Israels Existenzrecht sichern zu wollen ist ein guter Standpunkt. Und er ist erforderlich, viele fordern lauthals die Vernichtung Israels.
Ein palästinensisches Existenzrecht sichern zu wollen ist aber auch ein guter Standpunkt. Als Moses Heß 1862 den Startschuss für die Eroberung Israels setzte, da lebten höchstens 5% Juden auf dem später israelischen Land. Die Palästinenser verloren viel und ihnen muss ein gesicherter Rest der einstigen Heimat zugestanden werden. Da sind weitere Gebietsannexionen Israels völlig inakzeptabel und israelischer Expansionismus geht ja nun klar über die Existenzsicherung hinaus. Es wird Zeit, dass sich in Israel eine Idee wie "Genug ist genug" breit macht.
Dass Deutschland Israels Existenzrechtssicherung stärker gewichtet, das ist geschichtsbiographisch gut verständlich. Das kann man hierzulande machen. Muss aber auch verstehen, dass andere Staaten ohne diese deutsche Erblast sich neutraler positionieren. Was am Verhalten der UN erkennbar wird.
Antisemitismus zu bekämpfen ist richtig und wichtig. Aber man schwächt die Kräfte des Anti-Antisemitismus stark wenn man ihn missbraucht. Und er wird missbraucht, wenn er Israels Expansionismus decken soll. Wenn Israel Dinge tut, die kein Staat tun sollte, dann ist dieses Staatshandeln Anlass der Gegenposition und nicht Antisemitismus.
Es gab Zeiten, in denen auf beiden Seiten die Kräfte der Entspannung und des friedlichen Miteinanders mit Verständnis für die Bedürfnisse der anderen zu überwiegen schienen. Das ist wohl ganz vorbei. Die einen wollen Israel größer machen. Die anderen wollen es vernichten. Eine Lösung ist nicht mehr in Sicht.
Dieses Knieschießen ist ein Symptom, die Vernichtung von Rollstühlen ein anderes. Aber die Grunderkrankung ist fast unendlich alt und reicht nicht nur bis 1862 zurück. Sondern bis in die Zeit der Kreuzzüge und die des antiken Roms. Eigentlich war der jüdisch-römische Konflikt der Beginn von alledem. Wahrscheinlich könnte man eher den Mond in Würfelform bringen als diesen ewigen Konflikt zu befrieden.