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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Titelkrise

Eigentlich müsste Neuber ja um die in den letzten Jahren aufgekommene Zweitbedeutung des Begriffs 'alternativ' wissen. Aber nein...

Informationen sind nicht alternativ, sondern sind welche oder eben Lügen. Wenn ein Medium faktenreiche Berichte veröffentlicht, Umstände erwähnt, die bei anderen unter den Tisch fallen und sich jeweils diese Angaben bestätigen, es also vertrauenswürdig ist, werde ich mich da informieren lassen. Auf den Realitätsgehalt kommts an. Und der ist bei TP überdurchschnittlich oft überdurchschnittlich hoch. Das muss man bei aller Kritik im Einzelnen einmal explizit betonen.

Streicheleinheiten aus. Die offensichtliche Sympathie, die Neuber für Wagenknecht'sche Positionen hegt, führt dazu, dass er sich gelegentlich zu weit aus dem Fenster beugt.

So berichtete Telepolis-Autor Jens Mattern diese Woche über ein Phänomen in Schweden, das auf die politische Agenda gesetzt wurde, als es zu spät war: Das Problem von Kriminalität und Gewalt im Zusammenhang mit Migration.

Diese Passage ist rechts leicht anschlussfähig, der Interpretation 'Aufnahme von Flüchtlingen führt zwangsläufig zu mehr Kriminalität' ist Tür und Tor geöffnet. Dass Schweden zwar lange Zeit eine recht liberale Aufnahmepraxis befolgte, aber sich dann um die Neuankömmlinge nicht wirklich kümmerte, sie nachweislich aktiv gesellschaftlich marginalisierte, fällt unter den Tisch.

Ebenso, dass die immer akuter werdenden 'Drogen'prohibitions-Folgen durch die Verwandlung südamerikanischer Kartelle in transnationale Konzerne mit dem kleinen Unterschied nun in den besonders rigiden Ländern, und zu diesen gehört Schweden, zu ernsten Problemen führen, die mit der Geflüchteten-Problematik stark interferiert.

Geflüchtete scheinen indes pauschal zum neuen Objekt paternalistischer Fürsorge zu werden, während die Verdammten dieses Landes aber aus dem Blick geraten oder - auf Corona-Demos oder in AfD-Statistiken wieder in Erinnerung gerufen - als Unpersonen behandelt werden.

Da werden zwei in der Tat prekäre Entwicklung unzulässig kurzgeschlossen. Es ist ja nicht so, dass es den 'Verdammten dieses Landes' irgend besser ginge, wenn der Geflüchtetenzuzug unterbunden worden wäre (so weit das überhaupt möglich ist). Die Präkarisierung, Pauperisierung nicht unbeträchtlicher Bevölkerungsanteile ist auf neoliberalem Mist gewachsen und hat mit innerkapitalistischen Aporien zu tun. Wer das vergisst, geht der AFD auf den Leim.

Aber ja, die Kritik am Afghanistan-Hype ist berechtigt. Er ist in höchstem Mass verlogen, die Anders-Motivierten blenden das völlig aus. Kaum war die Evakuationsaktion abgeschlossen sprach der Innenhorst schon wieder ominös von Pull-Faktoren. Auf der moralisch richtigen Seite zu stehen verschafft eine psychische Gratifikation. Das nutzen gewisse Kreise für ihren schamlosen Militarismus.

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