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  • H.-W. Janßen

mehr als 1000 Beiträge seit 05.07.2001

Re: Geteilte Gesellschaft

Anja Böttcher schrieb am 09.01.2017 00:53:

Na ja, ich wohne im Nordosten des Ruhrpotts, da ist schon sichtbar, dass es bei uns Armut gibt.

Ich weiß ja in etwa, wo du bist. ;)
Vor dem Studium in Ffm war ich auch untertage, ist lange her. Inzw. bin ich zu den Wurzeln wieder zurück und kenne die Situationen der Menschen von Unten und 'vom Oben'.

Eher ist das Problem, dass des Herausfallen aus qualifizierter Arbeit den Menschen ein Maß an empfundener Prekarität und dem Gefühl von Überflüssigkeit einbrennt, durch das sie stumpf werden.

Wir haben es hier mit einer staatl. organisierten Entwertungsmaschinerie des Menschen zu tun, einem gewollten und speziell dafür eingerichteten organisatorisch mechanisiertem Ablauf, verursacht durch eine vom Menschen unabhängige Produktivitätssteigerung noch nie dagewesener Dimension, Akkumulation und dessen rücksichtslosen Profits an der ungeschützten Bevölkerung vorbei. Die Menschen im großen Stil auch noch mehrfach unter das Existenzminimum zu sanktionieren, heisst nicht anderes, als bewusst und genauso ignorant deren Exitus in Kauf zu nehmen. Der verbleibende abnehmende Rest der lohnarbeitenden Menschen ist paralysiert und entsolidarisiert. Das notwendige Bewusstsein und sich daraus ergebende Konsequenz inhärenter Existenz von Klassen im Kapitalismus fehlt, ist den Menschen systematisch aberzogen worden. Der Kampf um die eigenen existenziellen Rechte der Betroffenen bleibt aus; -> die beschriebene Situation.

Der klassische Kumpel und der Stahlarbeiter hatten ihren Klassenstolz. Und die kollektive Arbeitsweise der Industriearbeit verschafte den Menschen ein Gefühl gemeinsamer Stärke.

Das ist komplett futsch.

Heute können mir die Zwölfjährigen hier noch nicht einmal mehr auf die Frage antworten, was ein Proletarier sei. Auch der Kumpel wird zum Fremdwort. Die Kiddies nennen selbst ihre Kumpels inzwischen "mein Kollege".

In Bochum sehe ich nur Mag Wompel und Umgebung, die kämpft. Verdi ergeht sich SPD-Gerecht in fast lupenreine exklusive Solidarität, Die Linke sucht den andienlichen kompromissbereiten Anschluss einer in Ausicht gestellten Landesregierung, verteilt paternalistisch Denkverbote. Da braucht man sich nicht wundern.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.01.2017 08:02).

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