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  • Hermes335

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Re: Waren Chamberlain & Daladier schuld am Abenteuerkrieg von Hitler?

kamka schrieb am 31. Dezember 2011 14:15

> Das hier aufgeworfene Schema einer Bewältigung
> einer Bedrohung durch eine Machtgruppe erschien
> auch 1938 im gleichen Gewande.

> Sollte man einer territorialen Forderung eines
> Diktators nachgeben, um einen größeren Krieg
> zu verhindern? Diese Frage stellt sich doch
> immer wieder in verschiedenen Facetten der
> Geschichte, wie es sich 1938 in München bei
> der Forderung von Hitler stellt, das Sudenten-
> land von der Tschechoslowakei abzutrennen.

Diese Frage hätte man so ähnlich aufwerfen können, als Saddam in
Kuweit einmarschierte. War eine territoriale Forderung eines
Diktators, vorangegangen waren "Grenzstreitigkeiten" bzw.
Anschuldigungen, Kuweit würde das Öl von irakischem Boden durch
Schrägbohrungen stehlen, während es bei der Sudetenlandfrage hieß,
die Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrags müssten rückgängig
gemacht werden.

1938 gab man Hitlers Forderungen nach. Zum einen, weil man schon 1938
nur mit vereinten Kräften und in einem Bündnis zw. GB, F und der
Sowjetunion mächtig genug gewesen wäre, gegen das in Rekordzeit
hochgerüstete Deutschland einen Krieg gewinnen zu können, zum anderen
weil es auch viele Stimmen im Ausland gab, die Hitlers Forderung nach
einer Revision der Versailler Bestimmungen zustimmten.

> In Wirklichkeit wußten alle Mächte in Europa,
> daß die exorbitante Aufrüstung Hitlers nur
> zu einem großen Krieg führen würde, wobei
> der Spanienkrieg nur die Overtüre war.

Ein "großer Krieg" war nicht die Gefahr. Man wusste lediglich, dass
man Hitlers Revisionsforderungen immer weniger Gewicht entgegensetzen
konnte. Daher wurden spätestens bei der Annexion der "Rest-Tschechei"
von GB, F und P Pläne geschmiedet, wie man durch Bildung von
Allianzen Hitlers weitere Revisionen stoppen könnte.
Noch wenige Tage vor der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts waren
Delegierte aus England in Moskau, um mit Stalin ihrerseits einen Pakt
abzuschließen, der das Ziel hatte, in absehbarer Zukunft einen
Zweifrontenkrieg gegen Deutschland führen zu können.
Da Stalin aber selbst Expansionsgelüste ins Baltikum und nach Polen
hatte, schlug er sich vorzugsweise auf die Seite Hitlers. Gleiche
Interessen sozusagen.

Der Spanienkrieg, bzw. die Entsendung der Legion "Condor" war ein
Testeinsatz für die Luftwaffe. 

> Mit anderen Worten: es ging nur 1938 darum,
> wer das erste große bzw. nächste Opfer (hier:
> Polen) sein würde, das sich der Abenteurer
> Hitler holen wollte. Eine vereint5e Front gegen
> die deutschee Militärmaschine kam erst nach
> dem Krieg gegen Frankreich und dem Angriff
> auf die Sowjetunion zustande (also erst 1941).

Eine vereinte Front, bestehend aus GB, F, SU und USA (von den vielen
kleineren Teilnehmern abgesehen) - ja. Eine vereinte Front, bestehend
aus GB, F und Polen bereits im März 1939.

> Somit entscheidet sich eine historische Weichen-
> stellung gegen einen lokalen Despotismus (wie z.B.
> Napoleon), wenn es gelingt, die angrenzenden Staaten
> unter eine Allianz einzubinden, um dann gegen
> den Abenteurer gemeinsam vorzugehen. So ist die
> europäische Geschichte immer verlaufen und wird
> auch in Zukunft sich nicht anders bewegen.  

Das Problem dabei ist immer gewesen, dass die Allianzen gerade mal
bis zur Zerschlagung des einen Despoten gereicht haben. Kurz darauf
ging das Konkurrenzgerangel wieder von neuem los und brachte den
nächsten Despoten hervor. Die heutigen "Despoten" sitzen nicht nur in
arabischen oder 3.Welt-Ländern. Sie agieren nur subtiler, so dass sie
Despotismus als "freie Marktwirtschaft und Demokratie" der restlichen
Welt diktieren.
Kriege führen sie noch wie eh und je.
Anders rum würden wir vielleicht die Schariah aufgedrückt bekommen,
wenn die Macht umgedreht verteilt wäre, wer weiss...

Gruß
Hermes

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