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  • Emrymer

mehr als 1000 Beiträge seit 28.08.2020

Re: Und begehen Sie nun Selbstmord, weil Sie können und niemand Sie aufhält?

Die Möglichkeit des Freitods liegt uns als Menschen inne.

Da sind wir uns einig.

Aber ist es ein "Freitod", wenn man subjektiv gar nicht sterben möchte - nur eben keine Wahl mehr zu haben meint? Oder ist das dann nicht gerade ein "Zwangs-Tod", den man dann eben sinnvollerweise auch begrifflich vom "Frei-Tod" unterscheidet?

Aber ich glaube, dass man die Diskussion über Hilfsangebote für Menschen in schwierigen Lebenslagen von der über den Freitod trennen muss. Auch wenn das Erstere ein Risiko für das Zweite darstellt. Es ist nicht dasselbe.

Über den ersten und dritten Satz sind wir ganz einig, nur beim mittleren nicht: das Erstere stellt ein Risiko für etwas dar, das man nicht "Frei-Tod" nennen kann, weil das Sterben (zumindest aus subjektiver Sicht) nicht freiwillig ist. Der Freitod hat zwar strukturelle Ähnlichkeit insofern, als es um das Töten von sich selbst geht, aber ist ansonsten etwas anderes. Wie gesagt, wer sich bei passabler Gesundheit, akzeptabler Zukunftsaussicht und insgesamt in guter Verfassung beschließt umzubringen, für den ist "Freitod" wohl der richtige Begriff.
Aber das macht "Freitod" dennoch nicht zum richtigen Begriff für eine Handlung, die mit dieser gerade geschilderten nur gemeinsam hat, daß jemand sich selbst vom Leben zum Tode befördert. Die Handlung, die aus subjektiv wahrgenommener unentrinnbarer Unfreiheit erfolgt, kann man nicht korrekt als "Frei-Tod" etikettieren. Das wäre bzw. ist der reine Hohn: da ist ja eben zumindest in der Wahrnehmung überhaupt keine Freiheit zum wünschenswerten Leben mehr, und genau das ist einer der zentralen Gründe dafür, sich der Lage durch Sterben zu entziehen.

Es ist schlicht unlauter, die Diskussion über den Freitod damit abzuwürgen, dass sich Menschen aus temporären, subjektiv untragbaren Situationen heraus selbst töten.

Für den "Frei-Tod" im geschilderten Sinne (also eine Entscheidung, die nicht auf eine allzu unangenehme äußere Situation zurückgeht, sondern schlicht ohne Not frei gewählt ist) trifft das so zu. Darum muß man ja eben begrifflich sauber arbeiten und den "Zwangs-Tod" vom "Frei-Tod" klar unterscheiden. Die, die sich umbringen, weil sie meinen, keine andere Option mehr zu haben, wählen nicht den "Frei-Tod", sie begehen Suizid / Selbstmord.

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