Als ich klein war, war Fußball der Teil des Lebens, in dem der Faschismus überlebt hatte. Die Funktionäre stammten wohl noch aus dem Reichshauptamt für Wehrertüchtigung und sorgten dafür, dass zur Nationalhymne strammgestanden wurde und Nenoazis sich im Stadion ungehindert breit machen und Nachwuchs finden konnten.
Dafür konnten die meisten Fans rein gar nichts. Sie wollten nur nach einer anstrengenden Woche ein wenig Spaß.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Nach den siebziger und achtziger Jahren, langhaarigen Fußballern die ihre Meinung sagten und der natürlichen Auslese durch Alterstod in der Funktionärsriege ist Fußball nun gänzlich unpolitisch, und einfach nur noch reiner Kommerz. An der Spitze der Nahrungskette: die FIFA. Die FIFAkann man getrost mit der Mafia vergleichen, das ist organisierte Kriminalität in Reinform. Sie bringen vielleicht keinen um, aber trotzdem ist ihr Wirken verheerend. Denn was lernt der junge Europäer dabei? Du kannst tun und lassen was immer du willst, wenn du nur weit genug oben sitzt in der Futterkette. Korruption ist dabei ganz normal. Wer kann, der macht's eben.
Niemand in ganz Europa zweifelt daran, dass die WM in Katar gekauft wurde und die Mitglieder der FIFA sich damit die Taschen füllten. Die in Deutschland wurde natürlich auch gekauft, aber das war dem "Kaiser" zumindest noch so peinlich, dass er es gerne vertuscht hätte. In Katar juckt das keinen mehr, denn ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert. Folgen? Keine! Im Gegenteil. Infantino reißt sogar noch öffentlich die Klappe auf, anstatt sich mit dem ergaunerten Geld davon zu schleichen.
Die FIFA ist lernunfähig. Boykott ist der einzige Weg der sie noch zur Besinnung bringen könnte. Ich befürchte: aber auch nur vorübergehend.
Die größte Schweinerei dabei ist, dass unsere ÖR dieses System noch mit Geld fördern, das den Bürgern für "Grundversorgung" abgepresst wird. Dieses Geld macht diese Art der organisierten Kriminalität erst möglich. Es treibt dabei die Tarife für "Senderechte" in einer Spirale in immer schwindelerregendere Höhen. Von 650.000 Mark (1965/66) auf zuletzt 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Würde man es den öffentlich rechtlichen Sendern einfach verbieten, Milliarden an Zuschauergebühren für diesen Unsinn auszugeben, könnte man den Sumpf damit zumindest teilweise trockenlegen.
> https://rp-online.de/sport/fussball/bundesliga/bundesliga-das-kosten-die-tv-rechte-seit-1965_iid-9198597#1
Das wird aber nie geschehen. Denn schon seit dem Circus Maximus ist klar: das Volk will unterhalten werden. Gerade in schlechten Zeiten ist Ablenkung den Mächtigen wichtig. Koste es was es wolle!
Die öffentliche Anteilnahme nun auf eine bunte Armbinde zu lenken, die man dann doch nicht tragen darf, obwohl man das natürlich vorher schon wusste, wirkt auf mich dabei nur wie ein billiges Täuschungsmanöver. Hätte man beim DFB einen Arsch in der Hose, hätte man seine Teilnahme bereits nach der Bekanntgabe von Katar als Austragungsort zurückgezogen.