David al-Nuriq schrieb am 7. April 2004 21:15
> > Ich halte es für sinnlos, mit jemandem den Nahostkonflikt diskutieren
> > zu wollen, der die Frage von Unterdrückern und Unterdrückten - ganz
> > abgesehen davon, dass dabei auch wieder einmal die Nazis
> > unterschlagen werden, ...
>
> Die Palästinenser haben nichts mit den Nazis zu tun und man kann mir
> nicht erzählen, die Israelis würden von den Palästinensern oder den
> Arabern unterdrückt. Das ist nichts anderes als eine Vernebelung der
> tatsächlichen Verhältnisse im Nahen Osten. [...]
Was Sie sich "erzählen lassen" ist Ihr Problem, nicht meins. Und dass
die Palästinenser nichts mit den Nazis zu tun haben ist eine billige
Ausflucht; wären die Palästinenser die einzige am Nahostkonflikt
beteiligte Partei, würden wir hier nicht darüber reden. Die
Überzeugung, mit der Sie von den "tatsächlichen Verhältnissen" im
Nahen Osten künden, ändert nichts an den Tatsachen, zu denen gehört,
dass nicht nur eine militanter Teil der Isralis eine Gefahr für die
palästinensische, sondern umgekehrt auch ein radikaler Teil der
Palästinenser eine massive Gefahr für die israelische Bevölkerung
darstellt - und zwar für die gesamte. Ginge es nach der Hamas, stünde
Isreal und das Wohl seiner gesamten Bevölkerung auf dem Spiel.
Mit Ihrer impliziten Aussage, dass das Wohlergehen der Menschen, die
im Hier und Jetzt Bürger des Staates Israel sind, nichts zählt, weil
der Staat Israel "ganz explizit imperialistischen Interessen" diene,
demonstrieren Sie hier einmal sehr plakativ, auf welch hässliche
Weise ein von autoritärem Dogmatismus genährter Antiimperialismus zu
einem antihumanistischen und inhumanen, kalten Antisemitismus
verkommen kann.
Wo Sie vermuten, meine Argumentation leugne "Klassen und soziale
Interessen", vermuten Sie wiederum falsch; allein aus dem Bezweifeln
einer heutigen Existenz derselben Klassenunterschiede, wie sie im
zuendegehenden neunzehnten Jahrhundert herrschten, ist die
Implikation schon logisch kaum statthaft. Stattdessen sind Sie es,
der sich - wiederum in kalter, antihumanistischer Dogmatik - auf
einen antiquierten Klassenbegriff und auf Ihren dogmatischen
Antiimperialismus kaprizieren, während Sie, obwohl Sie solches von
mir fordern, ignorieren, dass der Staat Israel und die Notwendigkeit
seiner Existenz und seines Schutzes aus der Situation stammen, die
dem jüdischen 'Volk', seiner Religion und der daraus entstandenen
Nation wie keinem anderen aneignet, und die in der Tat geschichtlich
und 'sozial bedingt' ist.
Mit all dem, und mit Ihrem so autoritär dahertönenden Geschwalle von
Opportunismus, Syphilis und Arbeiterbewegung bestätigen Sie nur, dass
mir diese Ecke der Linken, in die Sie sich da stellen, zu Recht
massivst zuwider ist. Ihre Anstrengungen, die geopolitische Lage des
einundzwanzigsten Jahrhunderts, womöglich ja auch noch die
geophysische, in Ihr völlig überholtes Konzept von streng trennbarer
Arbeiterklasse und Bourgeoisie zu pressen, sind in ihrem Versuch, die
Juden als die böse Bourgeosie und die Palästinenser als die arme
unterdrückte Arbeiterklasse zu beschreiben, nicht nur erbärmlich, und
nicht nur auf eine unglaublich perfide Art antisemitisch, sondern
geradezu grotesk.
Im übrigen, und nur, um hier nochmals auch Ihrem fortgesetzten
Missverstehenwollen zu begegnen, kann es nicht mir um eine
"Vernebelung der Klassenunterschiede" gehen, dafür hat bereits die
Realität gesorgt, wenn heute - ungeachtet einmal der sich immer
weiter zuspitzenden Situation am unteren sozialen Ende - die
individuellen Lebensumstände, ökonomische wie
individualfreiheitliche, eines beträchtlichen Teils der Lohnarbeiter
nicht nur weit über denen eines Großteils Ihrer ehemaligen
bürgerlichen Klasse liegen, sondern auch auf gleichem Niveau liegen
wie die eines nicht geringen Teils der Produktionsmittel-Besitzer. Es
wird Zeit zu merken, dass sich die Klassenunterschiede seit Marx
gewandelt haben, es wird Zeit, die alte Klassendefinition ein wenig
zu korrigieren. Die Lehre muss sich der Realität anpassen, nicht
umgekehrt. Nur dann wird sie es vermögen, zu den richtigen Schlüssen
und vielleicht ja auch einmal zu den richtigen Lösungen zu führen.
Gruß,
d. d.
> > Ich halte es für sinnlos, mit jemandem den Nahostkonflikt diskutieren
> > zu wollen, der die Frage von Unterdrückern und Unterdrückten - ganz
> > abgesehen davon, dass dabei auch wieder einmal die Nazis
> > unterschlagen werden, ...
>
> Die Palästinenser haben nichts mit den Nazis zu tun und man kann mir
> nicht erzählen, die Israelis würden von den Palästinensern oder den
> Arabern unterdrückt. Das ist nichts anderes als eine Vernebelung der
> tatsächlichen Verhältnisse im Nahen Osten. [...]
Was Sie sich "erzählen lassen" ist Ihr Problem, nicht meins. Und dass
die Palästinenser nichts mit den Nazis zu tun haben ist eine billige
Ausflucht; wären die Palästinenser die einzige am Nahostkonflikt
beteiligte Partei, würden wir hier nicht darüber reden. Die
Überzeugung, mit der Sie von den "tatsächlichen Verhältnissen" im
Nahen Osten künden, ändert nichts an den Tatsachen, zu denen gehört,
dass nicht nur eine militanter Teil der Isralis eine Gefahr für die
palästinensische, sondern umgekehrt auch ein radikaler Teil der
Palästinenser eine massive Gefahr für die israelische Bevölkerung
darstellt - und zwar für die gesamte. Ginge es nach der Hamas, stünde
Isreal und das Wohl seiner gesamten Bevölkerung auf dem Spiel.
Mit Ihrer impliziten Aussage, dass das Wohlergehen der Menschen, die
im Hier und Jetzt Bürger des Staates Israel sind, nichts zählt, weil
der Staat Israel "ganz explizit imperialistischen Interessen" diene,
demonstrieren Sie hier einmal sehr plakativ, auf welch hässliche
Weise ein von autoritärem Dogmatismus genährter Antiimperialismus zu
einem antihumanistischen und inhumanen, kalten Antisemitismus
verkommen kann.
Wo Sie vermuten, meine Argumentation leugne "Klassen und soziale
Interessen", vermuten Sie wiederum falsch; allein aus dem Bezweifeln
einer heutigen Existenz derselben Klassenunterschiede, wie sie im
zuendegehenden neunzehnten Jahrhundert herrschten, ist die
Implikation schon logisch kaum statthaft. Stattdessen sind Sie es,
der sich - wiederum in kalter, antihumanistischer Dogmatik - auf
einen antiquierten Klassenbegriff und auf Ihren dogmatischen
Antiimperialismus kaprizieren, während Sie, obwohl Sie solches von
mir fordern, ignorieren, dass der Staat Israel und die Notwendigkeit
seiner Existenz und seines Schutzes aus der Situation stammen, die
dem jüdischen 'Volk', seiner Religion und der daraus entstandenen
Nation wie keinem anderen aneignet, und die in der Tat geschichtlich
und 'sozial bedingt' ist.
Mit all dem, und mit Ihrem so autoritär dahertönenden Geschwalle von
Opportunismus, Syphilis und Arbeiterbewegung bestätigen Sie nur, dass
mir diese Ecke der Linken, in die Sie sich da stellen, zu Recht
massivst zuwider ist. Ihre Anstrengungen, die geopolitische Lage des
einundzwanzigsten Jahrhunderts, womöglich ja auch noch die
geophysische, in Ihr völlig überholtes Konzept von streng trennbarer
Arbeiterklasse und Bourgeoisie zu pressen, sind in ihrem Versuch, die
Juden als die böse Bourgeosie und die Palästinenser als die arme
unterdrückte Arbeiterklasse zu beschreiben, nicht nur erbärmlich, und
nicht nur auf eine unglaublich perfide Art antisemitisch, sondern
geradezu grotesk.
Im übrigen, und nur, um hier nochmals auch Ihrem fortgesetzten
Missverstehenwollen zu begegnen, kann es nicht mir um eine
"Vernebelung der Klassenunterschiede" gehen, dafür hat bereits die
Realität gesorgt, wenn heute - ungeachtet einmal der sich immer
weiter zuspitzenden Situation am unteren sozialen Ende - die
individuellen Lebensumstände, ökonomische wie
individualfreiheitliche, eines beträchtlichen Teils der Lohnarbeiter
nicht nur weit über denen eines Großteils Ihrer ehemaligen
bürgerlichen Klasse liegen, sondern auch auf gleichem Niveau liegen
wie die eines nicht geringen Teils der Produktionsmittel-Besitzer. Es
wird Zeit zu merken, dass sich die Klassenunterschiede seit Marx
gewandelt haben, es wird Zeit, die alte Klassendefinition ein wenig
zu korrigieren. Die Lehre muss sich der Realität anpassen, nicht
umgekehrt. Nur dann wird sie es vermögen, zu den richtigen Schlüssen
und vielleicht ja auch einmal zu den richtigen Lösungen zu führen.
Gruß,
d. d.