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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Re: Europa

Naja, ganz so war das ja auch nicht.

Trump hat Europa unter Druck gesetzt. Trump ist nun mal ein Kaufmann und er hatte - ganz vereinfacht ausgedrückt - keinen Bock mehr, daß die USA quasi auch ~60 Jahre nach dem 2. Weltkrieg den Sicherheitsdienst für Europa spielt und die Kosten auch noch zum großen Teil trägt. Die US-Amerikaner, die in Europa stationiert sind kosten den US-amerikanischen Steuerzahler schließlich auch ne Stange Geld.

Er berief sich in dem Zusammenhang auf dieses oft zitierte 2% vom BIP Ziel, welches bekanntlich nicht die USA vorgegeben hatten, sondern auf welches sich alle NATO-Staaten insgesamt verständigt hatten.
Wenngleich es so scharf letzten Endes gar nicht formuliert wurde, aber für den Moment ist das OK so, muss man jetzt nicht weiter vertiefen.

Trump will, dass sich die USA tendentiell militärisch nicht in anderen Kontinenten betätigen.

Mittlerweile die USA als Ganzes nicht mehr so wirklich. Friedenssicherung bedeutet dabei bekanntlich nicht nur, daß mehr Investitionen in Waffen fließen sollen, sondern daß internationale Problemlagen mit potenziellen Kriegsentwicklungen am Besten zuerst präventiv zu entschärfen sind, da das ja oftmals sogar erfolgreicher sein kann, aber i.d.R. kostengünstiger ist.
Siehe dazu z.B. aktuell den Einsatz im Jemen. Da werden ganz gezielt Luftangriffe auf die feindlichen Stellungen geflogen, mit dem Ziel diese präzise zu zerstören und den Gegner so zu entwaffnen. Eine Kriegsführung wie noch beim Rachefeldzug der USA nach 9/11 (war on terror) werden wir so wohl eher nicht mehr sehen. Bezeichnend in dem Zusammenhang ist übrigens auch, daß ausgerechnet die US-Amerikaner Israel davor gewarnt haben nicht die gleichen Fehler zu machen und Israel dabei auch gemahnt haben, den Schutz der Zivilisten in Gaza zu wahren. Und das Ganze in einem eher ungewohnt scharfen Ton. Bei allem Bashing, aber auch die USA kann dazu lernen.

Damit zurück zu Trump: Trump sah besonders bei den Europäern und im Speziellen in Deutschland also nicht die, in seinen Augen erforderliche, Entwicklung und meinte sogar, daß die NATO dann ja sowieso obsolet sei. Infolgedessen beschloß er den Abzug US-amerikanischer Truppen aus Europa und insbesondere aus Deutschland.

—> Putins Einmarsch in die Ukraine führte zu einem Umdenken und Biden machte Trumps Beschluß rückgängig. Der Rest ist Geschichte, (nicht nur) in Europa gab es ein ordentliches Gewummse mit Wumms und Doppelwumms, sowie neuen NATO-Mitgliedern, mit denen vorher wirklich niemand gerechnet hätte weil damit keiner rechnen konnte.

Trump hatte sogar mal vorgeschlagen, dass die USA aus der NATO austreten

Siehe oben. Nein, Trump hatte nicht explizit / offiziell vorgeschlagen mit den USA aus der NATO auszutreten. Ja, er hatte dies allerdings mal so gesagt, aber nun mal im Zusammenhang mit obigem. Er meinte sinngemäß die USA würden Europa im Fall der Fälle definitiv nicht verteidigen, die NATO sei doch eh tot und Deutschland schulde den USA sowieso noch 400 Milliarden Dollar (oder so). Ich glaube jetzt im Wahlkampf spielt er auch wieder eine ähnliche Leier…
Bei Trump muss man fein aufpassen, was er wann, wie, wo sagt, denn er sagt sehr vieles aus purer Berechnung. Das sollten wir aus seiner Amtszeit ja wohl alle gelernt haben.

Das wäre wirklich gut für Europa.

Wieso genau findest du dasgut? Ich für meinen Teil fänd das eher nicht, dafür ist die NATO auch viel zu sehr verflochten und ginge so einfach auch nicht ohne weiteres. Würde dies jedoch, rein hypothetisch, aber mal der Fall sein und ein derartiges Bündnis nicht mehr NATO heißen, dann hieße es eben anders, weil es mit Sicherheit ein neues Bündnis gäbe.

Trump ist sogar eine Chance für Europa.

Trump ist ein krimineller Schwätzer (ok, so einen haben wir auch ;) ), der im Bezug auf das Thema der Meinung ist, daß Russland das Problem Europas ist und nicht das der USA. Was viele, besonders die Putin-Fans, falsch verstehen ist ,daß für Trump Russland keine Großmacht mehr darstellt. Wie gesagt, er ist in erster Linie Kaufmann und für das Schwergewicht USA ist Russland da im Vergleich nun mal ne arme Sau. Militärisch ist das sozusagen kein business case für ihn. Und Jemen läßt ja die „neue“ Kriegsführung auch erahnen (auch wenn sie gar nicht so neu ist): Russland würde im Fall der Fälle von allen Seiten überflogen werden und militärische Einrichtungen würden dabei in kurzer Zeit zerstört werden. Da würde keiner, wie Russland es leider tut, auf Zivilisten gehen geschweige denn zivile Einrichtungen mutwillig zerstören. Von daher ist eine militärische Auseinandersetzung mit Russland weder gewollt noch geplant noch sonst was.
Für Trump ist z.B. auch ein Kim Jon-Un keine Gefahr. Den interessiert auch das Land und die Menschen nicht, der sieht nur, ob die -aus seiner Sicht- der Größe und (wirtschaftlichen) Stärke seines Great America gewachsen sind. Atomwaffen interessieren ihn dabei scheinbar auch nicht sonderlich. Die USA hat schließlich selbst welche und zudem auf dem ganzen Globus verteilt Möglichkeiten, diese zu zu jeder Zeit zu nutzen. So tickt einer wie Trump, das muss man sich stets vor Augen halten.

Ergo: Nicht Trump ist in dem Fall eine Chance für Europa, sondern Putin. Er hat Europa quasi aus dem Tiefschlaf geholt…

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Trump wäre im Fall seines „Lieblingsfreundes“ China dagegen aber vermutlich ganz anders gestrickt. Das ist ein Gegner auf Augenhöhe, der die USA auch wirtschaftlich bedrohen kann. Zu seiner Amtszeit hat er sich ja bereits schon verhalten wie der letzte Trampel und diplomatisch sogar noch mehr versagt als unser Annalenchen.
Trump würde bei einer etwaigen Wiederwahl aller Wahrscheinlichkeit da auch weitermachen, wo er aufgehört hatte. Allerdings war das vor Russlands Einmarsch in die Ukraine und auch vor Taiwans Wahl, die China ziemlich eindeutig gezeigt hat wie Taiwan zu China steht. Gleichzeitig ist die Angst bei den Menschen in Taiwan da, ein zweites Ukraine zu werden. In dieser Phase dann ausgerechnet noch einen Donald Trump mit am Tisch?

DAS wäre wohl gar nicht so gut. Nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt.

Abschließend: Ja, ich weiß, daß das System in den USA den US-Amerikanern oftmals nur die Wahl zwischen Pest und Cholera lässt. Wollen wir das Beste hoffen…

In diesem Sinne, Baxter

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