Der Bimbeskanzler hatte fertig, als ihm das Geschenk einer möglichen Wiedervereinigung völlig unerwartet von den Menschen in der DDR in den Schoß geworfen wurde. Und bei allen Witzen, die immer über seine Einfältigkeit und die mangelnden Englischkenntnisse über ihn erzählt wurden, muß man ihm zugute halten daß er Charisma hatte und mit den Menschen konnte und sehr schnell aus einer politischen Beziehung eine persönliche machen konnte, natürlich immer auch zu seinem Vorteil - und sicher auch zum Vorteil der BRD und Europas. . Das war eine Kombi aus Bauernschläue und Machtinstinkt bei ihm. Und diese guten persönlichen Beziehungen waren auch erforderlich, den die restlichen Europäer, allen voran die Franzosen und die Engländer waren von der Idee wenig angetan, die hatten uns noch in zu guter Erinnerung, da war auch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Trotzdem wäre er hier nicht wiedergewählt worden und wir Wessis waren äußerst skeptisch bei der Wiedervereinigungsgeschichte, da wurde gerne das Beispiel von den beiden verbundenen Gefäßen genommen, auf der Verbindung steht die Mauer als Klammer, das eine dreiviertelvoll, das andere fast leer und jetzt macht einer die Klammer weg. Engländer und Franzosen mochten ähnlich gedacht haben und hatten sicher Hoffnung, das widervereinigte, aber wirtschaftlich angeschlagene Deutschland, auf die nächsten 30 Jahre sicher in Europa eingehegt zu wissen. Und deshalb war hier im Westen die Mehrheit für eine allmähliche Angleichung mittels einer Sonderwirtschaftszone anstelle der aus dem Osten geforderten 1:1 Lösung mit allen verbundenen Nachteilen, die die ganze Geschichte zusätzlich erschwert hat. Und, was ist daraus geworden? Wo sind wir jetzt? Wir alle sollten stolz sein auf die Nummer mit der Wiedervereinigung , das ist Spitzenklasse, was wir bislang gerissen haben - obwohl natürlich auch dabei noch deutlich mehr Luft für Optimierungen gewesen wäre, das ist richtig! Davon höre ich im Osten nichts, immer nur Mimimi! Und der Preis war hoch, Deutschland war von der Lokomotive über Nacht auf einmal zum kranken Mann Europas geworden und Gerhard Schröder mußte auf Kosten seiner Wiederwahl mit den Hartz4-Gesetzen die ausufernden Arbeitslosen- und Sozialhilfekosten einschränken, weil uns das fast erwürgt hätte. War natürlich etwas Zahlenkosmetik dabei, aber die Kombi zeigte wirtschaftlich positive Wirkung. Davon spricht aber keiner mehr.
Und nein, keiner hat Gorbatschow über den Tisch gezogen und er hatte seine Vision vom möglichen, friedlichen Miteinander der Menschen. Glasnost ist nicht gescheitert, was folgte, war nix als eine andere Form von "D-Moarg, D-Moarg" oder sagen wir mal besser Gier frißt Hirn! Die Gier nach Devisen der einzelnen Mitglieder ließ den RGW binnen einen Jahres erodieren und die vom Transferrubel bislang profitierende Sowjetunion in Folge implodieren. Und Putins Kleptokratie und Günstlingswirtschaft war auch nur möglich, weil findige Systemlinge a la Mordaschow die an die Arbeiter ausgegebenen Belegschaftsaktien blitzesartig im Tausch gegen Wodka einsammeln ließen. Und wieder fraß Gier Hirn. Putin machte Gorbatschow zum Sündenbock, weil sich das wunderbar für seine eigenen postsojetischen Großmachtsfantasien nutzen läßt und für seine Idee einer große RGW-Renaissance als Riesen-Kleptokratie - für die er dann sogar bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen und zur Waffe zu greifen.