"Denkbar sei, dass Moskau die tausend Kilometer lange Grenze zur Nordostukraine fortan als legitime Frontlinie betrachtet. Das hieße in Konsequenz, dass sich die sogenannte militärische Spezialoperation in einen offenen Krieg wandelt.
Bisher hat Moskau die Grenze zur Ukraine als sogenannte ruhende Front angesehen. Die Grenze wurde gesichert, offenbar aber nicht hinreichend, um das eigene Land vor einer Gegeninvasion der attackierten Ukraine zu schützen."
Wie war es denn vor allem bis letztes Jahr? Genau, es war ein offener Krieg im eigenen Gebiet - für nur eine Seite, die Ukraine. Russland konnte lange Zeit die Grenze und auch das Hinterland quasi unbewacht lassen, weil man nicht mit ukrainischen Angriffen rechnen musste. Die Ukraine hingegen musste prinzipiell damit rechnen, dass Russland auf der gesamten Breite irgendwo angreift, und natürlich im gesamten Staatsgebiet Luftangriffe ausführt. Man musste die Kräfte also deutlich verteilen, sowohl zur Grenzsicherung als auch zur Luftabwehr. Russland hingegen konnte komfortabel alles an selbst gewählten Schwerpunkten konzentrieren. Das ist jetzt vorbei, was ziemlich offensichtlich vor allem eins ist: Das Ende eines massiven russischen strategischen Vorteils, oder anders ausgedrückt: Ein ordentlicher strategischer Gewinn.