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  • Ulrich Sommer

mehr als 1000 Beiträge seit 15.07.2010

Die Frage geht am Problem vorbei

Zunächst geht es ja um die Gewaltfrage - Pazifismus oder Zulässigkeit von Gewalt in speziellen Problemen.

Ich selber habe bis heute keine eindeutige Antwort zu dieser Prinzipiellen Frage. Allerdings hat sich in den letzten Jahren immer wieder herausgestellt, das Pazifismus häufig die beste Antwort ist, da die Mächtigen gewalttätige Gruppen fast immer wieder zu ihren Gunsten instrumentalisieren konnten - oder besiegen. Wer also das Gewehr in die Hand nimmt, steht eigentlich fast immer auf der falschen Seite, auch wenn sich oftmals erst viel später herausstellt, warum.

Konket bin auch ich so entsetzt über die Gewalttaten der IS, dass ich subtil hoffnungsvoll auf US-Bombardements hoffe. Aber im Prinzip weiß ich leider, dass diese, ebenso wie Waffenlieferungen an die Kurden, die Sache eher verschlimmern werden.

Um das zu erkennen, müssen wir nur den Fokus erweitern und die Vorbereitungen und Randbedingungen mit in Betracht ziehen, die zu der aktuellen Entwicklung geführt hatten:

Wie in Afghanistan hatten die USA 2013 sogar direkte Waffenlieferungen an islamistische Gruppierungen gesendet, um Assad los zu werden. Den Rest bewerksstelligten Türkei, Saudi Arabien und Katar, die bekanntermaßen bis heute IS unterstützen, ohne sich überhaupt noch die Mühe zu machen, dies zu kaschieren.
Und alle besagten Länder sind eigentlich unsere "Freunde" (schlechte "Freunde", sehr schlechte "Freunde").
So muss heute die zentrale Forderung lauten, die Unterstützung des IS durch diese "Freunde" zu unterbinden. Die "Differenzen" zwischen Obama und Erdogan sehen aber eher aus, wie, die wir seit vielen Jahrzehnten zwischen Israel und USA kennen. Es sind Schau-Differenzen, die nicht an der Unterstützung durch die USA kratzen. Sie dienen der Beruhigung der westlichen Bürger und Fernseh-Zuschauer.

Mit anderen Worten: Die USA (bzw. die Macht hinter der USA) hat nicht im geringsten vor, diesen Konflikt zu lösen, sondern die Macht will diesen Konflikt erst zu seiner vollen Destruktion entwickeln. Vor diesem Hintergrund sind alle Bemühungen einer militärischen Beherrschung dieses Konfliktes Makulatur oder zum Scheitern verurteilt.

Das Problem der westlichen Bürger besteht darin, dass sie sich das Ziel der Mächtigen nicht ausmalen können. Es geht beileibe nicht mehr um reinen Profit, geostrategische Interessen im vorgegaukelten Format, sondern es geht um die gewollte Machtlosigkeit aller Bürger dieser Erde gegenüber der Macht. Und hierfür ist Shock and Awe das gewählte Mittel.
Es ist nicht auszuschließen, dass die USA bzw. die Macht hinter den USA auf dem gewählten Wege der Duldung, der halbherzigen "Bekämpfung" von IS und durch Stärkung anderer ebenso brutaler islamistischer Kämpfer im Verbund mit Saudi Arabien tatsächlich das neue osmanische Reich wiedererwecken.
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42198/1.html
Wenn in der Zwischenzeit Europa tatsächlich durch einen großen Konflikt mit Russland geschwächt ist, kann dieses brutale osmanische Reich zur echten Bedrohung von Europa werden.

Habe ich es zu drastisch ausgemalt?
Ich wünschte es.

Was heute wirklich von Nöten ist, ist ein Erwachen der Bürger der westlichen Staaten und ein massiver Aufschrei gegen die Politik der Mächtigen. Sie brauchen die Völker als schweigende Lämmer, die den Zeitungen glauben und sich abschlachten lassen. Und es ist unsere wirksamste Waffe, wenn wir erwachen, die Spiele im Voraus erkennen und unser Missfallen hörbar artikulieren.
Irak, Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Ägypten, Syrien, Ukraine, ...
Und zuvor unter vielen anderen: Vietnam, Korea, 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg,...

Wann wachen wir massenhaft auf?
Wollen wir wirklich schweigend den 3. Weltkrieg abwarten?

Ich wiederhole mich:
http://endlich-montag.org/mahnwachen-ubersicht/stadt/
Seht zu, wo am Montag die nächste Mahnwache ist, und kommt hinzu.
Ich kenne derzeit keine bessere Möglichkeit, das fehlende Einverständnis in den Massenmord, die Kriegerischen Handlungen und die Kriegsvorbereitung zu einem noch größeren Schlachten kund zu tun.

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