Was hat der Autor eigentlich gelesen, um zu einer solchen
Grundsatzaussage zu gelangen:
"Das Gefängnis wird zu einer Metapher für die gesellschaftliche
Ordnung. Sie ist ihrerseits _nicht als bestimmte Ordnung Thema_,
_sondern als Ordnung überhaupt_ - und auch dies nur auf eine Weise,
die diese im Kern anarchistische Kritik zugleich mit der ironischen
Distanz gegenüber allen als naiv verlachten Sympathien für eine
anarchistische Gesellschaft verbindet." ???
"Ordnung überhaupt"?
Schlägt man dagegen seine Werke auf, und zwar von Anfang bis Ende
seines Schaffens, so begegnet man fast stets einer Gegenüberstellung
der Verhältnisse in verschiedenen "Epochen".
In "Überwachen und Strafen" kontrastiert er das disziplinierende
Gefängnis der Moderne mit der drakonischen, und doch punktuellen
Strafpraxis der feudalen Gesellschaft (eigentlich: wohl aller
Gesellschaften zuvor), in "Sexualität und Wahrheit" den
disziplinierenden Wahrheits-Diskurs über "Sexualität" mit den
abweichenden Praxen der Antike, in "Wahnsinn und Gesellschaft" wird
das moderne Irrenhaus gegen vorhergehende Umgangsweisen mit Irren
gesetzt.
Man muß mit diesen Beschreibungen ja nicht konform gehen, aber man
sollte sie doch angemessen wiedergeben.
Creydts Behauptung, Foucault hätte in irgendeiner Weise "Stellung
bezogen", wird umso grotesker, wenn man bedenkt, daß sowohl Habermas
als auch Chomsky
> http://video.google.com/videoplay?docid=-1634494870703391080#
Foucault mehrfach ergebnislos zu eben dieser behaupteten
Stellungnahme gedrängt haben.
Also einem "Wie sollte es denn ihrer Meinung nach sein".
Offenbar (ja, ich unterstelle) wird vielmehr umgekehrt ein "Schuh
draus".
Creydt glaubt in "der besten aller Welten" zu leben, und auch ihm
stößt auf, daß sich Foucault diesbezüglich zurückhält.
Pech gehabt.
Davon abgesehen stimme ich Creydts Diagnose sogar ansatzweise zu. Ja,
vermutlich gibt es klassisch romantische Interpretationen von
Kriminalität als Dissidenz im linken Lager.
Aber vermutlich ist diese auch seltener als je zuvor innerhalb der
letzten 50 Jahre in (West-)Deutschland.
Und also will hier erneut ein Ex-Linker öffentlich mit seiner
Geschichte fertig werden, oder?
Kommt jedenfalls so rüber.
Rothhaus
P.S.
Nebenbei noch zu einem anderen Punkt:
"Foucaults Attraktivität verdankt sich allerdings auch solchem
intellektuellen Selbstgenuss - die Rhetorik macht Foucaults Texte oft
blendend, aber dadurch noch nicht einleuchtend - und zugleich einem
alles ins Unscharfe auflösenden, und gerade so die
Bescheidwisser-Manier der Besprechbarkeit von allem und jedem
gewährleistenden Jargon."
Ja, für jemanden, der Kant, Hegel oder Marx gelesen hat, ist
Foucaults "Rhetorik" zunächst schwer erträglich. Aber sie ist eben
auch begründet (ob man es mag oder nicht). Foucault geht eben mit
Nietzsche davon aus, daß im Begriff selbst eine Macht liegt, eine
formierende Macht.
Dem hat er sogar ein ganzes Buch gewidmet, die "Ordnung der Dinge".
Insofern: Also bitte. Das ist doch der zentrale Punkt der sogenannten
Postmoderne.
Grundsatzaussage zu gelangen:
"Das Gefängnis wird zu einer Metapher für die gesellschaftliche
Ordnung. Sie ist ihrerseits _nicht als bestimmte Ordnung Thema_,
_sondern als Ordnung überhaupt_ - und auch dies nur auf eine Weise,
die diese im Kern anarchistische Kritik zugleich mit der ironischen
Distanz gegenüber allen als naiv verlachten Sympathien für eine
anarchistische Gesellschaft verbindet." ???
"Ordnung überhaupt"?
Schlägt man dagegen seine Werke auf, und zwar von Anfang bis Ende
seines Schaffens, so begegnet man fast stets einer Gegenüberstellung
der Verhältnisse in verschiedenen "Epochen".
In "Überwachen und Strafen" kontrastiert er das disziplinierende
Gefängnis der Moderne mit der drakonischen, und doch punktuellen
Strafpraxis der feudalen Gesellschaft (eigentlich: wohl aller
Gesellschaften zuvor), in "Sexualität und Wahrheit" den
disziplinierenden Wahrheits-Diskurs über "Sexualität" mit den
abweichenden Praxen der Antike, in "Wahnsinn und Gesellschaft" wird
das moderne Irrenhaus gegen vorhergehende Umgangsweisen mit Irren
gesetzt.
Man muß mit diesen Beschreibungen ja nicht konform gehen, aber man
sollte sie doch angemessen wiedergeben.
Creydts Behauptung, Foucault hätte in irgendeiner Weise "Stellung
bezogen", wird umso grotesker, wenn man bedenkt, daß sowohl Habermas
als auch Chomsky
> http://video.google.com/videoplay?docid=-1634494870703391080#
Foucault mehrfach ergebnislos zu eben dieser behaupteten
Stellungnahme gedrängt haben.
Also einem "Wie sollte es denn ihrer Meinung nach sein".
Offenbar (ja, ich unterstelle) wird vielmehr umgekehrt ein "Schuh
draus".
Creydt glaubt in "der besten aller Welten" zu leben, und auch ihm
stößt auf, daß sich Foucault diesbezüglich zurückhält.
Pech gehabt.
Davon abgesehen stimme ich Creydts Diagnose sogar ansatzweise zu. Ja,
vermutlich gibt es klassisch romantische Interpretationen von
Kriminalität als Dissidenz im linken Lager.
Aber vermutlich ist diese auch seltener als je zuvor innerhalb der
letzten 50 Jahre in (West-)Deutschland.
Und also will hier erneut ein Ex-Linker öffentlich mit seiner
Geschichte fertig werden, oder?
Kommt jedenfalls so rüber.
Rothhaus
P.S.
Nebenbei noch zu einem anderen Punkt:
"Foucaults Attraktivität verdankt sich allerdings auch solchem
intellektuellen Selbstgenuss - die Rhetorik macht Foucaults Texte oft
blendend, aber dadurch noch nicht einleuchtend - und zugleich einem
alles ins Unscharfe auflösenden, und gerade so die
Bescheidwisser-Manier der Besprechbarkeit von allem und jedem
gewährleistenden Jargon."
Ja, für jemanden, der Kant, Hegel oder Marx gelesen hat, ist
Foucaults "Rhetorik" zunächst schwer erträglich. Aber sie ist eben
auch begründet (ob man es mag oder nicht). Foucault geht eben mit
Nietzsche davon aus, daß im Begriff selbst eine Macht liegt, eine
formierende Macht.
Dem hat er sogar ein ganzes Buch gewidmet, die "Ordnung der Dinge".
Insofern: Also bitte. Das ist doch der zentrale Punkt der sogenannten
Postmoderne.