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  • Cpt.Yesterday

mehr als 1000 Beiträge seit 27.03.2014

Die USA werden Osteuropa nicht verteidigen, es ist nur ein Schauspiel

Ich finde es immer wieder faszinierend, dass man kaum noch Journalisten oder Autoren findet, die 2+2 zusammenzählen können. Liegt es an der fehlenden Erfahrung einer frühen Kriegsdienstverweigerer-Generation oder stumpf an weich gekochten Hirnen durch den Jahrzehntelangen TV-Konsum?

Dann Fangen wir an ...

1) Die NATO, in erster Linie die EU-Sateliten der USA sollen eine Truppe von 4.000 Mann in 4 Ländern verteilen um die Verteidigung ihrer neuen Mitglieder zu verstärken. Diese sollen angeblich ein mindestens 10 mal so große Streitmacht (wenn Russland in die Offensive geht, kann man mindestens von einer Armee-Stärke ausgehen) im Notfall 5 Tage hinhalten bis vielleicht erste Angriffspitzen aus einem Dutzend Staaten sich formiert und zu einem Gegenschlag ausholen. Die Gesamtstärke dieser Taskforce beträgt bestenfalls nur halb so viel Personal und Material wie die zu erwartende Gegnerische Streitmacht.

Erklärung:
Hier wird ein großer Zirkus betrieben um die Kriegsunwilligen Europäer in einen NATO-Intern Provokationstrupp zu zwingen, der weder defensive geschweige denn offensive Aufgabenstellungen erfüllen kann. Hier sollen die EU-Staaten in eine Provokationsspirale gedrängt werden um irgendwann selbstständig (so der Wunsch der USA) die Drohkulisse aufrecht zu erhalten (auch ohne Phantom U-Boote vor der schwedischen Küste)

2) Truppenstärke des Baltikums ...
Estland: 3.800 Mann (gesamt!!!)
Lettland: 5.000 Mann (gesamt!!!)
Litauen: 12.000 Mann (gesamt!!!)

Erklärung:
Selbst wenn die gesamte Besatzungsmacht von 4.000 Mann aufs Baltikum verteilt wird, ergibt die Gesamtstärke bestenfalls eine verstärkte Division. Dabei fehlt es den lokalen "Milizen" (von Streitkräften kann man da kaum reden) an schwerer Artillerie, Luftunterstützung, strategische Luftabwehr oder Nachschub über Festland.

Nach 5 Tagen müsste über den Seeweg, welcher bis dahin von russichen U-Booten und Marinefliegern nur so wimmelt, eine Entsatzungstruppe samt schwerem Gerät herbei geschafft werden. Dabei müsste man damit rechnen, dass die lokalen Milizen bestenfalls nur noch den Küstenstreifen halten.

3) Treibstoff, Energie usw. ...

Woher kommt der Nachschub an Gas und Erdöl eigentlich ins Baltikum?

Erklärung:
Richtig, der potenzielle Angreifer liefert den Großteil der Energieträger für den potenzielle Kriegsschauplatz. Jeder Versuch einer Gegenoffenisve ohne eine kleine Tankerflotte, wird im Keim erstickt. Zudem muss man davon ausgehen, dass ein Großteil der strategischen Reserven nach 5 Tagen nicht mehr unter Kontrolle der baltischen Staaten steht.

4) Es hat niemand vor das Baltikum zu verteidigen.

Erklärung:
Wie eine Verteidungstruppe für einen Verbündeten auszusehen hat, zeigt ausgerechnet der vermeintliche "Gegner" selbst. Russlands Truppenstärke in Armenien übersteigt 13.000 Mann und beihaltet Mehrere Hundert Panzer und Schützenpanzer, schwere Raketenartillerie und eine Luftwaffeneinheit (aus Kampfhubschraubern und Abfangjägern) sowie eine strategische Luftabwehr. Diese Truppe, kombiniert mit den gut 45.000 Soldaten des Staates sind in der Lage die schwer passierbare Region so lange zu halten bis Verstärkungen vorstoßen könnten. Bereits 2008 zeigte die russischen Streitkräfte, dass der Verteidigungsbezirk Süd durch innerhalb von zwei Tagen Truppen in Armeestärke (damals ca. 40.000 Mann) mobilisieren kann.

Hier handelt es sich nicht um einen Zirkus sondern um eine reale strategische Partnerschaft.

5) Worum es eigentlich geht ...

Erklärung:
Die USA sehen in China mittlerweile eine weit größere Bedrohung als in Russland, vor allem wirtschaftlich trifft dies zu. Daher macht man den Chinesen noch schöne Augen während man seinen Focus von Europa in den Pazifik-Raum verlegt. Die Europäer sollen dabei die Drohkulisse und Provokationsspirale eigenständig aufrecht erhalten. Sprich die EU-NATO-Partner verlegen immer mehr Truppen an die russische Grenze, die diplomatischen Beziehungen bröckeln, die EU schottet sich von Russland ab, Russland soll dabei wirtschaftlichen zerbrechen.

Nur dumm, dass hier politisch die meisten nicht mitziehen (wollen), also wird mit militärischen Drohungen nachgeholfen.

Dumm ist auch, dass China mittlerweile Russland als seine wichtigste Stütze an der Nordwest-Flanke sieht und einen Zerfall des Staates um jeden Preis verhindern muss, da es dann allein gegen die USA stehen würde. Hier wirkt wiederum wieder der Plan die EU soll militärisch Russland ablenken, bis die USA es (irgendwie) schaffen China in die Schranken zu weisen.

Noch dümmer ist, dass Russland für die EU der wichtigste Partner ist, wenn es darum geht ein witschaftliches Gegengewicht zu China zu bilden. Russland ist der ideale Ressourcen-Lieferant würde die Europäische Industrie und zugleich wichtiger Absatzmarkt für seine teuren Produkte. Nun aber versucht die russische Führung, angesichts einer drohenden Alternativlosigkeit, seine Rohstoffexporte in Richtung Asien umzulenken und gleichzeitig seine Binnennachfrage entweder über asiatische Märkte zu decken oder so viel wie möglich selbst zu produzieren.

Welche langfristigen Auswirkungen dies auf die EU haben wird, kann man sicherlich abschätzen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.06.2016 21:53).

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