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118 Beiträge seit 16.10.2007

Vernunft fordern - Stammessolidarität propagieren

Selten schreibe ich hier, aber dieser "Beitrag" ist dann doch zu banal und populistisch, als dass ich ihn unkommentiert lassen kann.

Insbesondere beziehe ich mich auf den auch in anderen Publikationen journalistischer Einfalt genutzten Begriff der Solidarität (das neueste Beispiel ein Beitrag auf Spiegel-online von Christian Stöcker: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/corona-pandemie-die-vierte-welle-ist-politisch-kolumne-a-9a0a057f-53f0-42cc-b63d-5d65bc80ea5c).

Die viel beschworene Solidarität wird vom Kollektiv und seinen Sprecher:innen in einem Sinn gebraucht, dessen Prinzip immer wieder in Krisenzeiten und vornehmlich zur Konsolidierung und Durchsetzung eines hegemonialen Narrativs bemüht wird – und auch darin spiegeln sich verschwörungsnahes Denken und fundamentalistische Haltung: Solidarisch ist nur, wer dem Kollektiv nicht widerspricht und somit seine fundamentale Wahrheit verrät. Diesem Begriff Solidarität wird so die Bedeutung einheitsstiftender und unkritischer Haltung zur Affirmation des Kollektivs hinterlegt.
Dies ist durchaus ein gängiger Solidaritätsbegriff, der am ehesten als "Familiäre und kollektive Solidarität" (Weber 2019:23) bezeichnet werden kann und hochproblematische Konsequenzen hatte und hat, indem eine kollektive Identität imaginiert wird, der der Imperativ zur kritiklosen Achtung der Gesetze unter Androhung des Ausgestoßenwerdens inhärent ist. Geschichtliche Beispiele finden sich einige.
Solidarität wäre eher zu üben mit denen, die vernünftige Kritik üben und mit guten Argumenten zu einem Diskurs für eine bestmögliche Lösung beitragen – und die missachtet und sozial geächtet werden.

Weber, Joachim (2019): Kritik der Solidarität. In: Widersprüche e.V. – Verein für kritische Analyse und Bildung im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich, Heft 151, 39. Jg., März 2019, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot, S. 19-31.

Dies ein Auszug aus einem Beitrag auf textsprung.de
https://www.textsprung.de/2021/11/14/corona-und-die-untiefen-der-kultur-einer-debatte/

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