallen. Oder dem Anpassungsdruck ihrer (intellektuellen und politischen) Umgebung unterliegen. Und manchmal wachsen ihre Irrtümer sogar mit ihrer "Größe" und allgemeinen Reputation. (-: