Axel Farr schrieb am 09.09.2024 21:30:
Wie willst Du einen Krieg zwischen Russland und der NATO verhindern wenn Russland absichtlich auf ihn zusteuern möchte?
Ich sehe das schon als sehr wichtigen Kommentar an und finde es sehr wichtig, ernsthaft und offen zu diskutieren, ob wir den nächsten Weltkrieg als unausweichbar ansehen oder nicht.
Ich stimme Dir tatsächlich in dem Aspekt nicht zu. Ich halte den Weltkrieg nicht für unabwendbar. Aus der Erfahrung von 40 Jahren kaltem Krieg sollten wir gelernt haben, dass die Sowjetunion selbst in ihren stärksten Zeiten keinen Wunsch nach der großen Eroberung des Westens hatte, egal wie viel Blödsinnspropaganda da den eigenen Bürgern eingetrichtert wurde.
Ich sehe eher, dass wir im Westen wieder in so eine vorauseilende Vorwärtsverteidigung laufen (aka: "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt"), aus der wir dann in der Logik des "niemals klein beigeben" nicht mehr rauskommen. Ich mache das z.B. daran fest, dass wir ähnlich wie in Afghanistan auch im Fall der Ukraine keine wirklich Idee haben, wie denn ein Sieg bzw. Frieden nach dem Sieg überhaupt aussehen soll. Meint konkret sowas wie: Wie löst eine siegreiche Ukraine in den Grenzen von 1991 eigentlich dann ihr Problem mit den russisch-sprachigen Minderheiten im Einklang mit den Menschenrechten und EU-Rechtsstandards?
Im letzten Jahrhundert hätte man bei derart auseinanderweichenden Zielen halt einfach mal wieder einen großen Krieg veranstaltet solange bis der Verlierer da die Gebiete abtreten muss und die unerwünschte Bevölkerung vertrieben oder massakriert wurde. Moderne Atomwaffen verhindern das, solange nicht z.B. die Amerikaner alle gemeinsam dafür sterben wollen, welche Fahne über Sevastopol weht.