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  • hdwinkel

mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.2012

Re: Die Welt der Helden ist eine tote Welt

Herbert183 schrieb am 22.09.2023 20:41:

hdwinkel schrieb am 22.09.2023 19:59:

...
Den Verantwortlichen in Kiew sollte man sagen, dass nicht ein Sieg das Leben der Menschen rettet oder gar verbessert, sondern nur ein sofortiges Ende des Krieges.
Und wer immer noch nach Waffen schreit, der sollte dort mitkämpfen müssen.

Einige Fragen zum besseren Verständnis Ihrer Position:
- Hätten Sie diesen Rat auch den Nordvietnamesen gegeben?
- Wieviele jüdische, sozialistische, kommunistische Leben hat es gekostet, das Frankreich sich Nazi-Deutschland ergeben hat?
- Und nicht zuletzt: Wenn jetzt eine fremde Macht Russland angreifen würde, würden Sie dann auch Russland empfehlen sich zu ergeben, um unnötige Opfer zu vermeiden?

Pazifist zu sein heißt nicht, jeden Kampf abzulehnen. Es gibt Momente, da muss man kämpfen, nämlich dann, wenn man auch ohne Kampf ermordet würde, also bei allen Formen des Völkermords. Wenn es also egal ist, ob man stirbt, dann wenigstens kämpfend.
Unter dieser Prämisse würde ich die Kriege beurteilen.
Die Schwierigkeit ist jetzt herauszufinden, wann das der Fall ist.

Vietnam ist ein Grenzfall, weil die Franzosen und danach die Amerikaner die Vietnamesen nicht als Menschen betrachtet haben. Bodycounting, wo Vietnamesen einfach so aus Hubschraubern zu Tode gestürzt wurden erfüllen den Tatbestand des Völkermords.

Frankreich hat sich zu einem Zeitpunkt ergeben, als der Völkermord der Deutschen noch nicht sichtbar war, aber auch das ist ein Grenzfall. Es gab in Frankreich zu diesem Zeitpunkt keinen Führerbefehl, keine Vernichtungslager.
Die Dänen haben ihre Juden übrigens überwiegend gerettet, ohne Krieg und trotz Besatzung.

Russland selbst? Allein die Dimension der zu erwartenden Opferzahlen verbietet bereits einen solchen Angriff, egal aus welchem Grund.

Aber bei aller retrospektiven Einschätzung vergangener Kriege, ist der entscheidende Punkt in diesem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, dass ein Großteil der Verbrechen, die mit einem Völkermord in Verbindung gebracht werden könnten schon geschehen sind oder nicht geschehen werden. Das klingt zynisch, aber die Ukraine steht nicht mehr vor der Vernichtung. Sie versucht minendurchseuchte Gelände zurückzuerobern. Zumal nicht mal klar ist, ob diese Gebiete überhaupt zurückerobert werden wollen, was man im Donbas und der Krim bezweifeln kann.
Mit anderen Worten, es geht nicht mehr um die Existenz, sondern nur noch ums Prinzip. Und das ist zu wenig für die Opfer, die dafür in Kauf genommen werden.

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