kemmerich schrieb am 08.06.2023 19:04:
Einerseits stellst du fest, dass "Machtgefälle" usw. normal ist, und du begründest es mit der menschlichen Natur. Wie soll sich ein Mensch dagegen wirksam "immunisieren" können?
Indem er interagiert und lernt. Machtgefälle können auch kippen. Ist schon mehrfach passiert in den letzten tausend Jahren. Aber wie das so ist: Der alte Unterlegene ist dann das neue Machtgefälle. Wie die Schweine auf Orwells Farm.
Ich geb mich deshalb keinerlei Illusionen hin auf eine bessere Zukunft nur weil die jetztigen "Schweine" abserviert werden. Das Prinzip bleibt bestehen. Die "Schweine" kamen ja nicht aus dem Nichts.
Eben nicht. Man kann nicht sagen: Proband X hat im Verlauf des Experiments die Mitarbeit verweigert, also ist er generell "immun" für konformes Verhalten. Das mag kein schöner Befund sein, ist aber Stand der Forschung.
Das sagt ja auch keiner. Aber wenn jemand da nicht mitmacht ist es zumindest ein Indikator. Das ist ja dann kein Superheld sondern nur ein Typ/Typin(schreibt man das so heute?), die den Scheiss nicht mitmachen wollten. Nicht mehr und nicht weniger.
Sucht man nach einer Erklärung dafür, so kann man nur mutmaßen. Naheliegend ist, dass soziale Verhaltensmuster sehr, sehr tief in uns drinstecken.
Ja, das ist anzunehmen und Stand der Dinge schon lange. :)
Ich auch nicht. Aber muss es denn unbedingt diese Schwarzweiß-Nummer sein, wo es entweder Anarchie oder Diktatur gibt? Ich finde dieses holzschnittartige Denken wenig zielführend.
Ich habe doch niemals eine Anarchie als Option vorgeschlagen. Obwohl ich zugeben muss dass meine Postings oft danach klingen. Als kleinsten gemeinsamen Nenner kann ich nur sagen dass ich höchst unzufrieden bin mit unserer derzeitigen, gesellschaftlichen Entwicklung bin. Das fühlt sich nur noch nach Regression und nicht nach Progression an. Obwohl uns ja angeblich die Progressiven regiern. Ich merk nur nichts davon.
Ja, alle Zwischentöne.
Gut. Lass ich mal so stehen. Wo sind denn die Zwischentöne? Mein ich nichtmal hier in unserer Debatte sondern ganz generell. Die Zwischentöne sind alle verschwunden. Alles ist polarisiert und ich bin alt genug um zu beurteilen wie die gesamtgesellschaftliche Debatte bisher verlaufen ist. Niemand hat Bock auf Zwischentöne. Viel zu anstrengend. Du willst entweder zu Lager X oder zu Lager Y gehören. Das ist einfach und energiesprarend.
Ja, klingt wie ein alter Sack. Aber ich irre mich auch gerne. Wo sind die Zwischentöne? Ich hab sie vielleicht nicht mitbekommen.
Aber ja! Natürlich gibt's das nicht, und das ist auch gut so!!!
Aber wie gesagt, es gibt sowas wie Zivilisation, und moderne demokratische Gesellschaften sind - wenn man bedenkt, was vorher war - auf einem erfreulich hohen Niveau, was die Vermittlung zwischen persönlicher Freiheit und den Erfordernissen für die Erhaltung staatlicher Strukturen betrifft, die - und das ist der Kracher! - zu einem gerüttelt Maß genau darauf abzielen, dass individuelle Freiheit überhaupt sein kann!
Was sind denn "moderne, demokratische Gesellschaften". Eine wie die USA, die in den letzten Jahren verdeckt Kriege in der Welt angezettelt haben?
Ich geb dir in einem Punkt recht, dass sie uns individuelle Freiheit ermöglicht haben. Aber das hat ein autoritäres Regime in China auch geschafft.
Es gibt diese harte Dichotomie zwischen Staat (Regeln) und Individuum (freie Entscheidung) nicht! Beides ist in einem demokratischen Rechtsstaat miteinander verwoben, bedingt sich gegenseitig.
Auf einem ultraabstraktem Level würde ich dir Recht geben, weil wir sind alles Menschen, Staat oder Bürger. Praktisch und faktisch aber gibt es den Unterschied zwischen dem Staat und dem Bürger.
Der Rest sind Phantasien wie es sein sollte (würde ich mir auch wünschen), es aber nicht ist.