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Avatar von marasek
  • marasek

mehr als 1000 Beiträge seit 16.11.2001

Möglich, aber unrealistisch

Gut, rein theoretisch kann ich jemand anderem meine Wahlbenachrichtigungskarte geben und der geht dann für mich wählen. Auf der Ebene halte ich das sogar nicht mal für amoralisch, ich kann ja auch in einer Abstimmung unter Freunden sagen, "ich schließe mich der Haltung von XY an". Dafür aber eine Geldstrafe/Gefängnis riskieren?

Alles, was über so eine Konstellation hinausgeht - lies, ich verkaufe meine Stimme an Partei X - skaliert nicht. Für jede Stimme bräuchte es einen Doppelgänger (fällt ja auf, wenn jemand mit einem Waschkorb voller WBKs vorbeikommt), und damit sind so viele involviert, dass nur einer reden muss und man hat gleich einen riesigen Skandal an der Backe.

Deutlich angreifbarer ist da die Briefwahl. Hier könnte z. B. ein Partner sicherstellen wollen, dass man wirklich "richtig" wählt und in der Praxis ist das sicherlich häufiger der Fall, als es sein sollte. Stimmenverkauf ist an der Stelle auch einfacher, aber immer noch unverhältnismäßig riskant.

Davon abgesehen haben die USA und Deutschland in der Frage wie Wahlen organisiert sind, so gut wie nichts miteinander gemein. Drüben gibt es weder ein Meldewesen noch einen Personalausweis. Auch die Erfordernis, sich registrieren lassen zu müssen, öffnet der Manipulation Tür und Tor, entweder über kurzfristige Entfernung aus dem Wahlregister oder "Ausnahmeregelungen", nach denen man doch ohne Eintrag wählen darf. Es kommen andere Faktoren hinzu wie der Wahltag an einem Werktag und die anscheinend dünner gestreuten Wahllokale, so dass es zu langen Wartezeiten kommt (was abermals Arbeiter, Alleinstehende, Behinderte usw. usf. benachteiligt). Wenn ich die regelmäßig daraus entstehenden Diskussionen betrachte, bin ich froh um die geradezu schnöde Banalität des Vorgangs hierzulande.

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