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  • Regenwetter

614 Beiträge seit 29.04.2023

Andere Wahrnehmung

Der Standpunkt, von dem ich das Problem aus betrachte, bestimmt ja auch, was ich sehe. Mir ist die Aussage: "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von
Klassenkämpfen." aus dem kommunistischen Manifest erinnerlich. Ebensowenig wie wir nach dem Untergang der UdSSR das Ende der Geschichte hatten, hat sich etwas daran geändert, dass der Klassenkampf offen, verdeckt, subtil, reißerisch, geführt wird. Und manchmal laufen Dinge einfach aus dem Ruder, auch für den, dessen Interessen bedient werden. Wenn mir jemand erzählen will, "das Flüchtlingsproblem" sei der Aufhänger, um gegen die AfD vorzugehen, dann halte ich dies für ein Vorschieben. Die Positionen der Regierungsparteien dürften doch mit den Forderungen der AfD von vor 3 Jahren sehr ähnlich sein.
Wähler und Verantwortung. Ja, mit dem Wahlrecht habe ich eine Verantwortung für das Gemeinwesen, wenn ich dies Gemeinwesen grundsätzlich mittragen will. Mir erinnerlich ist die Landtagswahl im Saarland. Knapp 40 % Nichtwähler. Von den Wählenden um die 20 % die ihre Stimme einer Partei gaben, die nicht in den Landtag kam. Bei einem Stimmanteil an den Wahlberechtigten von rd. 25 % war die SPD so "stark", dass sie die absolute Mehrheit im Landtag hatte. Ich gehe mal davon aus, nicht alle Nichtwähler hatten sich mit dem Aufsatz von Erich Mühsal Zur Naturgeschichte des Wählers beschäftigt, und deswegen ihre Wahl verweigert. Ich gehe davon aus, als Wähler habe ich die Erfahrung gemacht, egal was ich wähle, mein Leben wird ärmer, wird unsicherer, meine Interessen sind nicht die Interessen der Gemeinschaft, ich kann mich nicht auf die Gemeinschaft, die ganz selbständig meine Leistungen für sich aufsaugt, verlassen, wenn ich sie gebrauche. Wenn ich dann nicht wähle, oder eine Partei wähle, die scheinbar das "Rote Tuch" der Gesellschaft ist, dann kann ich mir in dem Augenblick wenigstens sagen, "denen hast du es gezeigt". Ob ich in dem Augenblick erkenne, dass ich nur eine offenere formulierende Alternative zu den anderen Parteien favorisiert habe, die wie diese gegen meine Interessen gerichtet ist, bezweifle ich. Dieses Erkennen wird später kommen. Nicht die AfD ist damit das Problem, sondern die Gesellschaft, die sie hervorgebracht hat. Nicht der Wähler ist das Problem, sondern die, die die Informationsmacht haben und den Diskurs bestimmen können. Welchen Anspruch will ich an einen Menschen stellen der erst einmal dafür sorgen muss, dass er die materielle Basis hat um zu leben, sich für die Gewinnung dieser so erschöpfen muss, dass ihn "die Politik" links an der Schulter vorbei geht, und bei dem individuelle Zukunftsängste sicher nicht dazu führen, dass er gesamtgesellschaftliche Lösungen durchdenken kann.

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