Es war einmal ein Pastor, der hatte sieben Kinder und lebte in einem grossen Pfarrhaus, fast schon einer Villa. Die sechs Kinder hatten alle schöne Kinderzimmer, das siebte war schon gross und ausgezogen.
Nach und nach wollte der Pastor immer mehr Zimmer für sich: einen Hobbyraum, ein Zimmer für seine Modelleisenbahn, eine Studierstube – so dass die sechs Kinder jetzt nur noch drei Kinderzimmer hatten. Der Pastor liebte es, in der Stadt als guter Mensch bekannt zu sein und im Blitzlichtgewitter zu stehen: so nahm er eine kleine Flüchtlings-familie auf, und alles Publikum klatschte sehr. Er gab ihnen – nicht etwa seinen Hobbyraum, sein Modelleisenbahnzimmer oder seine Studierstube – sondern ein Kinderzimmer. Jetzt hatten die Kinder nur noch zwei Zimmer.
Einestages sahen sie, dass ihr Vater sich toll im Frack zurechtmachte – er würde wieder auf einen Wohltätigkeitsball gehen und mit viel Applaus und Blitzlicht Flüchtlinge zu sich in seine Villa einladen. Da fragten die Kinder zum ersten Mal: „Vater, wirst du uns wieder ein Kinderzimmer nehmen? Schon jetzt schlafen wir eingezwängt und haben kaum Platz, unsere Schularbeiten zu machen!“
Das siebente Kind verstand das gar nicht – es war ja schon erwachsen und studierte in einer fernen Stadt Theologie und Gutsein und schrieb den sechs kleineren Kindern einen Brief: Seht ihr nicht, wie wichtig es ist, mit armen Menschen in der Welt zu teilen, und nicht hartherzig gegen Flüchtlinge zu sein?!
So ist die Lage.
Der Pastor ist der Staat+Kapitalismus.
Die sechs Kinder sind „die kleinen Leute“.
Das siebente Kind ist „die Linke.“
Der Kapitalistenstaat hat den kleinen Leuten Stück für Stück ihr Leben geklaut.
Die Villa ist schön und gross – um Flüchtlinge in Studierstube oder Hobbyzimmer aufzunehmen.
Aber so ist es nicht – es WIRD wieder ein Kinderzimmer sein. Und jetzt?
Die siebente Kind, die Linke, schreibt nur kluge Briefe und wird später mal - vermutlich schon in 300 Jahren!^^ - die Welt retten.
Tja ….
Naja, zumindest betont Herr Konicz zweimal, dass Oskar und Sahra nicht selbst Nazis sind … immerhin.
Er glaubt, dass sie eher wahltaktisch gescheitert seien (mit ihrer Taktik á la Seehofer, rechts zu blinken, um die rechte Flanke zu schließen). Ich glaub nicht, dass sie so eine Taktik hatten. Ich glaub, ihr Motto ist eher:
Man kann die Realität nicht verbieten!
Und die Realität ist: Wenn Pastorstochter Merkel im Blitzlichtgewitter sagt „Wir schaffen das!“ - dann bekommen die Flüchtlinge ein Kinderzimmer in der Villa Deutschland! SO. WIRD. ES. SEIN. Lessenich (der sich in albernen Wortspielen wie „lafonknechtisch“ und „wagentainisch“ ergeht – gespuckt sei auf ihn!) schreibt, Lafontaine solle nicht so tun, als ob die Flüchtlinge armen Deutschen „die Butter vom Brot nehmen“ …
Doch! Genau so wird es sein!
In diesem Hartz-4-geprägten Deutschland anno 2017 wird es so sein – dass die armen Flüchtlinge in die Billigjobs und die Billigwohnungen drängen werden. So sicher, wie bei Regen die Erde naß wird.
Und du siebentes, schlaues Kind – was willst du jetzt von uns?
Die Welt wirst du ja erst in 300 Jahren retten.
Also läuft es ja doch darauf hinaus – dass wir unsere Butter teilen mit den armen Flüchtlingen, um keine Unmenschen zu sein...!
Aber wenn sich einer dagegenstemmt und sagt „Wir dürfen es unserm Vater, dem Pastor, nicht mehr so einfach machen, alle Flüchtlinge bei uns im Kinderzimmer einzuquartieren, sich dafür als guter Mensch loben zu lassen und gemütlich in seinem Eisenbahnzimmer zu basteln – wir müssen dafür sorgen, dass es endlich für alle besser wird – die Flüchtlinge und uns – nämlich dadurch, dass der hochgelobte Herr Vater mal paar von seinen Hobbyzimmern freigibt!“ --- dann liest du, schlaues siebentes Kind, nur bis zu der Stelle „wir müssen es erschweren, die Flüchtlinge ins Kinderzimmer einzuquartieren“ - und schimpfst uns dann voll, dass wir doch keine Flüchtlinge abweisen dürfen – und genau dadurch wirkst du systemstabilisierend: unser Pastorvater kann mit seiner Masche genau so weitermachen!