djadmoros schrieb am 8. März 2010 09:34
> an der DDR gesehen, dass dort ein beträchtlicher Fremdenhass und
> Rechtsradikalismus in Latenz existierte, der mit der »Wende« wieder
> manifest werden konnte.
Das ist ein Aspekt, der zweite kommt daher, dass den Leuten nach
der Wende gesagt wurde "Ihr seid Scheiße, und alles, was die Roten
Euch erzählt haben auch, einschließlich Nächstenliebe", was die
einfacher gestrickten Typen ernstnahmen. Das ging soweit, dass
den Beamten auf den Sozialämtern im Osten ziemlich hart durch
Belehrung und Supervision beigebracht werden musste, dass die
Sozialhilfeempfänger nicht existenzunberechtigter Abschaum,
sondern bedürftige Menschen sind. Selbst unter gebildeteren
Schichten sind mir nach der Wende Äußerungen der Art "wieso darf
der existieren, der leistet doch nix?" aufgefallen (die eigene Oma
mit ihrer Rente war dabei natürlich immer ausgenommen).
In vertraulichen Gesprächen hört man immer mal wieder (besonders
von älteren Leuten) eine gewisse Abneigung oder Skepsis gegenüber
Juden, was ich auf die jahrhundertelange Indoktrination
("Gottesmörder") zurückführe (das wurde ja offiziell erst mit dem
2. VK abgeschafft, was erst ein paar Jahrzehnte her ist), das ist
aber eher eine milde Ausprägung des religiösen Antisemitismus, wie
er vor ca. 1900 dominierte. Der danach erfundene rassische
Antisemitismus (der gebraucht wurde, um die getauften Juden auch
diskriminieren und verfolgen zu können) kommt zumindest in den
Kreisen, in denen ich verkehre (die sind stark eingeschränkt, da
ich weder trinkfest noch nahkampftauglich bin) nicht vor.
> (1) In Polen brauchte man noch nie Deutsche, um Juden totzuschlagen.
> Ist aber off-topic, weil es hier um Israelkritik geht.
Normalerweise wird man sie in Polen eher als Gottesmörder
beschimpft haben und nicht gleich totschlagen (nicht weil das
niemand möchte, sondern nur, weil es sich nicht gehört und sich
keiner so recht traut anzufangen). Als das Land allerdings von
Deutschland besetzt war, konnte der Zimbardo-Effekt zuschlagen.
> aus. Das sehen wir am wohl bekanntesten aller ehemals als »links«
> ausgeflaggten deutschen Wendehälse, Horst Mahler.
Der hat allerdings hinterher behauptet, schon damals braun gewesen
zu sein. Ich halte das nicht für ganz gelogen.
> (3) Was bedeutet das nun für das Thema »Israelkritik«? Man muss immer
> damit rechnen, dass es »Trittbrettfahrer« gibt, die auf ernst zu
> nehmende Kritik aufspringen, um ihr paranoides Weltbild zu
> verbreiten.
So sehe ich das im Prinzip auch: Israelkritik ist an sich
durchaus sauber vom Antisemitismus getrennt, nur gibt es eine
große Masse Antisemiten, die sich nicht offen aus den Löchern
trauen und bei jeder Gelegenheit mitjaulen.
> an der DDR gesehen, dass dort ein beträchtlicher Fremdenhass und
> Rechtsradikalismus in Latenz existierte, der mit der »Wende« wieder
> manifest werden konnte.
Das ist ein Aspekt, der zweite kommt daher, dass den Leuten nach
der Wende gesagt wurde "Ihr seid Scheiße, und alles, was die Roten
Euch erzählt haben auch, einschließlich Nächstenliebe", was die
einfacher gestrickten Typen ernstnahmen. Das ging soweit, dass
den Beamten auf den Sozialämtern im Osten ziemlich hart durch
Belehrung und Supervision beigebracht werden musste, dass die
Sozialhilfeempfänger nicht existenzunberechtigter Abschaum,
sondern bedürftige Menschen sind. Selbst unter gebildeteren
Schichten sind mir nach der Wende Äußerungen der Art "wieso darf
der existieren, der leistet doch nix?" aufgefallen (die eigene Oma
mit ihrer Rente war dabei natürlich immer ausgenommen).
In vertraulichen Gesprächen hört man immer mal wieder (besonders
von älteren Leuten) eine gewisse Abneigung oder Skepsis gegenüber
Juden, was ich auf die jahrhundertelange Indoktrination
("Gottesmörder") zurückführe (das wurde ja offiziell erst mit dem
2. VK abgeschafft, was erst ein paar Jahrzehnte her ist), das ist
aber eher eine milde Ausprägung des religiösen Antisemitismus, wie
er vor ca. 1900 dominierte. Der danach erfundene rassische
Antisemitismus (der gebraucht wurde, um die getauften Juden auch
diskriminieren und verfolgen zu können) kommt zumindest in den
Kreisen, in denen ich verkehre (die sind stark eingeschränkt, da
ich weder trinkfest noch nahkampftauglich bin) nicht vor.
> (1) In Polen brauchte man noch nie Deutsche, um Juden totzuschlagen.
> Ist aber off-topic, weil es hier um Israelkritik geht.
Normalerweise wird man sie in Polen eher als Gottesmörder
beschimpft haben und nicht gleich totschlagen (nicht weil das
niemand möchte, sondern nur, weil es sich nicht gehört und sich
keiner so recht traut anzufangen). Als das Land allerdings von
Deutschland besetzt war, konnte der Zimbardo-Effekt zuschlagen.
> aus. Das sehen wir am wohl bekanntesten aller ehemals als »links«
> ausgeflaggten deutschen Wendehälse, Horst Mahler.
Der hat allerdings hinterher behauptet, schon damals braun gewesen
zu sein. Ich halte das nicht für ganz gelogen.
> (3) Was bedeutet das nun für das Thema »Israelkritik«? Man muss immer
> damit rechnen, dass es »Trittbrettfahrer« gibt, die auf ernst zu
> nehmende Kritik aufspringen, um ihr paranoides Weltbild zu
> verbreiten.
So sehe ich das im Prinzip auch: Israelkritik ist an sich
durchaus sauber vom Antisemitismus getrennt, nur gibt es eine
große Masse Antisemiten, die sich nicht offen aus den Löchern
trauen und bei jeder Gelegenheit mitjaulen.