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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Wer ist denn der Feind?

Und worin genau unterscheidet sich Wladimir Putin da von Olaf Scholz, Joe Biden, Wladimir Selenski, Emanuel Macron, Donald Trump, Boris Johnson, Ursula von der Leyen etc. oder den Verlautbarungen gewinnorientierter Konzerne?

In der Frequenz und der Intensität. Außerdem bestimmt keiner der Genannten so über die Politik seines Landes bzw. seinen Einflussbereich, wie Putin das in Russland tut. Kann sein dass Trump sich auf dem Weg dahin sieht, aber so lange er noch nicht gewählt ist kann er seinen Stil nur den Republikanern, aber nicht dem ganzen Land aufdrücken.

"Konfliktarmes Miteinander" ist wunderbar. Nur glaube ich, unter anderem wegen Punkt 1, nicht daran, das Putin damit das meint, was Sie und ich vermutlich darunter verstehen. Russland will Kontrolle über sein "Vorfeld" bzw. seinen "Hinterhof", außerdem Zugriff auf die Wirtschaftskraft dieses Raumes, der seine eigene um mehr als das das zehnfache übertrifft. Es ist ein Neuaufguss des Ostblocks, nur ohne sozialistischen Überbau, mit voller Souveränität alleine für Russland und seinen Präsidenten. Russland wird dauerhaft keine Demokratien als Partner dulden (es gibt kein einziges Beispiel dafür), sondern durch Einmischung in die Innenpolitik russlandfreundliche Marionettenregierungen installieren. Selbst eine "Finnlandisierung", also eine Beschränkung des russischen Einflusses auf die Außenpolitik und eine Verpflichtung zur Neutralität, wird Putin nach den schlechten Erfahrungen mit dem Namensgeber Finnland nicht mehr reichen. Er wird mindestens auf einer "Belarussifizierung" bzw. "Orbanisierung" bestehen und jede Abwahl seiner autokratischen Stellvertreter als "Putsch" für illegal erklären und, wie in der Ukraine, intervenieren. Jede Liberalität nach innen wird als Duldung von "Nazismus" die allgegenwärtige Ordnungsmacht auf den Plan rufen und auf deren Unterdrückung bestehen.

Nachdem es eine Zeit lang nach einem weltweiten Siegeszug der Demokratie ausgesehen hat, schlägt das Pendel in den letzten Jahren in Richtung Autokratie und Totalitarismus zurück. Diese Entwicklung wird gewaltig an Fahrt aufnehmen, wenn mit den USA die Führungsmacht der freien Welt selbst mit dem Fall in den Trumpismus die Seite wechselt. Dann sind alle Großmächte (USA, China, Russland, Indien) in der Hand von ähnlich gestrickten, nationalistisch - autokratischen Regimen. Und die wird es dann eben auch in Europa vermehrt geben - es ist unrealistisch, dass Europa sich dauerhaft dagegen verteidigen kann. Es ist ja, nach den jüngsten Wahlergebnissen, sogar fraglich, ob es das überhaupt will. Die Unterwerfung hat bereits begonnen.

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