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  • Ulobor

204 Beiträge seit 19.09.2003

Warum brauchen wir überhaupt mehr Kinder?

Immer wiederkehrende Warnungen vor einem Rückgang der Geburtenrate,
immer wieder hört man den Appell "Wir müssen mehr Kinder kriegen".
Warum eigentlich ist das so ein Muss? Von dem ganzen Haufen
Schreckensszenarien will mir das meiste nicht so recht einleuchten.

- "Wir brauchen die Kinder als künftige Altersversorgung."
Das kann auch nach hinten losgehen. Viel Nachwuchs = viele zukünftige
Arbeitslose(?). Dann hat sich die Versorgung der Eltern auch
erledigt, denn es geht hier ja größtenteils um eine *finanzielle*
Versorgung. Den Arbeitsaufwand der häuslichen Pflege will und/oder
kann doch kaum einer auf sich nehmen.

- "Der demographische Faktor kippt."
Das wird sich sowieso nicht vermeiden lassen. Dank besserer
medizinischer Versorgung werden wir halt immer älter. Um dabei die
demographische Verteilung auch nur annähernd aufrechtzuerhalten, wäre
eine immer größere Kinderschar von Nöten, sprich: Ein explosives
Bevölkerungswachstum.
Die "Greisengesellschaft" wird kommen. Anstatt sinnlos dagegen
anzukämpfen sollten wir uns besser frühzeitig darauf einstellen.

- "Es wird an Arbeitskräften mangeln."
Äußerst zynisch, angesichts der Arbeitslosenquote. Dank steigender
Produktivität brauchen wir in Zukunft eher noch weniger
Arbeitskräfte. Und wenn auf Arbeitgeberseite darüber geklagt wird,
dass schon heute viele Stellen mangels geeigneter Bewerber unbesetzt
bleiben, dann muss die Konsequenz daraus ja wohl "bessere Ausbildung"
und nicht "mehr Kinder" heißen.

- "Die Rente ist nicht mehr gesichert."
Zahlen Kinder, wenn sie erwachsen geworden sind, etwa automatisch in
die Rentenkasse ein? Doch nur, wenn sie Arbeit haben. Um die Rente zu
sichern, braucht es mehr oder besser bezahlte Arbeits_plätze_, nicht
mehr Arbeits_kräfte_.

- "Die Deutschen sterben aus."
Ja und? (Ich liebe dieses Bildzeitungsargument, abgesehen davon dass
die Aussage eh Quatsch ist.)
Oh, im Artikel wird ja sogar das "Ende der Menschheit" angesprochen.
Wow. Ich dachte immer, die Bevölkerungsexplosion wäre ein Problem der
Menschheit. Sollte etwa doch das Gegenteil der Fall sein? Steht der
Homo sapiens schon auf der Roten Liste?

Es ist doch überhaupt widerlich, wenn in Politik und Medien die
Kinder zu Rentenzahlern und Arbeitskräften reduziert werden. Die
Entscheidung des Kinderkriegens darf doch nicht von
gesellschaftlichen Zwängen und Anreizen - welcher Art auch immer, ob
nun Mutterkreuz oder Geburtsprämie - beeinflüsst werden. Das sollte
ganz und gar eine persönliche Entscheidung sein, nur davon abhängig,
ob man in der Lage ist, dem Kind die nötige Liebe, Zeit und Erziehung
zu widmen.

Vielleicht ist das beobachtete Phänomen sowieso nur ein ganz
natürlicher Vorgang. Auch bei anderen Säugetieren lässt sich bei
Stress, hoher Populationsdichte oder ungünstigen Lebensbedingungen
eine abnehmende Fruchtbarkeit feststellen. Das ist ein ganz normaler
Regelungsmechanismus, der die Existenz einer Spezies normalerweise
nicht bedroht, denn bei besseren Umweltbedingungen nimmt die
Fruchtbarkeit auch wieder zu.
Offensichtlich leben wir Industriestaatenbewohner gerade unter solch
ungünstigen Bedingungen. Über diese sollten wir m. E. mehr nachdenken
als über Zwangsfortpflanzungmaßnahmen. Dann klappt's auch wieder mit
dem Adenauer...
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