Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Re: Was ist (heute) Links?

Blaue Led schrieb am 19.10.2017 11:00:

danke für die bemühte Analyse, die wohl an manchen Stellen gekonnt den finger in die wunde legt.

Der "hipster" ist aber übrigens meistens student oder arbeitet in der "alternativen" branche - besonders reich dürfte diese gruppe also im schnitt nicht sein.

Scheinheilig mag aber trotzdem ein gewisses (moralisches) überlegenheitsgefühl anderen Schichten gegenüber sein - inklusive abstempeln "nationaler wohlfahrt" als nationalostisches Gedankengut - hier geht es in der tat eigentlich um eine internationale solidarität der linken/unterschichten, um jew. wohlfahrt auf nationaler ebene zu leisten.

Die ungehemmte globalisierung, etwa derzeit am eben von macron gepushten export der hartz iv Reformen nach Frankreich entspricht eigentlich einem wettbewerbsdenken und dem Gegenteil globaler Solidarität

Natürlich verfügt der "Hipster" als Student nicht über selbsterwirtschaftetes Vermögen, doch steht bei dieser Studienfachwahl zumeist ein durchaus finanziell wohlausgestattes Elternhaus dahinter, dessen Ressourcen man sich, durchaus klassenbewusst - darum auch dem Klassenkampf so abgeneigt ;o) - gerne bedient.
Dazu dann noch "shareconomy", Nutzung von gut ausgebautem urbanem ÖPNV statt ländlicher Angewiesenheit auf das Auto, auch wenn es zum Abschluß gerne mal nen Porsche regnen darf, Verzicht auf teure Klamotten - nennt sich dann "Retro" und "Reduzierung auf das Wesentliche" - also v.a. IPhone/IPad/Biomarkt/Szenecafé (man muss ja "networken") -, somit letztlich nur Umverteilung der eigenen Ausgabenschwerpunkte.
Der seltene Student aus dem Arbeitermillieu setzt dann doch eher auf Fächer, die ihm letztlich einen handfesten späteren Verdienst sichern, muss nebenher noch zur Finanzierung von Studium und Lebensunterhalt malochen gehen und u.U. sogar die Familie mit versorgen, hat somit also kaum Zeit, sich dem urbanen Müßiggang hinzugeben oder großartig politische Ambitionen zu entwickeln.
Aber auf den wird dann auch gerne von den LINKE-wählenden "In-people" herabgeblickt. "Wenn das alle schaffen würden, wären wir ja gar nicht mehr exklusiv und priveligiert!" Der wählt dann aber auch kaum die LINKE, die ihn gerade nicht bei seinem täglichen Kampf um den sozialen Aufstieg unterstützt, sondern durch ihre Gleichmarei des Bildungssystems mit Herabsetzung von Studienvoraussetzungen auf ein Mindestniveau und damit ständig steigender Zahl von Abiturienten und Studenten, eine zusätzlich verschärfte Konkurrenzsituation am späteren Arbeitsmarkt schafft.

Marx rief ja nicht ohne Grund auf: "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" statt "...der ganzen, grenzenlosen Welt...". Nur durch die Durchsetzung proletarischer Interessen weltweit in den jeweiligen nationalen Gefügen kann eine Revolution enstehen, weil eben auch die Gegebenheiten national unterschiedlich und nicht weltweit gleich sind. Wo wir in Europa gegen ein mehr oder weniger weltlich kapitalistisches System agieren müssen, kommt z.B. in der islamischen Welt noch ein sehr starkes religiöses Element hinzu, das wir aber aus unserer Sicht nicht wirklich begreifen können. Wir können halt nur den revolutionären Kräften in allen Ländern unsere Solidarität darbringen und sie nach eigenen Kräften unterstützen, nicht jedoch ihre individuellen Probleme stellvertretend lösen.
Genau diesen Ansatz aber verfolgt die LINKE-Gruppe um K.Kipping. Sie will am liebesten alle Notleidenden weltweit hierher holen und vom vermeintlichen Wohlstand zehren lassen, ohne dabei aber die Eliten zu vergraulen, die diesen Wohlstand vordergründig sichern, obwohl sie nur von den tatsächlichen Leistungserbringern abgreifen, somit vollständig Marx Analysen in den Wind schlagend, und dann von hier aus auch noch die Probleme in den Herkunfstländern, auch militärisch, lösen. Dann müssen halte die korrupten Diktatoren in Afrika von uns mit Farben-Revolutionen weggeputscht und notfalls weggebombt werden... Pazifismus ist von gestern und NAZI!
Dass aber die revolutionären Kräfte, die eine Revolution in den Herkunftsländern durchführen könnte alle schon gemütlich und mehr oder weniger gut versorgt in Deutschland weilen, wird konsequent ignoriert.

Dem einheimischen Notleidenden dann noch ins Gesicht zu brüllen, dass er, weil er vom nationalen, zusammengerafften und ausbeuterisch erlangten Wohlstand einer tatsächlich durch und durch imperialistischen, post-nationalen, global-ökonomischen, sozialfaschistisch-darwinistischen Pseudo-Elite einen kleinen Bruchteil abbekommen möchte, statt darauf zugunsten der protegierten und gepeppelten neuen toy-refugees, den neuen Schmusetieren der selbstverliebten, doppelmoralisch-verblendeten und überheblichen Moral-Elite, zu verzichten, er sei ein NAZI und RASSIST, ist an Verlogenheit und Blindheit gegenüber allem, was bisher als links galt, kaum zu überbieten. Dass die neuen Moral-Kommisare dabei ihre Masken mehr und mehr fallen lassen und ein links-faschistisches Gebahren an den Tag leg, das beginnt, die schlimmsten Elemente von Maos Kulturrevolution und stalinistischem Auf-Linie-Bringen hervorzukramen, ist dabei nur entlarvend.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten