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  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Die Organisation der United Nations als Papiertiger

Der Artikelschreiber Thomas Pany tut so, als ob fehlende Nahrung in den Hungerländern – vor allem Afrikas – die Ursache und nicht, wie wohlinformierten Zeitgenossen längst bekannt, ein Symptom des weltweit herrschenden Raubtier-Kapitalismus sei. Vielleicht weiß er es als forenbekannter Systemschreiberling nicht besser? Womöglich unterliegt auch er wie die meisten seiner Zeitgenossen in wohlhabenden Industrieländern der allgegenwärtigen Propaganda, wonach der Klimawandel schuld sei oder die Dummheit in den Dritte-Welt-Ländern?

Martín Caparrós: Der Hunger – Wie zum Teufel können wir weiterleben, obwohl wir wissen, daß diese Dinge geschehen (suchen Sie bei PDFdrive.com)
https://tinyurl.com/yaotpcz7

Der Unersättlichkeit der global agierenden Kapitalisten wie auch der meisten Bewohner wohlhabender Nationen liegt ein schweres psychiches Defizit zugrunde, daß von den Betroffenen selbstverständlich nicht als solches erkannt wird, weil es die Normalität ist.

Raymond Battegay: Die Hungerkrankheiten – Unersättlichkeit als krankhaftes Phänomen (1986)
https://tinyurl.com/yd9t8bwn

Die allermeisten Bewohner moderner Industrienationen leiden unter einer inneren Leere, fühlen sich unerfüllt und verspüren mancherlei Ungewißheiten hinsichtlich ihres Selbstwertempfindens. Diese Leiden, die Battegay als Hungerkrankheiten bezeichnet, stellen ein weltweites Kulturphänomen der Gesellschaften in den Industrienationen dar: »Der moderne Mensch, der von Reizen überflutet ist, jagt immer drängender nach Erlebnissen, ängstigt sich, nicht genügend in seinem Wesen erkannt und anerkannt zu werden. Als Hungernder, der konstant darauf aus ist, sich Objekte einzuverleiben und/oder ihrer durch phantasierte Fusion habhaft zu werden, erlebt er ständig Versagungen und bleibt weiter hungrig.«

Hunger erscheint »nicht nur als orales Verlangen, sondern vielmehr als das Streben nach narzißtischer Fusion, nach einer Verstärkung des Selbst bei Menschen, die in ihrer frühen Kindheit nicht genügend warm umhegt oder aber übergebührlich umsorgt worden sind und sekundär eine gefühlsmäßige Leere verspürt haben und dadurch an einer narzißtischen Neurose mit mangelnder Ausbildung ihres Selbst und mangelndem Selbstwertgefühl leiden« (Battegay 1977/1979).

Von vorwiegend solchen Charakteren bevölkerte moderne »demokratische« Gesellschaften wählen zu ihren Anführern vorwiegend ihresgleichen: Politiker, die ihnen versprechen, ihren Hunger zu stillen. Die Spitze der kapitalistischen Akteure ist vom emotionalen Hunger ebenso, wenn nicht sogar noch stärker getrieben wie die gemeinen Untertanen, die danach streben, in der Pyramide des kapitalistischen Wertesystems aufzusteigen, um an Bedeutung zu gewinnen und ihren Ersatzbefriedigenen noch unkontrollierter frönen zu können. Daher ist die Entwicklung zum Raubtier-Kapitalismus nicht verwunderlich, sondern durchaus nachvollziehbar durch die pathologischen Bedürfnisse der Bevölkerungen in mordernen Industrienationen. Sollte doch einmal ein etwas abweichender Führer gewählt werden, hält der sich nicht lange, wie man in der Vergangenheit beobachten konnte.

Die Folge des Raubtier-Kapitalismus sind nicht nur Kriege, die der Kapitalismus in sich trägt wie die Wolke den Regen, sondern auch die Ausbeutung ärmerer Länder bzw. deren Rohstoffe und Erträge. Auch die Märkte der Dritte-Welt-Länder werden ausgebeutet, indem man so lange die Preise der einheimischen Produzenten unterbietet, bis diese aufgeben und so die Menschen auf die importierten Lebensmittel angewiesen sind. Des weiteren wird an den Börsen noch immer mit Grundnahrungsmitteln gezockt. Letztere werden dann natürlich teurer, breit angelegte Armut ist die Folge.

Inzwischen ist die zerstörerische Wirkung des Kapitalismus so weit fortgeschritten, daß die Armut und der damit verbundene Hunger nicht mehr auf die sogenannten Dritte-Welt-Länder beschränkt bleibt, sondern zunehmend auch Teile der Bevölkerungen in den Industrienationen betrifft. Im sogenannten Post-Fordismus stieg die Präkarisierung der Lebensverhältnisse, angeführt von den USA, signifikant an, so daß man heute ohne weiteres von einer Massenarmut sprechen kann.

Armut ist ein Phänomen, das mit dem Kapitalismus grundsätzlich verbunden ist. ... Im Postfordismus (ca. ab US-Präsident Reagan) erreicht die Verelendung immer größerer Teile der Weltbevölkerung eine neue Dimension, die mit einer Zunahme des Rassismus, des Nationalsozialismus, der Kriminalitätsrate und mit gewalttätigen Auseinandersetzungen verbunden ist.

Christian Fuchs: Soziale Selbstorganisation im informationsgesellschaftlichen Kapitalismus
https://tinyurl.com/y873muwn

Noch einmal Raymond Battegay: »Die Menschen, die in ihrer frühen Kindheit vernachlässigt wurden, neigen zu Kränkungen und entwickeln meist eine Tendenz zu ungeheuren Wutausbrüchen und Rachegefühlen – in diesem Zusammenhang spricht man sehr oft von Rach-»Sucht«. Der »Hunger« nach Rache steigert sich bei gewissen unter ihnen sogar zum unwiderstehlichen, unersättlichen und stets zur Wiederholung neigenden Verlangen nach Verletzung der sie Umgebenden, durch die sie – oft nur vermeintlich – gekränkt worden sind. Diese ungeheuren Rachetendenzen dürften in den zwanziger und dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts in Deutschland viele den Nationalsozialisten zugetrieben haben. Sie erwarteten, mit Hilfe der Parteigenossen, ihren »Hunger« stillen und ihren grausamen Rachegefühlen nachleben zu können. Indem sie Unschuldige in Konzentrationslagern hungern ließen, folterten, schändeten oder – unter fürchterlichen Bedingungen – umbrachten, wähnten sie, in ihren kompensatorischen Größenvorstellungen, die ihre Minderwertigkeitsgefühle überbrücken sollten, sich zu erhöhen. Der Herrenmenschenwahn trieb sie noch mehr zu Abscheulichkeiten. Millionen Menschen mußten das Leben lassen, gleichzeitig um den kannibalistischen Hunger der Nazis zu stillen und sich jenen überlegen fühlen zu können, die sich gegen die unvorstellbare Grausamkeit nicht zu wehren vermochten.«

Die UNO ist ein Heuchelverein

Ich kann und will hier nicht alle UNO-Mitarbeiter und -Funktionäre als Heuchler und Profiteure verunglimpfen, doch die UNO selbst, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, um die damals geschehenen Blutbäder in Zukunft zu verhindern, hat keine Macht, wenn es sich um die Machenschaften eines der fünf Veto-Länder (USA, China, Rußland, Großbritannien, Frankreich) handelt. Diese fünf Länder können praktisch machen, was sie wollen, die UNO kann sie nicht verurteilen. So kommt es, daß vor allem die USA als bislang größte Welt- und Wirtschaftsmacht ungestraft die Ressourcen anderer Länder rauben können.

Daniele Ganser: Illegale Kriege – Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren – Eine Chronik von Kuba bis Syrien (suchen Sie bei PDFdrive.com)
https://tinyurl.com/yal2pg6d

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