> Hmm, also grundsätzlich hast du natürlich recht, dass auf ein Land
> zunächst einmal ihre Einwohner ein Anrecht haben und nicht
> irgendwelche Kolonialmächte oder Einwanderer.
Das ist doch mal eine Einsicht, die ich erfreulich finde.
> Aber die Lage ist hier doch etwas komplexer:
> - zum Zeitpunkt, als der Zionismus entstand, war Kolonialismus eine
> unhinterfragte Tatsache. Die Juden, die in Palästina ihre nationale
> Heimstätte errichten wollten, waren damals also weder besser noch
> schlechter als alle anderen Europäer.
Ich würde Herzl auch nie Kolonialismus vorwerfen.
Er hatte durchaus kolonialistische Sichtweisen, war aber ein
utopischer Sozialist und Idealist in erster Linie.
Er war aber *ein* Vertreter des Zionismus und es gab durchaus Rechte.
Aktuell ist die Frage, ob es überhaupt noch linke Zionisten gibt.
> - im Unterschied zu den Vertretern der europäischen Kolonialmächte
> hatten die Juden 1947 nicht die Option, wieder in ihre Heimatländer
> zurückzukehren, bzw. es war ihnen nicht zumutbar. Insofern war der
> UN-Teilungsplan zwar diktiert, aber nicht unfair, sondern ein
> Versuch, eine für alle erträgliche Lösung zu finden.
Dazu gehört jedoch die Kenntnisnahme folgender Fakten:
- Verfügt wurde über die Köpfe von ZWEI DRITTELN der Bevölkerung
Palästinas - die wurden nämlich gar nicht erst gefragt.
- Das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes wurde also
komplett ignoriert.
- Alle Nachbarstaaten lehnten den Plan ab.
- Es gab zu diesem Zeitpunkt überhaupt nur 600.000 Juden auf
palästinensischem Gebiet.
Das etwas faktisch geschehen ist heißt nicht, dass es auch nur
annähernd eine gute Lösung war.
Es wurde in kolonialistischer Manier bestimmt.
Und so ging das Debakel los.
> - die Araber hatten damals die Wahl, auf einen relativ kleinen Teil
> ihres Landes zu verzichten und sich damit Frieden zu erkaufen. Auch
> wenn der Teilungsplan für sie eine Zumutung war, wäre es die
> vernünftige und auch für sie bessere Lösung gewesen, ihn zu
> akzeptieren.
Ich sage mal so:
VOR dem Teilungsplan besaß dieselbe Anzahl von Juden 6% des Landes -
die hatten sie regulär erworben (bei Großgrundbesitzern).
NACH dem Teilungsplan 54% des Landes.
Dass die Palästinenser das nicht unbedingt für eine gute Lösung
hielten, sollte einleuchten.
> Deshalb halte ich es schon für angemessen, die Araber für die
> Nichtannahme dieses Plans zu kritisieren. Aber natürlich gebe ich dir
> recht, dass der Kolonialismus-Hintergrund des Nahost-Konflikts
> thematisiert werden muss, weil das ein Schlüssel zu seinem
> Verständnis ist.
Exakt das.
Es reicht doch aus, sich mal den Empfindlichkeiten der Region zu
stellen.
Oder zumindest zu akzeptieren, dass diese da sind.
Damit wird in der politischen arabischen Welt Schindluder getrieben -
gar keine Frage.
Nur kann man doch nicht so tun, als hätte es den Kolonialismus in
dieser Region nie gegeben.
Gruß, C.
> zunächst einmal ihre Einwohner ein Anrecht haben und nicht
> irgendwelche Kolonialmächte oder Einwanderer.
Das ist doch mal eine Einsicht, die ich erfreulich finde.
> Aber die Lage ist hier doch etwas komplexer:
> - zum Zeitpunkt, als der Zionismus entstand, war Kolonialismus eine
> unhinterfragte Tatsache. Die Juden, die in Palästina ihre nationale
> Heimstätte errichten wollten, waren damals also weder besser noch
> schlechter als alle anderen Europäer.
Ich würde Herzl auch nie Kolonialismus vorwerfen.
Er hatte durchaus kolonialistische Sichtweisen, war aber ein
utopischer Sozialist und Idealist in erster Linie.
Er war aber *ein* Vertreter des Zionismus und es gab durchaus Rechte.
Aktuell ist die Frage, ob es überhaupt noch linke Zionisten gibt.
> - im Unterschied zu den Vertretern der europäischen Kolonialmächte
> hatten die Juden 1947 nicht die Option, wieder in ihre Heimatländer
> zurückzukehren, bzw. es war ihnen nicht zumutbar. Insofern war der
> UN-Teilungsplan zwar diktiert, aber nicht unfair, sondern ein
> Versuch, eine für alle erträgliche Lösung zu finden.
Dazu gehört jedoch die Kenntnisnahme folgender Fakten:
- Verfügt wurde über die Köpfe von ZWEI DRITTELN der Bevölkerung
Palästinas - die wurden nämlich gar nicht erst gefragt.
- Das Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes wurde also
komplett ignoriert.
- Alle Nachbarstaaten lehnten den Plan ab.
- Es gab zu diesem Zeitpunkt überhaupt nur 600.000 Juden auf
palästinensischem Gebiet.
Das etwas faktisch geschehen ist heißt nicht, dass es auch nur
annähernd eine gute Lösung war.
Es wurde in kolonialistischer Manier bestimmt.
Und so ging das Debakel los.
> - die Araber hatten damals die Wahl, auf einen relativ kleinen Teil
> ihres Landes zu verzichten und sich damit Frieden zu erkaufen. Auch
> wenn der Teilungsplan für sie eine Zumutung war, wäre es die
> vernünftige und auch für sie bessere Lösung gewesen, ihn zu
> akzeptieren.
Ich sage mal so:
VOR dem Teilungsplan besaß dieselbe Anzahl von Juden 6% des Landes -
die hatten sie regulär erworben (bei Großgrundbesitzern).
NACH dem Teilungsplan 54% des Landes.
Dass die Palästinenser das nicht unbedingt für eine gute Lösung
hielten, sollte einleuchten.
> Deshalb halte ich es schon für angemessen, die Araber für die
> Nichtannahme dieses Plans zu kritisieren. Aber natürlich gebe ich dir
> recht, dass der Kolonialismus-Hintergrund des Nahost-Konflikts
> thematisiert werden muss, weil das ein Schlüssel zu seinem
> Verständnis ist.
Exakt das.
Es reicht doch aus, sich mal den Empfindlichkeiten der Region zu
stellen.
Oder zumindest zu akzeptieren, dass diese da sind.
Damit wird in der politischen arabischen Welt Schindluder getrieben -
gar keine Frage.
Nur kann man doch nicht so tun, als hätte es den Kolonialismus in
dieser Region nie gegeben.
Gruß, C.