Abstrahieren wir mal ein wenig und versuchen das Thema unpolitisch und amoralisch anzugehen.
Warum hatte man in den 80ern genug Handwerker, warum fanden sich da genug qualifizierte Lehrlinge. Analog könnte man das auf die meisten Ausbildungsberufe übertragen.
Was hat sich geändert?
Man konnte sich damals als fähiger Handwerker ein gutes Leben leisten. Die Arbeitsbelastung und der Stress hielten sich in Grenzen, man hatte genug fähige Kollegen und der stetige Generationenwechsel sorgte dafür, dass es für ältere Kollegen sowas wie "Schonposten" gab. Also Arbeiten, bei denen weniger körperliche Belastungen anstanden sondern mehr Können und Berufserfahrung zählten.
Auf dem Bau konnte man noch den einen oder anderen Feierabendjob machen und auf Grund der eigenen Fähigkeiten zu einem Eigenheim kommen. Einmal volltanken und ein Wochenendeinkauf hatte man mit 100 DM erledigt.
Schauen wir mal was davon noch übrig ist.
Die Lohnnebenkosten sind stetig gestiegen, Kranken-, Renten- und Sozialversicherung gehen stetig nach oben. Die Leistungen wiederum sinken stetig. Ob Medikamentenzuzahlungen, Rentenkürzung usw. nehmen stetig zu.
Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten ständig. Vor der Einführung des Euro war mit 2000 DM netto noch ein halbwegs gutes auskommen. Danach hat es nicht lange gedauert und aus der Kaufkraft von 1000 € netto sind irgendwie 1100 bis 1400 DM netto geworden. Das Einkommen ist aber stagniert, bzw. gesunken. Grüße an der Stelle an den Gazprom Gert und seine Agenda 2010. Dann kam noch die völlig überhastete und undurchdachte Bologna Reform und man hat versucht das angelsächsische Bachelor/Master System über das deutsche duale Ausbildungs- und Hochschulsystem zu stülpen. Die Folgen sind heute noch spürbar.
Ausbildungsberuf ist pfui und nur für Dumme. Meisterbrief selber bezahlen bzw. einen Kredit dafür aufnehmen? Selbständig machen in einem Handwerk? Vor lachen nicht..
Gleiches gilt für diese halbgewalkten Bachelor. In vielen Ländern ist das zwar ein akademischer Grad, aber nach deutschen Verhältnissen ist das so eine Art Berufsausbildung. Wieviele von denen stehen jetzt mit einer Ausbildung da, die weder Fisch noch Fleisch ist.
Da wurde in den letzten 25 - 30 Jahren systematisch sehr viel Porzellan zerschlagen und man ist in der Politik und der Verwaltung nicht fähig die grundlegende Problematik in der Bildung zu erkennen. Völlig egal ob Universität oder Berufsausbildung.
Also fahren wir weiter auf den Abgrund und trinken dabei Sekt....