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  • Kalman

mehr als 1000 Beiträge seit 17.10.2002

Re: Die kriegen den Rachen nicht voll

Zunächst einmal möchte ich betonen, wie ich den Austausch mit Ihnen schätze, da ein gutes Gespräch die Argumente schärft.

Ich greife drei Punkte auf: Glück, Erbschaft und Vermögenssteuer.

Das das "Glück" der Geburt ungleich verteilt ist, ist offenkundig. Viele Faktoren haben Einfluss auf das Reichtum und den "Erfolg" im Leben:
- Geburtsort (reiches Europa oder armes ...)
- Körperbau (Veranlagung für Größe, Breite, Sportlichkeit, Aussehen!)
- Talente (sprachlich/musikalisch/mathematische Begabung, Disziplin, Ausdauer, ...)
und
Vermögen der Familie in die man hineingeboren wird. Da haben Sie Recht, das ist "Glück" für den Geborenen, auf der anderen Seite aber auch das Werk des Zeugenden, der Vermögen anhäuft und sich fortpflanzt mit seinen Talenten.

Sie bemängeln, dieses Glück, es soll ein Ausgleich geschaffen werden ob des "leistungslosen" Gewinns. Aber wie gleichen wir Talente und Körperbau, soziale Netzwerke und den Einfluss und das Engagement der Eltern aus?

Im Spiegel hieß es aktuell: (https://www.spiegel.de/familie/familiennewsletter-hast-du-die-hausaufgaben-schon-gemacht-a-327a923f-4761-4218-a59f-5dd9b78e3a03) - Thema - "Hast du die Hausaufgaben schon gemacht?", Ich zitiere:
"Ist es fair, wenn Eltern ihren Kindern helfen (selbst oder mithilfe von Nachhilfelehrerinnen oder Nachhilfelehrern) und Eltern mit weniger Ressourcen das nicht können?"

Irgendwo muss eben Schluss sein, eine Angleichung der Startbedingungen kann niemals fair sein. Wichtig ist es, welche Fördermöglichkeiten die Gesellschaft bietet, insbesondere zur Verwirklichung der Schritte 1-5.
1. Kostenlose Bildung um Ambitionierte und Fleißige unabhängig von der Herkunft bis zur Habilitation zu führen.
2. Frei Marktwirtschaft um sein Können und Wissen meistbietend anzubieten.
3. Schutz des Eigentums (z.B. vor Vermögenssteuer) um sich etwas aufbauen zu können
4. Marktwirtschaft zum selbstbestimmten Investieren
5. Zeit (das kommt meist von selbst)

So viel Glück braucht man da nicht.
Sie schreiben

Es können nicht alle ihre 5 Punkte realisieren und auch nicht alle MINT machen. Das ist also kein allgemeingültiger Tipp.
Selbst mit MINT kommt man auch nur im besten Fall zu hohem Wohlstand:

Warum können nicht alle die 5 Punkte realisieren? Ist es selbstverschuldet?
MINT ist ein Feld wo es einfach ist, es gibt noch andere Felder. Wenn man aber die soziale Interaktion (d.h. Sozialberufe) höher priorisiert als die Verwertbarkeit des Berufs (Bezahlung) dann ist diese Wahl selbst gewählt und dementsprechend verbaut man sich dann selbst den Weg zu Reichtum.

Reichtum haben wir nicht definiert, das stimmt. Ab 1-2 Millionen geht es gut los. 1 Million ergibt in ETF "im Schnitt" 70k€ d.h. ca 50k€ netto. Mit Immobilien hat man eher 3% Rendite. Reich würde ich bezeichnen, ist der, der von den Investitionen seines Vermögens leben kann. Dazu reichen 1-2 Millionen Euro. Überwiegend Risikolos!

Soviel zu dem "Glück".

Ich versuche noch zu erfassen wie die Unterscheidung erfolgt zwischen einer Erbschaft (d.h. Übergabe nach Tod), Schenkung (d.h. Übergabe zu Lebzeiten) und Konsumübergaben (Nahrung, Taschengeld, Wohnraum) an die Kinder.

Erbschaften und Schenkungen werden steuerlich gleich behandelt.
Eigentlich ist aber auch das Zahlen von Taschengeld und das Bereitstellen von Wohnraum eine geldwerter Vorteil. Wenn ich die Kinder mit in den Urlaub nehme (Erholungsbeihilfe) ist es auch eine Schenkung. Gesetzlich möchte man also in die Familien einen Keil treiben und vorschreiben wie viel Begünstigung Eltern ihren Kindern und untereinander leisten dürfen. Sehr seltsam.
Welchen förderlichen Sinn kann das haben?

Zur Vermögenssteuer: Hier ist der Lenkungswille ja scheinbar, kein Vermögen aufzubauen, da bereits versteuertes und angespartes Einkommen dann weggenommen wird. Hette man das Geld verprasst, wäre man nicht bestraft worden.
Ich finde das gesellschaftlich nicht sinnvoll Fleiß, Disziplin und Sparsamkeit zu reglementieren. Warum reichen die bereits erhobenen Steuern (auf Einkommen) nicht aus um die Ausgaben zu befriedigen? Evtl. ist das ein Rückgriff auf die Überschrift: "Sie kriegen den Rachen nicht voll". Sind die eingenommenen Steuern alle verprasst, Sondervermögen nicht erlaubt, so geht man an das Vermögen. Evtl. sollte man die Ausgabenseite hinterfragen.

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