Interessant, was Sie alles wissen.
Ihre Einschätzung hört sich für mich so an, als ob der arme General Tchiani gar nicht anders konnte, als sich an die Spitze der Putschisten zu setzen und die BÜRDE der "Diktatorwürde" auf sich nehmen musste.
Sie delegitimieren den gewählten Präsidenten Bazoum danach gleich doppelt, in dem Sie ihm Wahlbetrug unterstellen und behaupten, dass er zuvor als Innenminister ein Verbrecher gewesen sei.
Beides ist einfach nicht belegbar, d.h. Sie haben mindestens maßlos übertrieben oder sogar die Unwahrheit angedeutet.
Nach der Präsidentschaftswahl 2020/21 gab es kurz Wahlbetrugsvorwürfe gegen Bazoum durch den in der Stichwahl unterlegenen Kandidaten Ousmane. Diese Vorwürfe wurden (u.a. durch Berichte der DW) durch gar nichts belegt. Es waren lediglich Behauptungen. Es gab einfach keine Beweise, sondern es waren offenbar Behauptungen eines schlechten Verlierers, oder haben Sie andere Quellen?
Und ihre Aussagen zu dem verbrecherischen Verhalten Bazoums als Innenminister sind maßlos übertrieben.
Es hat in Niger Verhaftungen von Journalisten und politischen Gegnern gegeben, die sich Bazoum als Innenminister in der Zeit zwischen 2016 und 2020 zurechnen lasse muss.
Aber die innenpolitische Lage in Niger war immer noch um länger rechtsstaatlicher, als in den allermeisten zentral oder nordafrikanischen Staaten.
Reporter ohne Grenzen gab Niger in Bezug auf Pressefreiheit noch im Jahr 2020 die mittlere Bewertung "Erkennbare Probleme", während fast alle anderen nordafrikanischen und zentralafrikanischen Staaten die schlechte Bewertung "schwierige Lage" oder "sehr ernste Lage" erhalten hatten.
Diese Einstufung von Reporter ohne Grenzen ist ein guter Indikator, um den "Grad der Freiheit" in einem Land zu ermitteln.
Im Übrigen sind rechtsstaatliche Maßstäbe z.B. mitteleuropäischer Prägung auch nicht in einem Land zu erwarten, in dem der politische Gegner mit Gewalt die demokratische Regierung stürzen will. Und das es diese Bestrebungen gab, zeigt der aktuelle Putsch ganz unmittelbar.
Ich fasse zusammen:
Sie delegitimieren den gewählten Präsidenten Bazoum, indem Sie die unbelegten Behauptungen des Wahlbetrugs ihm gegenüber wiederholen (obwohl es dafür keine Belege gibt) und behaupten er sei als Innenminister ein Verbrecher gewesen, wofür es ebenfalls keine Belege gibt. Es gibt Belege für das "harte Vorgehen" der Sicherheitsbehörden gegen politische Gegner und die Presse zu seiner kurzen Zeit als Innenminister, die aber nachweislich zu keiner Verschärfung der ohnehin angespannten rechtsstaatlichen Lage in Niger geführt hatten (die Einstufung von Reporter ohne Grenzen hatte sich in seiner Amtszeit nicht verschlechtert). Persönliche Vorwürfe gegen Bazoum gab es ohnehin nicht, d.h. die Vorwürfe richten sich gegen die Sicherheitsbehörden allgemein.
Sie schließen dann damit, dass die Putschisten, die nach eigenen Angaben lediglich "den fortwährenden Niedergang des Landes aufhalten" wollten, dass ja auch tun müssten, weil es "bitter nötig sei", wie Sie sagen.
Also die Putschisten mussten nach Ihrer Einschätzung diesen Präsidenten stürzen, um das Land voran zu bringen.
Wenn ich nicht zufällig die Entwicklung in Afrika während des letzten Jahrzehnts verfolgt hätte und wüsste, dass sie z.T. Übertreibungen und unbelegte Vorwürfe zu durchaus plausibel klingenden Haufen Unsinn zusammengerührt hätten, würde ich Ihnen gratulieren.
Sie haben viele Menschen hier im Forum offenbar überzeugt.
Das macht mich leider sehr traurig, weil Fakten offenbar nicht wichtig sind und gegen plausibel klingenden Unsinn einfach keine Chance haben.