Wenn der Staat die Steuern nicht mehr erhöhen kann, macht er "Schulden".
Schulden macht man bei realen Gläubigern auf Kapitalmärkten. Mit deren verliehenem Geld kann sich der Schuldner jene realen Güter kaufen, auf deren Konsum die Gläubiger vorerst freiwillig verzichten, wenn sie ihr Geld verleihen. Kann der Schuldner nicht zurückzahlen, haben die Gläubiger Pech. Sie bekommen die Güter, auf die sie einst verzichteten, nicht wieder. Ökonomisch ist das dasselbe, als wenn sie diese Güter verschenkt hätten. Davon nimmt die Wirtschaft keinen Schaden.
Doch auf den Kapitalmärkten will kaum solch ein Anleger nicht kreditwürdigen Staaten Geld leihen. Dort ist also eine gesetzliche Schuldenbremse nicht nötig. Professionalität und Vorsicht der Anleger sind Bremse genug.
Also kann der Staat nur seine Untertanen zwangsweise zu Gläubigern machen, indem er, direkt oder indirekt, bei seiner Zentralbank Schulden macht. Die Zentralbank druckt mehr Geld, kann aber keine Güter drucken oder aus dem Hut zaubern, weshalb jetzt eine größere Geldmenge der gleichen Anzahl von Gütern wie vorher gegenübersteht. Die Preise steigen, die Kaufkraft des Geldes sinkt - aber nicht gleichzeitig und gleichmäßig (Cantillon-Effekt).
Die relativen Letztempfänger der neuen Geldmenge geben Kaufkraft und damit Reichtum ab an die relativen Erstempfänger: den Staat und Besitzer von Aktien, Immobilien sowie anderen haltbaren, wertbeständigen, möglichst knappen Sachwerten. Sparguthaben werden entwertet.
Enteignet werden überproportional die Geldbesitzer, gewöhnlich aus der Mittelschicht. Die haben ihr Vermögen zum großen Teil in Geld angelegt und weniger in Sachwerten und sie gehören (noch) nicht zu den Sozialstaatsprofiteuren, die kein (dem Fiskus bekanntes) Vermögen, keine Ersparnisse haben, und deren Sozialhilfe quasi automatisch an die Preis-Inflation angepasst wird.
Eine „Schuldenbremse“ ist also der (heuchlerische?) Versuch der Politiker, sich selbst diese Möglichkeit zu beschränken.
Doch es ist äußerst unwahrscheinlich, dass der Staat diese "Schulden" je zurückzahlt, also die Geldmenge wieder verringert. Stattdessen tischt uns der staatliche Medienapparat immer wieder das Märchen auf, dass eine Inflation von mindestens 2% wirtschaftlich notwendig und sinkende Preise (Preis-Deflation) eine Katastrophe wären [1].
Zudem wird durch diese Umverteilung von Reichtum die Wirtschaft verzerrt. Produktive Firmen und Menschen, die für die wahren Bedürfnisse der Kunden produzieren, werden belastet. Finanzwirtschaft, unproduktive Zombie-Firmen, ein aufgeplusterter Staatsapparat werden bevorteilt.
Dieses "Schulden machen" kann man aber nur soweit treiben, solange die produktiven Firmen und Menschen trotz hoher Belastung ihre Produktion noch aufrecht erhalten können und ihre Motivation noch nicht verloren haben. Wird der Bogen überspannt, kommt es zwangsläufig zur Krise.
Beispiele dafür, wohin ungebremstes Gelddrucken durch die Regierung führt, sah man in Deutschland sehr gut nach den beiden Weltkriegen. Nach dem Ersten gab es eine Hyperinflation, und die Bevölkerung verarmte. Nach dem Zweiten gab es (im Westen) eine Währungsreform, bei der wiederum die Besitzer von haltbaren Sachwerten, besonders Produktionsmitteln die Gewinner waren.
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[1]
Angeblich würde Preis-Deflation zu einem Käuferstreik führen, da alle Menschen immer auf noch niedrigere Preise warten würden. Nichts würde mehr gekauft und die Krise wäre da.
Ja klar, ich verschiebe meinen Lebensmittelkauf, weil in einem Monat die Preise noch niedriger sind und verhungere inzwischen. Ich verschiebe meinen Einkauf von Kleidung und erfriere inzwischen.
Wir alle sind psychologisch bereits daran gewöhnt, auch mit sinkenden Preisen umzugehen. Technische Neuerungen (Auto, Radio, Fernseher, Computer, Mobiltelefon, Digitalkamera, Flachbild-TV, Smartphone, ...) sind am Anfang immer teuer. Wenn sie sich am Markt durchsetzen, gehen sie in die Massenproduktion und die Preise pro Produkt sinken dramatisch. Trotzdem verschieben wir deren Einkauf nicht. Wir kaufen diese Produkte, wenn wir sie brauchen.
Sicher ist es in einem deflationären Umfeld wahrscheinlich, dass die Menschen in weit höherem Maße nicht unbedingt nötige Einkäufe zurückstellen und dadurch mehr Geld gespart wird. Sparen ist eine notwendige Voraussetzung für Investieren und Investieren ist die Voraussetzung für wirtschaftliche und zivilisatorische Weiterentwicklung.
In einem inflationären Umfeld hingegen versuchen die Menschen, Einkäufe möglichst vorzuziehen, bevor ihr Geld noch mehr an Wert verliert. Dadurch wird weniger Geld gespart und investiert. Während der Hyperinflation in Deutschland 1923, holten die Frauen den Tageslohn ihrer Männer bei Arbeitsbeginn am Werktor ab und gaben ihn sofort aus für notwendige aber auch für irgendwelche, möglichst haltbaren und tauschbaren Produkte. Solche gelagerten und gehamsterten Produkte stehen Investitionen und damit der wirtschaftlichen und zivilisatorischen Weiterentwicklung keinesfalls zur Verfügung. Die Wirtschaft stagniert bestenfalls. Aufgrund oben beschriebener Verzerrung der Wirtschaft kommt es eher zur Krise.