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  • Klabusterbär

mehr als 1000 Beiträge seit 30.08.2017

„Das ständige Lügen wird wiederkommen“

Bärbel Bohley (geborene Brosius; * 24. Mai 1945 in Berlin; † 11. September 2010 in Gehren) war eine deutsche Bürgerrechtlerin und Malerin. Bekannt wurde sie als Mitbegründerin des Neuen Forums in der DDR.

Von ihr stammt folgendes Zitat:

„Alle diese Untersuchungen die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.“
[...]
„Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“

Wenn ich davon lese, wie seltsame Einrichtungen, sagen wir: die von der deutschen Regierung finanzierte Amadeu Antonio Stiftung, das Beobachten von Kindergarten-Kindern suggerieren, wie die Vorsitzende dieser Stiftung, unsere alte Ost-Berliner Bekannte Netty, mit ihren Mitarbeitern Listen zusammenstellt, in denen Unliebsame, unter dem Vorwand eines „Kampfes gegen rechts“ oder der Prävention gegen „Rassismus“, namhaft gemacht, zur Ausgrenzung empfohlen, stigmatisiert werden – dann denke ich an Bärbel Bohley.

Klemperer spricht in seiner “LTI” (lingua tertii imperii, zu deutsch: “Sprache des 3. Reiches”), in der Einleitung, wenn ich mich recht entsinne, auch von der Sprache “des vierten Reiches” (wortwörtlich). Er lies dabei ungenannt, welches Deutschland er damit meinte; aber es liegt natürlich nahe zu vermuten, dass er vornehmlich an den Osten dachte. “Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben”, soll Ulbricht einmal gesagt haben, und da sind Handeln und Aussage doch hübsch deckungsgleich.

Aber war es im Westen anders? - wird es je anders sein?

Die Nützlichen hat man behalten, vor allem im Westen. Die Sowjets hatten stärkeres Interesse die erklärten Totalfeinde ihres Weltbildes (Nazis) aus den Strukturen (bsw. Gerichte) zu entfernen, im Westen nahm man es da nicht so genau: sie wurden noch gebraucht. Die schlimmsten nahm man sich vor, über den Rest gebreitete man schweigen. Wer “Demokratie” mit einem Mindestmaß an idealistischem Leiden verbindet, dem ist das schwer zu vermitteln; die opportunistischen, machthungrigen Pragmatiker aber stört das wenig: es ist nur eine Frage des “wie” nicht des “ob”; dass man sich die nützlichen zu Nutze macht, steht für sie außer Frage. Und so denke ich, dass dieser Satz von Ulbricht zeitlos ist.

Auch heute könnte er wieder gesagt werden, wenn ein Spitzenpolitiker einmal unbedacht redselig werden würde, vllt. weil er sich vollkommen unbeobachtet wähnt. Es wird alles immer wiederkommen; immer reflexartig “du Nazi!” zu schrein hilft da nichts, im Gegenteil: er gibt dem tatsächlichen Wiederaufkeimen solcher Missstände nur genug Lärm und Deckung, um unbeachtet zu bleiben; - um darin zu wachsen. Man gibt sich selbst einfach die richtigen Namen, lernt die Spielregeln, und wer ehrlich ist bleibt auf der Strecke (denn Prinzipien und Lauterkeit machen behäbig, ungelenkig, gegen ihre Angriffe und Umformungen); sogar nach den vermeintlichen Maßstäben dessen, was diese Ehrlichen am meisten sich zum Gegensatz wissen.

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