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  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Da habe ich noch ein anderes Narrativ zu bieten

Prinzipiell stimme ich dem Autor in Sachen Israelkritik zu: Wird mehr
kritisiert als die konkrete Politik der israelischen Regierung, dann
ist das nahe am Ressentiment. 
Abstrakte Wesenheiten "der Juden an sich" zu thematisieren ist
bereits der Umschlag von politischer Kritik zum Antisemitismus.

Der Antisemitismus unter Stalin wandte sich gegen "Kosmopoliten" und
wurde in Kombination mit seinem russischen Nationalismus ebenfalls
verwendet, um innenpolitische Konkurrenz zu unterdrücken. 
Da haben polnische Kommunisten schlicht die Folie für ihre
erbärmliche Vorgehensweise gefunden.

Was der Autor ein wenig unterschlägt ist das, worauf diese bei ihrer
Vorgehensweise setzen konnten:

"Die Staatsgründung (1919) und Staatsdoktrin Polens war innen- wie
außenpolitisch, aus polnischer wie aus westlicher Perspektive,
antisowjetisch. Polen war als Teil des neuen Staatensystems
Osteuropas, das einen cordon sanitaire rund um die Sowjetunion bilden
sollte, von Frankreich, Großbritannien und den USA konzipiert worden. 
Während der Kriege und danach versuchte der neue polnische Staat sich
an einer Homogenisierung seines Staatsvolks. Der Konstituierung als
Nationalstaat standen jedoch Minderheiten entgegen, die 30 Prozent
der Bevölkerung ausmachten. Zwei Drittel der Bürger der Zweiten
Republik waren polnische Muttersprachler, 15 Prozent Ukrainer, neun
Prozent Juden, fünf Prozent Weißrussen und zwei Prozent Deutsche.
Unmittelbar nach dem Krieg von 1918/19 fanden, quasi als Teil der
"Nationwerdung nach innen" (1), zahlreiche Pogrome an der jüdischen
Bevölkerung statt."

http://www.hagalil.com/antisemitismus/osteuropa/polen-2.htm

So voraussetzungslos, wie uns der Autor schildern will, ist die
Vorgehensweise aus einem politischen Kalkül und aus blankem
machtpolitischen Zynismus eben nicht gewesen.

Schlicht falsch ist die Datierung der Vertreibung der Palästinenser
auf 1967.
Die begann 1948.
Die Staatsgründung Israels fand unter Mithilfe der damaligen
sozialistischen Staaten statt - die Sowjetunion lieferte Israel
damals sogar Waffen via Tschechoslowakei.

Ein für die arabischen Nachbarn (ganz richtig, Israel liegt nicht im
EU-Raum) relativ ernüchternder Umstand war das Verhalten der
israelischen Regierung 1956 gegenüber Ägypten.
Da landeten französische und englische Kolonialtruppen in Ägypten und
israelische Truppen im Sinai. 
Übrigens war Nasser damals in englischen Zeitungen auch schon der
neue Hitler.
Es ging ja auch um die Vorherrschaft über den Suez Kanal, da sieht
man schon mal eine faschistische Bedrohung...

Lustigerweise wird das immer mal wieder "vergessen".

Gruß, C.
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