Fein fein

Ich kenne und verfolge den Weg Sahras seit über dreißig Jahren. Im Sinnbild Hegelscher Dialektik startet sie meiner Erfahrung nach als die personifizierte Antithese: streit- und fehlbar sicherlich - aber am Ende dann dennoch fast immer hauptsächlich an der Synthese interessiert, um die Thematik als solche voranzubringen. Dass Letzteres der Fall ist, kann man auch daran sehen, wie lange sie es bei den Linken durchgehalten hat, am Ende meiner Meinung nach länger als unbedingt notwendig, und trotz heftiger, persönlicher Anfeindungen. Es steht nämlich gerade nicht Wagenknecht vs. Irgendwer@WokeLinks im Raum, sondern das Ausfechten von gegensätzlichen Standpunkten bis zum manchmal bitteren Ende, an dem sich beide Seiten die Wunden lecken, an dem man dann aber auch alles geklärt hat.

Eigentlich braucht jede Gesellschaft solche Vordenker, welche die Gefühlslage weiter Schichten der Bevölkerung argumentativ auskleiden können, um sie philosophisch, politisch und juristisch diskutierbar zu machen; auch und gerade, weil sie unbequem sind und möglicherweise zu kognitiver Dissonanz führen.

Sahra's Partei wird nur in dem Maße gesellschaftlich wirksam werden können, wie ihre Argumente ernstgenommen und analysiert werden, um im Sinne eines echten Parlamentarismus zu Änderungen führen zu können. Leider sieht man schon hier im Forum sehr gut, worauf die "Gegenargumentation" hauptsächlich hinauslaufen wird: Ad hominem, Kontaktschuldzuweisungen und Verweigerung einer argumentativen Auseinandersetzung mit ihren Werken. Man schaue sich - im Sinne einer Blaupause, wie es ablaufen wird - einfach nochmal die berüchtigte Sendung mit Lanz an, als sich hinterher mehrere Hunderttausend Menschen beim Sender beschwerten.

PS: Sie wird m. E. eine ganze Reihe von (potentiellen) AfD-Wählern abziehen und der persönlichen Auseinandersetzung mit einer tatsächlich diskutierbaren, gesellschaftlichen Alternative zuführen können. Aber auch das wird man ihr negativ auslegen.