Die Sendung "Kontraste" hat mal recherchiert, woran es bei der digitalen Kontaktverfolgung hapert. Bekanntlich geht es mit der Nutzung der dafür vorgesehenen Software SORMAS nicht so recht voran.
Das Problem liegt offenbar bei Jens Spahn, genauer gesagt bei seinem Robert-Koch-Institut. Das RKI verlangt die Meldung aktueller Infektionsdaten an eine dafür vorgesehene Software, Survnet, aus den 90ern. Survnet hat zwar eine Schnittstelle für diese Meldungen.
Nur wird die offenbar vom RKI alle Nase lang geändert, sodass automatische Meldungen nicht funktionieren: "Um die Coronafälle an das RKI zu melden, müssen Mitarbeiter daher jeden einzelnen Namen aus Sormas per Hand in das SurvNet-Programm übertragen: Name für Name, Straße für Straße. Jede Angabe zu einem positiven Corona-Fall müssen sie noch mal abtippen."
"Hinter vorgehaltener Hand erzählen Insider, das RKI versuche Sormas zu boykottieren, das neue Programm werde dort offenbar als Konkurrenz gesehen."
Für den Bundesgesundheitsminister oder die Ministerpräsidentenkonferenz ist das kein Thema: "Die Anbindung zwischen Sormas und SurvNet sei technisch umgesetzt und werde "sukzessive" ausgerollt."
Quelle: https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/gesundheitsaemter-sormas-software-101.html
(Die Lektüre lohnt sich, da steht auch was zum Rollout-Prozess (gibt's nicht), zur Support-Hotline des Helmholtz-Zentrums (eine Person für 400 Gesundheitsämter) und um Schnittstellen zum Datenimport aus vorhandenen Systemen.)
Immer noch gute Laune? Dann lohnt sich ein Klick auf die alten Beiträge unter "Weitere Themen". Die sind vom letzten Sommer - und leider immer noch topaktuell:
02.02.2021 Digitalisierung der Gesundheitsämter Echtzeit statt Excel
26.11.2020 Digitalisierung der Gesundheitsämter: "Den Sommer verschwendet"
23.09.2020 Umfrage bei Gesundheitsämtern: Fünf Kontaktpersonen pro Corona-Infiziertem (durchaus interessant: offenbar gibt es eine starke Variation zwischen Bundesländern, wäre spannend, dass mal mit der Effizienz der Kontaktverfolgung und mit Inzidenzwerten zu korrelieren)
08.09.2020 Konferenz mit Merkel: Wie Gesundheitsämter gestärkt werden sollen
(Genau wie die Schulen digitalisiert werden: Man verabschiedet ein Gesetz und vergißt das Thema)
08.05.2020 Coronavirus: Melde-Chaos bei Gesundheitsämtern
(offenbar wurde im letzten Frühjahr erfasst, wie gut die Gesundheitsämter mit der Kontaktverfolgung hinterherkommen. Wäre interessant, ob es dazu aktuellere Daten gibt. Und Maßnahmen, um die Kontaktverfolgung zu verbessern. Konkret gab es dazu im Oktober und November Vorschläge von den Herren Lauterbach und Drosten, sich vorrangig auf Cluster und Ketten zu konzentrieren, und Schnelltests ein zu setzen. Die wurden wohl nicht umgesetzt).
25.05.2020 Corona-Pandemie: Verspätete Daten gefährden Frühwarnsystem
14.05.2020: Corona-Überwachung: Viele Ämter bleiben hinter Vorgaben
06.09.2020: Wie ansteckend sind die Patienten? (Sollte man die cT-Werte bei der Verhängung von Quarantäne berücksichtigen (RKI: Uns egal - wir erfassen die nicht)
Stand: 07:36 Uhr