Und da kommen wir zu dem Anteil der Schuld, den wir Deutsche an dieser Tragik haben. Von der jüngeren Geschichte her gesehen zu 100%! (Holocaust, Vertreibung der Juden, die dem Holocaust entkommen konnten).
Eine derartige "Schuld" bezweifle ich, denn weder ich habe eine solche Schuld auf mich geladen, noch kenne ich persönlich jemanden der eine solche Schuld auf sich geladen hätte. Ich begegne jedem Menschen mit Achtung und erwarte dies auch so mir gegenüber. Achtung drückt sich im gegenseitigen Respekt aus, welchen ich bei Israelis in den seltensten Fällen erkennen kann wenn es um Muslime geht.
Einen Beleg für meine Feststellung habe ich weiter oben gegeben.
Mit Bestimmtheit haben wir Deutschen eine Gräueltat verübt, jedoch nicht nur an den Juden. Auch politisch Andersdenkende, Missgebildete, psychisch Kranke, Homosexuelle, entartete Künstler usw - sie alle wurden in Lager gesteckt, erniedrigt, gefoltert, getötet.
Die Juden als Volk wurden bereits weit vorher vertrieben, diskriminiert, gefoltert, verunglimpft... Schon in der Zarenzeit emigrierten Juden in die unterschiedlichsten Staaten, generell waren sie selten als Volksgruppe gern gesehen, da sie sich fast immer als Opfer der Geschichte dargestellt haben und dies auch heute noch so tun.
Als Deutscher sehe ich mich einzig in der Verpflichtung, eine Situation wie während der Nazizeit niemals mehr entstehen zu lassen. Dies betrifft aber weder das Volk Israel als jüdisch religiöse Glaubensgemeinschaft, noch Muslime als andere religiöse Glaubensgemeinschaft und auch nicht Roma oder andere Volksgruppen oder Religionen, sondern es betrifft unabhängig von Volks- oder Glaubensgruppe jegliches Individuum.
Also bei diesem Konflikt sollten wir Deutsche bzw. die "auf dem Gebiet der Bundesrepublik lebenden Menschen" sehr sehr vorsichtig sein! Denn wir sind (waren) die eigentlichen Bösewichter und Urheber dieses mörderischen Konfliktes.
Und auch da bin ich anderer Meinung.
Nicht wir Deutschen waren die Urheber dieses Konflikts, sondern die UN, die einen israelischen Staat auf palästinensischem Gebiet errichteten _OHNE_ dies einvernehmlich mit den Palästinensern _vorher_ zu regeln.
Entgegen deren Ablehnung wurde der Staat Israel gegründet, der einer Glaubensgemeinschaft ein Residenzrecht unter dem Schutz der UN einräumte und noch dazu wurde Jerusalem unter die UN-Verwaltung gestellt und sollte von beiden Bevölkerungsgruppen wegen der wichtigen religiösen Stätten genutzt werden.
Jedem klar denkenden Mensch hätte schon damals die Paradoxie ins Auge springen müssen, die Gründung eines Staates Israel geschah vornehmlich auf Betreiben der Briten, die sich aus diesem Gebiet militärisch zurückziehen wollten.
Dass hier auch andere politische Zielsetzungen Einfluss auf die Gründung des Staates Israel und die Teilung Palästinas nahmen, darf wohl als selbstverständlich voraus gesetzt werden und eben unter diesen immanenten Zielsetzungen leidet die Welt auch heute noch.
Noch einmal: Ich verleugne weder den Holocaust, noch verleugne ich dass Juden als Volk im Laufe der Weltgeschichte sehr viel und bitteres Leid widerfahren ist. Aber gerade deshalb ist das Verharren Israels in der Opferrolle weder der Sache zuträglich, noch löst es den Konflikt.
Gerade Israel müsste sich in der Opferrolle wieder finden können.
Mit einer Aussage der zehnfachen Vergeltung macht Israel damit keineswegs den Versuch einer Versöhnung, sondern treibt die Spaltung und deren Eskalation auch nach Jahrzehnten weiter an und wird besonders durch die Politik der USA, und deren Ziele Zwietracht in der Region zu erhalten, kontinuierlich unterstützt.
Jahrzehnte des Krieges, der Attentate, der gegenseitigen Beschuldigungen, der widerrechtlichen Besiedlungen etc sprechen Bände, dass von keiner der beiden Seiten eine Versöhnung angestrebt wird und zeugen von der Vergeltungs- und Rachsucht beider Seiten.