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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Re: Ergebnis von Kursk: Keine Rede mehr vom "Einfrieren" der Front

alle_guten_namen_sind_schon_weg schrieb am 09.09.2024 22:35:

Axel Farr schrieb am 09.09.2024 21:00:

Ich vermute außerdem, dass die ukrainischen Truppen die seit Anfang August nach Kursk geschickt wurden dort effektiver kämpfen als wenn sie im Donbass verheizt worden wären. Die Ukraine hat russische Truppen beim Verlegen nach Kursk getroffen, diese Gelegenheit Material und Personal zu zerstören hätte sich an der Front im Donbas so nicht ergeben.

Aber selbst vollkommene Ukraine-Unterstützer müssten doch zugeben, dass hier dünn besiedelte, unbefestigte Gebiete in einem anderen Land mit eindeutig feindlich eingestellter Bevölkerung erobert werden, während im Gegenzug jahrelang umkämpfte, strategisch bedeutsame, stark befestigte Gebiete, die die Ukraine auf jeden Fall halten wollte, verloren gehen. Die strukturell unterlegene Kriegspartei mit weniger Ressourcen hat nicht nur freiwillig eine weitere Front eröffnet, die mit Truppen und Nachschub versorgt werden muss. Ein Vorrücken an ebendieser neuen Front ist strategisch wertlos, weil niemals ein Kriegsziel.
Die Kursk-Offensive macht nur dann Sinn, wenn man, wie Du in dem anderen Beitrag beschrieben hast, den Weltkrieg sowieso für unvermeidbar hält, da das logische Ziel der Ukraine nur noch darin bestehen kann, möglichst schnell die NATO in den Krieg zu holen.

Wir können nur spekulieren. Vielleicht hat man in der Ukraine auch realisiert, dass man Russland nur um den Preis von weiteren hunderttausenden Menschenleben vom Rest des Donbass fernhalten kann (der dann durch die umfassende Zerstörung auch noch völlig nutzlos sein wird) und sich entschieden, nicht bis zum letzten Mann dort zu kämpfen sondern sich eine andere Taktik auszudenken.

Ein Punkt wird von den Beführwortern von Friedensverhandlungen auch gerne außer Acht gelassen: Russland hat bereits so viele Verträge und Abmachungen gegenüber der Ukraine gebrochen, dass niemand in der Ukraine mehr der jetzigen russischen Führung traut. Gerade auch die Abmachungen, die 2022 in Istanbul getroffen worden waren (und die Gebietsverluste der Ukraine enthielten) waren in den russischen Forderungen nach fast vollständiger Entwaffnung der Ukraine aus ukrainischer Sicht unannehmbar - die nächste Invasion Russlands in die Ukraine wäre da nur eine Frage der Zeit gewesen.

Und: Es wird nich die Ukraine sein, die die NATO in diesen Krieg zieht falls es wirklich soweit kommt. Das wird Russland auf die eine oder andere Art dann schon selbst bewerkstelligen müssen.

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