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  • Haschpappi

mehr als 1000 Beiträge seit 10.07.2017

Tönnies: Ehem. Werksvertragsarbeiter erhalten heute meistens nur Mindeslohn

Der deutsche Fleisch-Milliardär Clemens Tönnies wurde zu einem der Vorreiter dieser Entwicklung. Er wollte die neuen Möglichkeiten prekärer Beschäftigung massiv für seinen Konzern nutzen. Er bereicherte sich offensichtlich nicht nur am Elend von Tieren, sondern auch von Menschen: Die unterste Malocherklasse seiner Fleischfabriken erlangte bald traurige Berühmtheit als sogenannte "Eimermenschen". Denn sie mussten ihr Schneidewerkzeug selbst bezahlen und schleppten es in Eimern zur Arbeit und wieder zurück in ihre Baracken. (...)
Kein anderer als der Fleischbaron Tönnies war es, der eine neu abstruse Idee gebar: Er schickte "Kopfjäger" bis an die ukrainische Grenze, um verzweifelte Mütter für "Arbeits-Prostitution" anzuwerben – allerdings durften sie ihre Kinder nicht mitbringen. Dafür aber wurde ihnen von Tönnies großzügig Transport und Unterkunft in Baracken garantiert.

"(...) Nach dem Verbot von Werkverträgen durch die Politik muss jetzt auch Clemens Tönnies beweisen, dass er zu einem echten Wandel der Fleischbranche bereit ist. Dazu zählen Löhne, von denen die Menschen leben können«, sagt Armin Wiese von der NGG-Region Detmold-Paderborn. Nach Informationen der Gewerkschaft arbeitet ein erheblicher Teil der rund 6.000 Beschäftigten am Standort Rheda-Wiedenbrück zum gesetzlichen Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde.

»Solche Niedriglöhne sind für den Knochenjob in der Schlachtung und Zerlegung inakzeptabel. Es kann nicht sein, dass die überwiegend aus Rumänien und Polen stammenden Mitarbeiter, die bisher über Werkverträge beschäftigt waren, weiterhin deutlich schlechter bezahlt werden als das heimische Personal«, kritisiert Wiese. Die osteuropäischen Beschäftigten seien mit der Aussicht auf gute Löhne zum Arbeiten nach Deutschland gelockt worden. Branchenführer Tönnies müsse nun dafür sorgen, dass es nicht wie bislang bei einem leeren Versprechen bleibe. Für die Beschäftigten in der Fleischwirtschaft fordert die Gewerkschaft NGG einen Mindestlohn von bundesweit 12,50 Euro pro Stunde, der nach einer kurzen Einarbeitungszeit auf 14 Euro steigen soll. Facharbeiter sollen auf einen Stundenlohn von mindestens 17 Euro kommen. Die Arbeitgeber hatten zuletzt einen Einstiegsverdienst von 10,50 Euro geboten, der bis Dezember 2023 auf zwölf Euro steigen soll. Die Gewerkschaft lehnt das Angebot als unzureichend ab. (...)" (guetsel.de, 21.4.21)

https://www.guetsel.de/content/guetersloh/21275/beschaeftigte-bei-fleischkonzern-toennies-protestieren-fuer-hoehere-loehne.html

"Ende der Werkverträge: Was hat sich in der Fleischindustrie geändert?

(...) Laut Sepsi ist nach wie vor die Wohnsituation ein großes Problem – er höre immer noch davon, dass teils sechs Personen in Drei-Zimmer-Wohnungen untergebracht seien und jeder 190 bis 200 Euro Monatsmiete bezahlen müsse. Allerdings hätten die großen Unternehmen Programme gestartet, die Situation zu verbessern.

Tarifvertrag: Arbeitgeber nannten Vorschläge „realitätsfern und existenzgefährdend“

Ein großes Thema unter den Beschäftigten seien die bislang erfolglosen Verhandlungen um einen Tarifvertrag für die Beschäftigten. „Das war auch in der Presse in Rumänien ein Thema“, sagte Sepsi. Die Forderung nach einem Mindeststundenlohn von 12,50 Euro und 17 Euro für Facharbeiter werde von den Menschen geteilt. Das Angebot der Arbeitgeber von einem Stundenlohn von 10,50 Euro ohne einen Facharbeiterlohn habe die Menschen enttäuscht. Die Gewerkschaftsvorschläge waren aus Sicht der Arbeitgeber „realitätsfern und existenzgefährdend“.

Der tatsächliche Verdienst in den Unternehmen gehe bei den Arbeitskräften weit auseinander, weil die Produktion selber stark arbeitsteilig sei, erklärte Sepsi. Für einfache Zerlege- und Verpackungstätigkeiten an den Fließbändern werde kaum mehr als Mindestlohn gezahlt. Auf der anderen Seite gebe es hochqualifizierte und gesuchte Fachkräfte, die die Tiere ausbeinen und zerlegen. Diese würden dank Zulagen auf Bruttolöhne zwischen 3000 bis 4000 Euro im Monat kommen, sagte Sepsi. (...)" (rnd.de, 8.4.21)

https://www.rnd.de/wirtschaft/ende-der-werkvertrage-was-hat-sich-in-der-fleischindustrie-geandert-F2AJJEHR3WTAXCCJOK2GB64NLM.html

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.05.2022 16:07).

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