Suchsland hat offensichtlich keine Ahnung, was der Begriff 'Linke' eigentlich meint.
Das waren relative Gegensätze auf Basis der gemeinsamen Überzeugung von der Alternativlosigkeit des Modell einer liberalen, demokratischen Republik. Diese Überzeugung besteht nicht mehr. Heute geht es um den Gegensatz zwischen Demokratie und Autoritarismus, zwischen freiheitlicher und repressiver Ordnung, zwischen offener Gesellschaft und geschlossener Gemeinschaft.
Dieser Passage kann man entnehmen, dass er zu den TINA-Gläubigen gehört, also jenen, die Thatcher recht geben, der Sicht, die bürgerlich-wirtschaftsliberale Ordnung sei Endpunkt und Apotheose aller politischen Entwicklung. In Suchslands Augen handelt es sich bei Politikern, die daran den geringsten Zweifel haben, um "Krakeeler", mit dem Begriff 'Linke' verbindet er allenfalls eine leicht sozialliberale Schlagseite und / oder die individualidentiären Verirrten, die ehemals sozialdemokratische und grüne Parteien geentert haben und angesichts der realen Lage aufgrund ihrer Fixierung auf randständige Minderheiten trotz intensiver medialer Massage keinerlei Chance auf Massensukkurs mehr haben.
Macron inkarniert geradezu die neoliberale Ideologie und hat - Suchsland erwähnt das wohlweislich nicht - schon in seiner ersten Amtszeit das Steuersystem im Interesse der Kapitaleigner umgebaut. Nun, da die Reaktion der Massen nicht mehr beherrschbar scheint, stürzt er sich in die Arme der harten Rechten, wobei keine Rolle spielt, ob er wie Hugenberg Kontrollfantasien hegt oder nicht. Wie dieser ist er ein Steigbügelhalter für die Machtübernahme des verschärften Kapitalismus, jener Form, die in letzter Konsequenz auf Autoritarismus setzt. Für das Kapital ist die Demokratie - in ihrer bürgerlichen Form ohnehin prekär - nur eine Hülle die man überstreift, wenn und solange sie die eigne Macht befördert. In Krisenzeiten muss man sich ihrer entledigen. Und Macron hilft, ob willentlich oder nicht ist irrelevant.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.06.2024 19:29).