Ammerländer schrieb am 01.03.2023 11:18:
Das erste Kernenergieunfall fand übrigens in der Schweiz statt (weiß kaum jemand, in der Schweiz spricht man nicht gern darüber). Man hatte vorsichtshalber die Anlage in einem Bergtunnel errichtet. Als der Unfall passierte, sind die Leute rausgerannt und später hat man den Tunnel mit Beton verschlossen.
Beim schweren Reaktorunfall in Lucens ist niemand "rausgerannt" und "der Tunnel" ist auch nicht einfach mit Beton verschlossen worden. Die Kaverne wurde direkt nach dem Unfall versiegel, d.h. man hat sozusagen die Tür zum Reaktorkern verschlossen und dadurch, entsprechend dem Sicherheitskonzept, den Austritt von Radioaktivität in die Umwelt weitgehend verhindert. Zudem haben die Reaktorfahrer im Kontrollraum vorsichtshalber Gasmasken angelegt.
Anschließend hat man die Anlage stabilisiert, den Austritt grösser Mengen an Radioaktivität verhindert und gewartet bis die Radioaktivität genügend abgeklungen ist, damit wieder Menschen in der Kaverne arbeiten können. Anschliessend hat man den zerstörten Reaktor rückgebaut und die Kaverne dekontaminiert. Gegenwärtig wartet der Reaktor im Zwischenlager für radioaktive Abfälle auf seine Endlagerung.
Bei Youtube findet man eine Dokumentation mit Zeitzeugen zu diesem Unfall:
https://www.youtube.com/watch?v=Endt3lkaZhw
Da aus Bergen immer irgendwo Wasser rausläuft, geht da alle 14 Tage ein Rentner hin und nimmt eine Wasserprobe, die dann im Labor untersucht wird. Die Kosten halten sich also in Grenzen.
Das ist richtig aus der Kaverne läuft immer etwas Wasser hinaus. Bis heute wird das Wasser regelmäßig auf Radioaktivität getestet, was sehr einfach und extrem empfindlich möglich ist. Dies geschieht sicherheitshalber, zu einer nennenswerten Freisetzung von Radioaktivität ist es weder jetzt noch in der Vergangenheit gekommen.
Das Schöne am radioaktiven Müll ist, dass er zerfällt. Hochgiftiger Chemiemüll zerfällt meistens nicht und in der Deponie Herfa-Neurode haben wir gigantische Mengen davon eingelagert (gebrannt hat es da auch schon, aber das ist für die Medien kein Thema). Das muss auch immer bewacht werden.
Völlig einverstanden, radioaktiver Abfall hat eben auch seine "guten" Eigenschaften.
Nach Ihrer Argumentation sollten wir also auch aus der Chemie aussteigen?
Nach Meinung gewisser Kreise sollte der Mensch jeglicher Technologie entsagen.