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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Weit, weit jenseits von Gut und Böse

Die Publizistin Daniela Dahn, einstiges Gründungsmitglied des Demokratischen Aufbruchs, hat den Mut und die intellektuelle Fähigkeit, eine andere Perspektive einzunehmen

Daniela Dahn war ein Systemling allererster Güte. Sie war erst als angestellte und später als freie Journalistin tätig. So etwas funktionierte in der DDR natürlich nur mit unbedingter Ergebenheit und Systemtreue. Dazu passt auch ihr Engagement im Dunstkreis der gehäuteten SED. Richtige Oppositionelle machten selbstverständlich einen weiten Bogen um eine Partei, dei von Systemlingen und Kadern durchzogen ist. Ein Jude würde auch nicht in eine NSDAP oder nur schlecht übertüchte Nachholgepartei gehen.
Sie war lediglich eine sog. "Revolutionärin der letzten Stunde". Die Leute die gemerkt hatten, dass das wohl mit der SED und DDR nichts mehr wird und man sich lieber bei den neuen Strukturen engagiert, um dort in eine Schlüsselposition zu kommen. Das lief bei ihr wohl nicht so gut.
Ach so Oppositionelle. So etwas hatte die DDR praktisch nicht.
Schuld daran war die BRD mit ihrem Häftlingsfreikauf:

Zwischen 1964 und 1989 wurden insgesamt 33.755 politische Häftlinge für 3.436.900.755,12 D-Mark[4] freigekauft. Außerdem musste die Bundesregierung „Gebühren“ für die Ausreise von etwa 250.000 Ausreisewilligen entrichten.

Wer ernsthaft in Schwierigkeiten mit dem Regime kam, der gehörte zu dieser Gruppe. Langjährige Haftstrafen wegen "Republikflucht" oder andere Aktivitäten, die nicht als systemkonform galten.
Daher vertraute das DDR-Volk auch lieber auf dem Helmut Kohl, als auf die eigenen Leute oder irgendwelche weichgesspülten Oppositionelle. Das ist der banale Grund, warum diese Leute dann doch recht schnell vom Wähler aussortiert wurden.

Oder: Und wie viele Opferakten durch operative Observation gibt es wirklich? Auch hier hakte Dahn jahrelang nach bei der Pressestelle der Behörde. Schließlich bekam sie eine Zahl. An einem beliebigen Stichtag wurden von "etwa 41.500 Menschen" Berichte gefertigt, also "zu keinem Zeitpunkt mehr als 0,5 Prozent der 17 Millionen DDR-Bürger".

Was ist das denn für ein alberner Quatsch? Die IM in der DDR waren Freunde, Kollegen oder gar nahe Verwandte die den harmlosen Mitmenschen spielten, aber an die Stasi berichteten. Das alles damals handschriftlich oder mit der Schreibmaschine. Was sollen die denn unerkannt für einen Output pro Tag generieren? Schatz! Warum bist Du den halben Tag in deinem Zimmer?....
Einen besseren Eindruck der Sammelwut aus der guten, alten analogen Zeit liefern folgende Daten:

Es handelt sich um ca. 111 Kilometer Akten, zu denen unter anderem auch 41 Millionen Karteikarten, 1,95 Millionen Fotografien, 2.876 Filme und Videos sowie ca. 23.250 Tondokumente gehören. Darüber hinaus existieren noch rund 15.500 Behältnisse mit bisher ungesichtetem, zerrissenem Schriftgut.

Der Normalbürger in der DDR konnte davon ausgehen, dass eine Stasi-Akte von ihm existiert und diese, natürlich ohne jemals genannt oder gar daraus zitiert zu werden, der wesentliche Faktor bei seinem weiteren Weg in der DDR war. Der Grund, warum das Studium verwehrt wurde oder Andere auf wundersame Weise die Sachen bekamen, wo man immer nur auf der Warteliste blieb.
Diktatursozialisiert? Das ist ein wesentlicher Aspekt davon. Der Ossi in der DDR hatte immer zwei Meinungen. Eine systemkompatible, die die Stasi-Akte nicht versauen sollte und eine richtige, die nur die Leute zu hören bekamen, die er für seine Freunde hielt.

Und was ist mit westlichen Geheimdiensten, NSA-Staat und den Undercover-Infiltrationen von Protestbewegungen weltweit durch westliche Staatsorganen?

Was sollen diese albernen und impertinenten Vergleiche? Die NSA, die etwas in die Nähe der Stasi kommt, hatte nur mit heutiger Technik vollautomatisiert den Telefon und elektronischen Verkehr mitgeschnitten. Aber selbst das hat nichts mit dem aktenbasierten, aufbereiteten Treiben der DDR zu tun. Kein westlicher Staat beschäftigt rund 1% der Bevölkerung damit, den Rest der Bevölkerung zu bespitzeln.

95 Prozent des volkseigenen Wirtschaftsvermögens sind in westliche Hände übergegangen.

Und wie ist das in Russland und der Ukraine gelaufen? Da gingen die 95% in die Hände von mafiös agierenden Oligarchen, die dort das Leben und die Politik dominieren bzw. dominierten. Dem einfachen Volk geht es in Russland noch viel schlechter, obwohl der Staat vor lauter natürlichen Ressourcen kaum gehen kann. Nebenbei: Es sollte doch wohl mittlerweile auch dem letzten Mitmenschen klar geworden sein, dass der Putin auch zu diesem Zirkel gehört.

Zu dem ganzen anderen Quatsch aus dem Artikel läßt sich folgende, zusammenfassend sagen:
- Die Ossis haben massiv von der Wendezeit und Wiedervereinigung profitiert. Da braucht man nur zu den sozialistischen Bruderstaaten schauen, die nicht so gepimpert wurden.
- Die DDR-Wirtschaft war, durch die Bank marode und nicht konkurrenzfähig. Leutchen die von irgendwelchen Sonderregelungen oder Schonräumen träumen, haben keinen Plan von Wirtschaft. Ein Westgehalt mit Ostproduktivität funktioniert nicht. Zudem stellt sich da ja auch die Frage nach der Gerechtigkeit. Solche Schonräume gibt es im Westen nicht.
Bezahlt wurden die 2 Billionen hauptsächlich von den Wessis. Von den Steuern der Normalbürger, die dort auch kein großes Vermögen haben, durch eine massive Verschuldung der Gebietskörperschaften an deren Folgen die Kommunen heute noch leiden. Und natürlich durch die Umleitung der Mittel für den Erhalt der Infrastruktur.
Heute sieht es an vielen Stellen im Westen so aus, wie in der DDR zur Wendezeit.
Schön auch die Aufstellung der Pünktlichkeit und dem Sanierungsstau der Bahn. Rot ist der Westen und Grün der Osten.
- Aber der Quatsch mit den angeblich benachteiligten DDR-Rentnern schlägt dem Fass den Boden aus. Diie Ossis in der DDR hatten, systembedingt, viel mehr Rentenpunkte als die Menschen in der BRD gesammelt, aber praktisch keinen Beitrag für die Finanzierung geliefert, denn da war ja nur Schrott. Als gerechten Ausgleich wurden dann geringere Sätze genommen. Da die DDR langsam entschwindet gleicht man das wieder an.

Ich würde mir hier bei Telepolis einmal einen ehrlichen Blick auf die DDR wünschen, bei denen auch einmal ein Stasi-Opfer seine Erfahrungen kundttun kann.
Denn eines ist das größte Problem der Wiedervereinigung:
Eine Aufarbeitung der DDR-Diktatur fand nie statt. Ich hätte damals die Stasi-Akten ungeschwärzt freigegeben. Es wurde immer viel zu viel Täterschutz betrieben.
So wird kräftig ostaligisiert und so getan, als wäre diese üble Diktatur nicht nur nicht so schlimm gewesen, sondern auch die bessere und gemütlichere Alternative,

Als wenn man den Altnazis und Leuten, die damals eine schöne Zeit hatten, die Bewertung des Dritten Reichs überlassen würde.
Da hatte man schließlich auch nur gesungen und getanzt. Entweder waren die Anderen schuld oder man hatte von alledem nichts gewusst.

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