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  • pekro78

640 Beiträge seit 21.06.2023

Re: Die kommende großen Konfliktzone mit Russland wird die Arktis sein,

Spotter schrieb am 07.07.2023 21:10:

pekro78 schrieb am 07.07.2023 19:59:

Spotter schrieb am 07.07.2023 19:57:

So eine NATO Mitgliedschaft beruhigt, wenn man neben feindlich gesinnten, Blut und Boden Imperialisten, schlafen muss.

Ich glaube, die Russen werden sich das auch sagen. So ist das halt. Fortsetzung irgendwann auf dem großen Schlachtfeld.

Klar, als ob die Russen sich Rücksichtsvoll verhalten. wenn ein Land nicht in der NATO ist.

Ich meine, die Ukraine hat für die Russen einen besonderen Stellenwert. Das hat nichts mit den baltischen Staaten oder Polen und den übrigen osteuropäischen Ländern zu tun. Die Ukraine ist eigentlich Lenins "Baby" - was ihre "Staatlichkeit" betrifft, also ihre Existenz als Sowjetrepublik. Die Menschen dort sind russisch. Kiew gilt als "Mutter aller russischen Städte". Den Bolschewisten waren ethnische Aspekte relativ egal. Für sie war die Ukraine selbstverständlich russisch und dies mag insofern eine Rolle für sie gespielt haben, als sie aus der Ukraine eine bolschewistische Musterrepublik machen wollten. Jeder kennt die anfängliche brachiale Vorgehensweise der Industrialisierung um jeden Preis mit schrecklichen Hungersnöten insbesondere in der Ukraine, aber nicht nur dort. Nun die Ukraine wurde in der SU tatsächlich eine vergleichsweise hochindustrialisierte und fortschrittliche Sowjetrepublik. Und selbstverständlich waren alle in der russischen Sprache und Kultur zuhause. Russisch war die Hochsprache der Ukraine und ist es heute noch, allen Bemühungen der Verdrängung zum Trotz.
Für uns mögen all diese kulturellen Hintergründe Quark von gestern sein. Ethnische und kulturelle Aspekte sind nicht mehr relevant. Wir denken in Bevölkerungen und benutzen den Begriff "Volk" nur noch höchst ungern. Das hat Gründe und man wird sehen, was aus diesen zivilisatorischen Optionen wird, die wir gezogen haben. Doch wir sollten nicht vergessen: das Russische hat nicht nur eine "knechtende Geschichte" (Russland als ein Vielvölkergefängnis), sondern durchaus eine integrative Geschichte - bis auf den heutigen Tag. Insofern versteht sich Russland weniger "ethnisch", sondern - vergleichbar mit den islamischen Ländern über die Ethnie hinaus kulturell oder (bei den Muslimen) religiös.
Für uns ist das alles historische Mottenkiste. Andererseits sind wir für diese Leute kulturelle Irrlichter in einem selbstzerstörischen Prozess. Ob wahr oder nicht? Das ist nicht die Frage. Richtig muss es heißen: Ist diese kulturell unterlegte Identitätsbeschreibung für die Russen lebendig oder nicht?
Und wenn ja, wie stark muss sie von REGIMEN berücksichtigt werden. Oder jetzt auf die Ukraine bezogen: Scheitert dieses aktuelle Regime in Kiew an seinen eigenen Vorstellungen, nämlich das Russische zu verdrängen? Kann man in der Ukraine darauf ein Regime errichten, das den Menschen und ihrer Kultur halbwegs entgegenkommt? WEnn dem nicht so ist, dann läuft man Gefahr, exzessiv zu werden und ethnokulturelle Verfolgungen sind nicht mehr fern, sondern werden zu staatlichen Handeln.
Für uns heißt das alles: Was wissen wir überhaupt, wie andere Völker und Zivilisationen ticken?
Jetzt haben wir diesen elenden Ukraine-Krieg an der Backe und müssen die Russen abscheulich denken. So einfach ist das alles nicht. Heute die Russen, morgen die Muslime. Wer noch? Die Inder? Die Chinesen? Man mag sagen, immerhin hat Amerika die Japaner auf westliche Linie bombardiert. Ist das wirklich so?
Egal. Was ich sagen möchte: Wir sollten die Motivationen der Russen und Ukrainer nicht nur nach unseren Maßstäben messen. Wir könnten uns gewaltig verschätzen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.07.2023 22:55).

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