Haroun schrieb am 07.10.2023 10:16:
lalilalila schrieb am 03.10.2023 16:11:
Überall wurden Bevölkerungen ausgetauscht oder russifiziert. Ob das nun in diesen Gebieten nennenswerte Minderheiten waren oder gar Mehrheiten, das kann ich nicht überall beurteilen.
Jedenfalls fand die Russifizierung durch Deportationen, Neuansiedlungen, aber auch durch Umwidmungen statt. Ukrainische Nachnamen (oder solche von anderen Minderheiten) wurden durch russische ersetzt. Die Muttersprachen wurden sabotiert oder gar verboten.
Richtig gerade im Kaukasus gab es massiven Bevölkerungsaustausch und Neuansiedlungen. Aber was heißt das nun für die Gegenwart und die Zukunft? Soll die Krim also nicht der Ukraine zugesprochen werden, sondern Ihren "urspünglichen" Besitzern den Krim-Tataren?
Nach 1991 sind durchaus einige umgesiedelte Familien von Krim-Tataren zurückgezogen. Bekannt ist übrigens auch, dass vor 1930/1920 überall um die ASOW-See mal ukrainisch gesprochen wurde. Den Anteil an der Bevölkerung weiß ich allerdings nicht. Die sind wohl auch nicht weggezogen, sondern deren Kinder wurden einfach russisch erzogen. Incl. Russifizierung des Namens.
Der Bevölkerungsaustausch findet allerdings jetzt gerade schon wieder statt. Leute werden vertrieben, Russen siedeln sich neu an.
Wie sieht es mit der Besiedlung Palästinas aus oder den Konfliktregionen zwischen Armenien und Aserbaidschan? Auch hier gab es Gebiete, deren Bevölkerungsstruktur durch Umsiedlungen verändert worden sind! Ab wann (10,30, 50, 100 Jahre) soll eine Umsiedlung rückgängig gemacht werden?
Zuallererst sollte man anerkennen, dass hier ein Unrecht passiert ist. Die Ukraine hat ja nur ganz leicht die Medienmacht aus Russland zurückdrängen wollen. Es gab nie eine Verfolgung von Russen. Wenn, dann gab es eine Verfolgung von rein russischen Medien, die häufig aus dem Nachbarland finanziert waren.
Einschub zu Palästina neben vielen anderen nur die beiden:
https://www.youtube.com/shorts/-7NmYr47g6I
https://www.youtube.com/shorts/sdyo1BiO-lc
Israel hat sein Existenzrecht. Israel ist seinen Nachbarstaaten nichts schuldig.
(Eine der?) Ausnahme(n?) ist übrigens Iran. Dort gibt es weiterhin Juden, auch wenn der Anteil abnimmt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Judentum_im_Iran
Zu Armenien/Aserbaidschan: Für Minderheiten ist es immer besonders schwer, wenn die Mehrheit ihre Kultur-Tradition wieder rekonstruieren möchte. Das war in Georgien so, wo inzwischen aus den besetzten Gebieten praktisch alle Georgier vertrieben wurden. Ganz sicher gab es da auch Kräfte, die über das Ziel hinausschossen. Sowas muss die Mehrheit aber gewaltfrei lösen.
Zur Ukraine noch eine Karte von 1998:
https://en.wikipedia.org/wiki/File:%D0%92%D0%B8%D0%B1%D0%BE%D1%80%D0%B8_%D0%92%D0%A0%D0%A3_1998_%D0%9B%D1%96%D0%B4%D0%B5%D1%80%D0%B8_%D0%A2%D0%92%D0%9E_%D0%BC%D0%B0%D0%B6%D0%BE%D1%80%D0%B8%D1%82%D0%B0%D1%80%D0%BD%D0%B8%D0%BA%D0%B8.PNG
Übrigens hat Deutschland auch so eine Geschichte. Germanisches Gebiet, wo heute Sachsen und Berlin liegt. Dann sind slawische Völker eingewandert, haben Siedlungen gegründet. Danach kam alles unter deutsche Kontrolle, es wurde wieder deutsch und Berlin ist sogar die deutsche Hauptstadt. Man sieht es noch an den vielen "preussischen" (eine baltische Bezeichnung) Namen. "*ow", "*ki"
Aus dem Link bin ich noch nicht ganz schlau geworden. Eventuell ist es trotzdem interessant:
https://www.deutsche-nachnamen.de/index.php/herkunft?start=24
Aber was Stalin gemacht hat, geht eben weit darüber hinaus. Umsiedelungen, viel Zwang, Kultur sabotieren uswusf. Von vielen Minderheiten haben Menschen ihre besten Jahre im Gulak oder zumindest fernab der Heimat verbracht. Klar, dass die dann nicht ganz normal eine Familie gründen konnten. Die russischen Bonzen haben die besten Wohnungen in den Innenstädten bekommen. Und ich habe bis heute nichts gesehen, wo die Russen richtig benachteiligt wurden. Eventuell im öffentlichen Dienst, wenn sie kein Ukrainisch konnten. Das weiß ich aber nicht 100%ig. Russisch durfte immer gesprochen werden.
Allerdings muss man auch anerkennen, dass das Gift der Hetze gewirkt hat:
https://taz.de/Kollaboration-mit-Russen-in-der-Ukraine/!5912824/
Was in dem Artikel beschrieben wird, zeigt dass einige inzwischen emotional mit Russland wieder verbunden sind, obwohl dort praktisch alles schlechter ist außerhalb von Moskau und St. Petersburg. Gekreuzigte Jungen und andere Hetze haben Spuren hinterlassen. Eben genau die Einflussnahme, die die Ukraine mit den Sprachgesetzen einschränken wollte. Die Einflussnahme ging sogar so weit, dass Wahlen zugunsten der russischen Seite manipuliert wurden.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.10.2023 16:51).