Nordwind schrieb am 05.10.2023 10:34:
PippiLangstrumpf schrieb am 05.10.2023 10:00:
Mit der Festlegung des Wechselkurses von Ost-Mark zur D-Mark von 2:1 entstand für die ostdeutschen Betrieb ein nicht zu kompensierbarer Kostenschock. Man nahm ihnen den einzigen Vorteil, den sie gegenüber westdeutschen Betrieben hatten, nämlich niedrigere Personalkosten, die die niedrigere Produktivität durch veraltete Maschinen, Abläufe etc. hätte kompensieren können.
Dadurch wurde ehemals profitable, und damit auch werthaltige Unternehmen, schlagartig unprofitabel und damit wertlos bis hin zu in der Tat negativen Unternehmenswerten.
Aus der Erinnerung heraus war der Wechselkurs ja durchaus ein Wahlkampfthema und die CDU mit Helmut Kohl als Spitzenkandidat trat für den 2:1-Wechselkurs ein, während die SPD in der damaligen Opposition hier nicht ganz so offensiv unterwegs war.
Die CDU setzte sich durch. Ein hoher Wechselkurs war insbesondere in der DDR leichter zu verkaufen. Man erhielt ja erst einmal "mehr" Geld, aber dass dadurch die ostdeutsche Wirtschaft rasiert wurde, das sah man nicht.
Das hat doch mit dem Wechselkurs (der einmalig zum Umtausch wirkt) nichts zu tun. Auch bei einem einmaligen Wechselkurs von 1:5 oder anders wären danach Löhne und Kosten zu D-Mark Preisen angefallen. Und zwar in marktüblicher Höhe. Ist also Quatsch....
Nee, die Betriebe waren über Nacht pleite! Warum?
Weil kein Betrieb Gewinne, z.B. für Investitionen behalten konnte. Das wurde generell über Kredite finanziert und die standen in den Büchern. Die Investitionsgüter waren generell recht überteuert, Westimporte wurden mit 1:4 bewertet, Ostprodukte waren weit überm Weltmarktpreis. Durch die Währungsunion wurden diese Kredite 1:1 umgerechnet und z.B. der Kredit für die (neue) Westmaschine stand immer noch mit dem 4-fachen Wert in der Bilanz und musste abgestottert werden - schon alleine dadurch war jede halbwegs moderne Bude sofort überschuldet! Dies hätte nur durch einen Krediterlass verhindert werden können - den Preis wollte keiner zahlen, die Einheit sollte ja aus der Portokasse finanziert werden.
Selbst eine nachträgliche Kreditkorrektur (=Teilerlass) hätte das Schlimmste verhindert. So hätten die kompletten Investitionsgüter, z.B. eine Drehbank auf Weltmarktpreise umbewertet/berichtigt werden können, die kosteten z.B. 50 k DDR-Mark, waren aufm Weltmarkt aber schon für gut 20 k DM erhältlich. Selbst das war wohl zu teuer, zumal es den Einflussreichen absolut nicht darum ging, die DDR-Wirtschaft am Laufen zu halten sondern lediglich neue Absatzmärkte zu erschließen.... Sonst hätte man die Treuhand dem Wirtschaftsminister und nicht dem Finanzminister unterstellt.
Rainer